Zisternenwasser

Karlchen ist mir wieder zuvor gekommen...
Aber ich finde es schon immer wieder erstaunlich, wie hartnäckig sich Gerüchte im Netz halten, ohne jemals in die Nähe eines fundierten Beweises gelangt zu sein. Wie die Geschichte mit dem Chinosol. Mag ja sein, dass es nicht das wirksamste Fungizid ist. Immerhin hat es gereicht, eine Zulassung als Arzneimittel zu bekommen. Mag auch sein, dass einige wenige empfindliche Arten sensibel darauf reagieren. Aber: eine große Zahl von Kakteenfreunden sät Jahr für Jahr eine noch größere Zahl Kakteenarten aus - mit Chinosol. Und welch Überraschung, es keimt auch mal etwas - trotz Chinosol. Und viele Sämlinge überleben - dank Chinosol.
Und jetzt fragen wir mal in die Runde: wer hat schon einmal zwei gleiche Aussaaten gemacht, einmal mit, einmal ohne Chinosol? Wer kann belastbare Daten liefern? Man ist natürlich immer geneigt, bei einem Fehlschlag nach den Ursachen zu suchen. Aber ohne Beweis bleibt es bei der Spekulation. Und die wird dann gerne mit Polemik garniert. Oder was hat der Schwefel damit zu tun? Vor allem wundert mich, warum jemand, der nach eigenen Worten gar nicht aussät, so vom Leder zieht.
Ähnlich sieht es mit der immer wieder auftauchenden Pflanzenschutzmitteldiskussion aus. Scheissegal, ob etwas legal ist oder nicht, im GWH gilt anscheinend kein Recht. Die gleichen, die gegen die Naturzerstörung an den Standorten zetern, erledigen dies hierzulande durch den unsachgemäßen Gebrauch von hoch potenten Chemikalien. Aber die eigene Sammlung steht ja über allem, da muss man ja nicht mit Fakten argumentieren... Diese Ignoranz führt letztendlich zwangsläufig zu einer stetigen Zuspitzung der Problematik, der Gesetzgeber kann nur durch restriktivere Regelungen darauf Einfluss nehmen. Wie Karlchen schon sagte: deswegen gibt es irgendwann keinen HuK-Zulassungen mehr, und dann: keine Sachkunde, keine PSM...

ciao
Stefan

PS:

Sabine1109 schrieb:Alles war wie immer - Regenwasser abgekocht, Chinosol war drin...

Alles war wie immer, und vorher hat es scheinbar auch geklappt. Da war mit dem Chinosol schnell ein Schuldiger gefunden... dabei ging es bei Sabines Frage gar nicht um schlechtes Keimverhalten, sondern um schlechtes Wachstum nach der Keimung.

Schön geschrieben, Stefan.


Ich frag mich ja im Geheimen- oder hab ichs gar schonmal geschrieben-
ob Chinosol als keimhemmend gilt, weils die Keime, Sporen, Bakterien hemmt?
Lesen und Verstehen von Anwendungsvorschriften scheint ja unter
uns Hobbyanwendern teilweise etwas unpopulär zu sein.

Grüße

Fred

@ stefan.

Ich säe seit 5 jahren nicht mehr aus. Zuvor säte ich jedoch 20 jahre lang regelmässig mit chinosol aus und ich stellte immer wieder fest, dass nicht nur das keim-, sondern auch anschliessende wachstumsverhalten bis zum ersten pikieren beeinträchtigt sein könnte. Denn eine aussaat ohne chinosol keimte und wuchs damals besser. Das ist natürlich nicht repräsentativ. Nur meine erfahrung.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass bei mir der pilz besonders kräftig wütete (mangels sterilisation aller komponenten) und folglich erhöhte ich die dosierung auf ein x-faches keimhemmendes level.

Da muss ich Eike unterstützen.

Keimhemmend heisst es hemmt die Keime Pilze, Bakterien usw.. Nicht es hemmt das Keimen der Aussaat.

Ich setze seit Jahren auf Chinosol. Vielleicht wird es auch übertrieben mit der Menge. Chinosol ersetzt das Sterilisieren nicht.

Also ihr Lieben - ich glaube tatsächlich nicht, dass es am Chinosol gelegen hat.....
Immerhin habe ich nicht das erste Mal Pedios ausgesät und die letzten Male ist trotz oder wegen des Chinosols immer was gekeimt - daran hat es meiner Ansicht nach nicht gelegen, das schließe ich nahezu aus.
Ohnehin habe ich es nie in höheren Dosen verwendet und arbeite stets so steril wie in dem Fall möglich.
Nächstes Wochenende werde ich den zweiten Versuch wagen, auf alle Fälle mit Schwefelsäurebeizung vorab - es ist an Equipment alles da.
Substrat (das Uhlig-Substrat, die gefundenen Reste reichen) wird wie immer im Dampfgarer sterilisiert, das Wasser samt Dünger wird abgekocht und ich werde auch wieder Chinosol ins Anstauwasser packen - wie immer. Ohnehin werden die Samen nach ihrem Bad im lecker Schwefelsüppchen ja definitiv entkeimt sein

Wenn ihr wollt, kann ich ja über Erfolg oder Misserfolg hier nochmal berichten (hoffentlich ersteres........ )

Liebe Grüße an alle Mitleser!
Sabine

Der Fred schrob: Ich frag mich ja im Geheimen- oder hab ichs gar schonmal geschrieben-
ob Chinosol als keimhemmend gilt, weils die Keime, Sporen, Bakterien hemmt?

Klar, wenn man aufgrund der Verunsicherung gar nicht aussät, ist es sogar zu 100% keimhemmend.

Langversion:
Vermutlich ist es alleine schon deshalb keimhemmend, weil Mancher sich verunsichert lässt, ob eine unbehandelte Aussaat nicht schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt sei und deshalb die Aussaat (oder das Nassbeizen) lieber gleich unterbleibt. Mag sein, dass Chinosol in wie auch immer kritischen Dosierungen negative Effekte hat, vielleicht auch artabhängig. Aber es leistet, selbst beobachtet, vor allem in Kombination mit "Sterilisation" des Substrates und richtiger Belüftung etc. wertvolle Dienste.

Hallo zusammen,

da mein Einwand scheinbar der Auslöser für die letzten Beiträge war, möchte ich klar stellen, dass mein Einwurf in Bezug auf Chinosol meinen eigenen Erfahrungen entspricht. Also nichts mit Wissenschaft, Tabellen und doppelt oder dreifach abgesicherten Versuchen. Einfach nur die Erfahrungen eines Amateurs und Nicht-Wissenschaftlers, der auch nicht zum ersten Mal aussät. Es sollte lediglich ein Hinweis auf eine mögliche Ursache sein..., und nicht mehr.

Bislang dachte ich immer, dies wäre ein Forum für Hobby-Liebhaber von Pflanzen, etwas weniger streng wissenschaftlich vielleicht.....hmm , man teilt halt so seine Bedenken & Erfahrungen mit.

Lutek schrieb:...da mein Einwand scheinbar der Auslöser für die letzten Beiträge war,...

Nee, jedenfalz nicht für meinen. Chinosol hat nunmal "so seinen Ruf". Leider werden aber viele Einflussfaktoren immer so einseitig betrachtet, dass man die Multikausalität leicht übersieht. Ich hab viele Lithops unter sehr langwieriger Chinosol-Anwendung hochgezogen, allerdings meist nicht 0,1%, sondern nur 0,05-0,066%ig. Und Saatgut aus manchen Quellen ist einfach als "nicht besonders keimfähig bekannt", um es mal völlig unverfänglich und diplomatisch zu formulieren.
Es wäre schade, wenn nun jetzt ausgerechnet Du Deine Gedanken für Dich behieltest.


*piep*

Wo ist mein Beitrag geblieben.Einfach gelöscht?

Lothar - ich bitte dich! Die Diskussion war doch konstruktiv - warum willst ausgerechnet du dich da jetzt zurück nehmen??
Da bin ich einer Meinung mit Tim: Bitte weiterhin schreiben was du denkst. Nur so kommt ein echter Erfahrungsaustausch zustande - und mehr als an euren Erfahrungen teilhaben zu können, kann ich mir mit einem Thread doch gar nicht wünschen.
Es macht durchaus Sinn, von links nach rechts alle Faktoren nochmal zu durchdenken - und auf manche wäre ich nicht gekommen.
Eine Doktorarbeit werde ich aus der Aussäerei auch ganz sicher NIE machen...........und Statistiken fand ich schon immer etwas trocken