Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!

Das Journal Revue Horticole war ein regelrechter Langläufer. Von 1829 bis 1974 erschienen dessen Ausgaben, unter den unterschiedlichsten Herausgebern, teils auch immer mal mit verändertem Titel. Revue Horticole wurde in Paris von Poiteau and Vilmorin begründet . Über die Jahre waren da auch andere am Werk, z. Bsp. J. Decaisne, É.-A. Carrière, Éd. André und D. Bois. Ab 1843 waren auch Farbtafeln darin zu finden, dabei auch über 50 Darstellungen von Bromelien.
Hier seien mal einige davon im Bild gezeigt. Die Namen auf den Abbildungen lass ich jetzt mal unkommentiert so stehen.
Es sind alles Chromolithografien, also Steindrucke, in mehreren aufeinander folgenden Druckvorgängen in jeweils einer anderen Farbe gedruckt, so dass hierbei sehr lebendige Bilder zustande kamen; auch konnten davon hohe Auflagen hergestellt werden. Die Abbildungen sind aus der Zeit um 1883-1887, Blattgröße etwa DIN A5:





Schön, oder?

Will mal eben zwei schöne Lithos reinschieben, die auch bei Sammlern begehrte Agaven zeigen.



Ich denke mal, dass der Künstler die beiden Arten doch ziemlich gut getroffen hat.

Mal sehen, was ich sonst noch an Agavendarstellungen hier habe. Auch diese Pflanzen haben in ferner Vergangenheit Faszination bei Pflanzenfreunden und Botanikern entfacht. Zu Anfang vielfach mit Aloe zusammengeworfen, hat sich erst mit der Zeit die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Pflanzen nicht zu den Aloen gehören.

Also an dieser Stelle demnächst mal ein paar Agaven. Wie sagt der Lateiner: Agavae praesentare necesse est.

prosopis schrieb:Schön, oder?

Ja, sehr!
Die Chromolithographien leben ja geradezu. Stark.

ciao
Stefan

Hallo Wolfgang danke fürs Zeigen
LG Kurt

Hallo, sensei66, hallo, cactuskurt,
dankeschön für euer feedback! Ich freue mich ehrlich, wenn da einige sind, die sich ebenfalls für solche Sachen interessieren.

Agaven sind ein schönes Thema:

Da gab es mal zwei Brüder, der eine hieß: Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck (1776 – 1858) und der andere: Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck  (1787 – 1837). Beide auf Schloss Reichenberg bei Reichelsheim im  Odenwald geboren, fanden sie im Botanischen Garten Bonn nach unterschiedlichen Lebensläufen wieder zusammen. Der ältere, also der Chr. Gottfried, war Mitbegründer und erster Chef des dortigen Botanischen Gartens, er holte seinen jüngeren Bruder ebenfalls nach Bonn, wo dieser dann Mitdirektor des Gartens wurde. Der ältere wechselte nach Breslau.
Auch heute noch ist der Name Nees von Esenbeck in Bonn als Wegename im Garten präsent.

Da finden sich in meiner Sammlung zwei Abbildungen (Lithographien, altkoloriert) von Agave americana, aus: Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck: „Plantae officinales, oder Sammlung offizineller Pflanzen“, 1821-1833
Das prachtvolle Kräuterbuch des 19. Jhs. erschien in Lieferungen über einen Zeitraum von 12 Jahren. Die fein kolorierten Abbildungen sind ein Meisterwerk des Zeichners Aimé Henry, der neben der Tätigkeit als Lehrling bei Arnz die Malerakademie besuchte und sich zum Aquarellisten ausbilden ließ.
Es gab, meiner Kenntnis nach, nur die eine einzige Ausgabe, keine weiteren Auflagen.
Es sind richtig großformatige, fahnenartige Blätter, der Größe 30 x 49,5 cm.

Hier die Darstellung der gesamten Pflanze, "Agave americana. a"

und hier ein Blütenast davon, um 90° nach rechts gekippt, Agave americana. b:

Die beiden Drucke sind so groß, dass ich sie gar nicht in meine Sammelmappen bekomme. dafür musste ich eigens erst eine Schublade herrichten.

Übrigens war der ältere Nees von Esenbeck (Christian Gottfried Daniel) von 1818 bis 1858 auch Präsident der wissenschaftlichen Gesellschaft "Leopoldina, Deutsche Akademie der Naturforscher", welche (...bin fast schon stolz...) in meiner Heimatstadt Schweinfurt im Jahre 1652 gegründet wurde und welche auch heute noch existiert. Momentaner Sitz ist Halle/Saale. Das Schweinfurter Städtische Krankenhaus trägt deswegen den Namen: Leopoldina-Krankenhaus.
Die Leopoldina ist eine der ältesten Wissenschaftsakademien der Welt.

Zurück zum Altpapier:
Wenn man die Bögen gegen das Licht hält, dann kann man das Wasserzeichen der Papiermanufaktur erkennen. Auf jedem Blatt ist ein anderer Teil des Wasserzeichens zu erkennen. daher habe ich beide Blätter mal nebeneinander an die Fensterscheibe gehalten. Man erkennt sehr deutlich den Schriftzug "J WHATMAN LONDON":

Whatman-Papier hatte seinerzeit einen exzellenten Ruf und war von hervorragender Qualität.

Hallo Wolfgang
Durch dein Interesse an alter Literatur sieht man das Pflanzen schon immer einen Reitz auf die Menschen Ausgeübt Haben. Für mich ist das eine sehr Interessant Sache die ich Früher nicht beachtet habe, Herzlichen dank fürs Zeigen.
LG Kurt

Hallo Wolfgang ,
ich lese auch immer mit, vielen Dank für's zeigen. ich finde es immer wieder spannend, welche Kreativität gerade auch in der Anordnung von Details und deren unterschiedlicher Wiedergabe steckt, wie bei den letzten "Blattlinie" bei A. americana. Da können moderne Darstellungen meistens irgendwie nicht mithalten.

Hallo, cactuscurt,

ja, diese Pflanzen übten auch in früherer Zeit ihren besonderen Reiz aus. Waren doch in den alten Zeiten diese Sachen noch echte Seltenheiten. Ich bringe deswegen als Ergänzung mal einen Ausschnitt aus dem beschreibenden Text zu dieser Agave.


Hallo, abax,

stimmt, die Anordnung gerade auch von Details musste durchdacht sein. Auch das Druckverfahren spielt bei der Wiedergabe von Details eine große Rolle. Der Wurzelstock könnte als Kupferstich so nicht dargestellt werden. Die Lithografie ist hier das geeignetere Verfahren. Deswegen den Wurzelstock nochmals im Detail.

Aber erst der Text (Ausschnitt):
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

und hier nochmal als Ausschnitt der Wurzelstock, wie er oben im ersten Bild mit zu sehen ist:
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

Hallo Wolfgang
Ich bin immer wieder Überrascht .
Danke Kurt

Wenn ich mich auch wiederhole, Wolfgang: Deine charmanten Kleinodien sind immer eine Augenweide!
Wunderbar, was Du uns damit näher bringst.