Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo, cactuskurt,
hallo KarMa,
vielen Dank für euer geschätztes Interesse! Ich freue mich sehr, dass auch mal ein derartiges "Papierthema" auf Gegenliebe stößt.
Dann wollen wir mal weiter beim Thema "AGAVE" bleiben.
Im Jahr 1731 erschien in London eine Zeitschrift, genannt "The Gentleman’s Magazine". Dieses war eine der allerersten Periodika überhaupt, mit einem breiten Themenspektrum aus verschiedenen Quellen und das erste Periodikum, welches den Begriff "Magazin" verwendete. Ab dem Jahr 1732 erschien dazu ein Konkurrenzblatt mit dem schönen Titel "The London Magazine, or, Gentleman's Intelligencer". Ersteres war von der politischen Ausrichtung eher der Tory-Partei, also der konservativen und Monarchie-freundlichen Seite zugeneigt, letzteres eher den "Whigs" zugetan, also insgesamt liberaler eingestellt. Auch darin fanden sich Berichte und Aufsätze zu unterschiedlichsten Themenbereichen.
Neben literarischen und politischen Themen fand man darin beispielsweise auch Berichte über technische Errungenschaften und natürlich auch Reiseberichte und Artikel über die Tier- und Pflanzenwelt ferner Länder.
Versehen waren diese Artikel ab und an mit Illustrationen; es waren einfache Kupferstiche.
In der Juli-Ausgabe des Jahres 1764 findet man im "Gentleman's Intelligencer" eine Abhandlung über die Agave. Hier wurde eine blühende Pflanze vorgestellt. Der Fortschritt der Blütenentwicklung vom 20. April bis zum 22. Juli des Jahres 1763 ist im Text dokumentiert, sowie eine detaillierte Beschreibung der Blüte gegeben. Am 1. Dezember, so der Bericht, war die Pflanze abgeblüht und abgestorben.
Hier die Abbildung dazu.
Solche Blätter sind sehr selten auf dem Markt, da man Zeitungen nicht so gerne aufhob wie ein schönes Buch. Die meisten dieser Magazine sind wohl in den Öfen der Londoner Bevölkerung gelandet.
Dann hätte ich da noch einen weiteren Kupferstich einer Agave anzubieten. Die abgebildete Pflanze ist bezeichnet als "MAGHEY Aloé", aber wie man sehen kann ist das natürlich keine Aloe, sondern ebenfalls eine Agave. Dieses Bild ist bereits von Mitte des 16. Jahrhunderts her bekannt aus den alten Kräuterbüchern von L'Obel, Dodonaeus oder später auch von Tabernaemontanus. Dort als Holzschnitt zu sehen, ist diese Darstellung eins-zu-eins als Kupferstich übertragen worden. Auch Sweert und De Bry hatten die selbe Abbildung in ihren Büchern (1611 und 1612). Die folgende findet sich beim Autor Abbé Prevost, in seinem Buch, welches Reiseberichte enthält. Das Buch hat den schönen Titel: "Histoire Génerale Des Voyages, Ou Nouvelle Collection De Toutes Les Relations De Voyages Por Mer Et Par Terre". Erschienen bei Didot in Paris, 1758. Prevost selbst war ncht auf all diesen beschriebenen Reisen, er hat diese Berichte angeblich dem Hörensagen nach verfasst, eine große Authentizität ist daher nicht immer gegeben. Die Abbildungen hat er sich anscheinend aus alten Buchdarstellungen zusammengesucht.
Bei Giovanni Francesco Gemelli Careri (1651-1725) findet man in dessen Reisebericht von 1719 die genau gleiche Abbildung.
Andernorts auch lediglich mit "Maguey" bezeichnet. Blattgröße 19,5 x 25,5 cm:
Und dann hätte ich da noch eine schöne Lithografie zum Zeigen, ebenfalls eine Agavendarstellung. Hier stehe auch ich komplett auf dem Schlauch, was die Angabe der Quelle betrifft, woher dieses stammen könnte. Entstehungsjahr etwa um 1830. Gezeichnet von einer Person namens "Acarie" und gedruckt bei "Desportes". Vielleicht gibt es hier im Forum ja einen Experten, der mir da weiter helfen kann. Wie gesagt: Hier bin ich noch eifrig am recherchieren...
Hier die Lithografie, welche mir im Moment noch Kopfzerbrechen bereitet (18 x 26 cm):
hallo KarMa,
vielen Dank für euer geschätztes Interesse! Ich freue mich sehr, dass auch mal ein derartiges "Papierthema" auf Gegenliebe stößt.
Dann wollen wir mal weiter beim Thema "AGAVE" bleiben.
Im Jahr 1731 erschien in London eine Zeitschrift, genannt "The Gentleman’s Magazine". Dieses war eine der allerersten Periodika überhaupt, mit einem breiten Themenspektrum aus verschiedenen Quellen und das erste Periodikum, welches den Begriff "Magazin" verwendete. Ab dem Jahr 1732 erschien dazu ein Konkurrenzblatt mit dem schönen Titel "The London Magazine, or, Gentleman's Intelligencer". Ersteres war von der politischen Ausrichtung eher der Tory-Partei, also der konservativen und Monarchie-freundlichen Seite zugeneigt, letzteres eher den "Whigs" zugetan, also insgesamt liberaler eingestellt. Auch darin fanden sich Berichte und Aufsätze zu unterschiedlichsten Themenbereichen.
Neben literarischen und politischen Themen fand man darin beispielsweise auch Berichte über technische Errungenschaften und natürlich auch Reiseberichte und Artikel über die Tier- und Pflanzenwelt ferner Länder.
Versehen waren diese Artikel ab und an mit Illustrationen; es waren einfache Kupferstiche.
In der Juli-Ausgabe des Jahres 1764 findet man im "Gentleman's Intelligencer" eine Abhandlung über die Agave. Hier wurde eine blühende Pflanze vorgestellt. Der Fortschritt der Blütenentwicklung vom 20. April bis zum 22. Juli des Jahres 1763 ist im Text dokumentiert, sowie eine detaillierte Beschreibung der Blüte gegeben. Am 1. Dezember, so der Bericht, war die Pflanze abgeblüht und abgestorben.
Hier die Abbildung dazu.
Solche Blätter sind sehr selten auf dem Markt, da man Zeitungen nicht so gerne aufhob wie ein schönes Buch. Die meisten dieser Magazine sind wohl in den Öfen der Londoner Bevölkerung gelandet.
Hier der Schluss des Beschreibungstextes. Schön, zu lesen, dass Agave mit Aloe oder Yucca ungefähr soviel gemein hätte, wie eine Kiefer mit einer Eiche:
Dann hätte ich da noch einen weiteren Kupferstich einer Agave anzubieten. Die abgebildete Pflanze ist bezeichnet als "MAGHEY Aloé", aber wie man sehen kann ist das natürlich keine Aloe, sondern ebenfalls eine Agave. Dieses Bild ist bereits von Mitte des 16. Jahrhunderts her bekannt aus den alten Kräuterbüchern von L'Obel, Dodonaeus oder später auch von Tabernaemontanus. Dort als Holzschnitt zu sehen, ist diese Darstellung eins-zu-eins als Kupferstich übertragen worden. Auch Sweert und De Bry hatten die selbe Abbildung in ihren Büchern (1611 und 1612). Die folgende findet sich beim Autor Abbé Prevost, in seinem Buch, welches Reiseberichte enthält. Das Buch hat den schönen Titel: "Histoire Génerale Des Voyages, Ou Nouvelle Collection De Toutes Les Relations De Voyages Por Mer Et Par Terre". Erschienen bei Didot in Paris, 1758. Prevost selbst war ncht auf all diesen beschriebenen Reisen, er hat diese Berichte angeblich dem Hörensagen nach verfasst, eine große Authentizität ist daher nicht immer gegeben. Die Abbildungen hat er sich anscheinend aus alten Buchdarstellungen zusammengesucht.
Bei Giovanni Francesco Gemelli Careri (1651-1725) findet man in dessen Reisebericht von 1719 die genau gleiche Abbildung.
Andernorts auch lediglich mit "Maguey" bezeichnet. Blattgröße 19,5 x 25,5 cm:
Und dann hätte ich da noch eine schöne Lithografie zum Zeigen, ebenfalls eine Agavendarstellung. Hier stehe auch ich komplett auf dem Schlauch, was die Angabe der Quelle betrifft, woher dieses stammen könnte. Entstehungsjahr etwa um 1830. Gezeichnet von einer Person namens "Acarie" und gedruckt bei "Desportes". Vielleicht gibt es hier im Forum ja einen Experten, der mir da weiter helfen kann. Wie gesagt: Hier bin ich noch eifrig am recherchieren...
Hier die Lithografie, welche mir im Moment noch Kopfzerbrechen bereitet (18 x 26 cm):
prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Wolfgang einfach Danke das du uns deine Leidenschaft mit uns teilst.
LG Kurt
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cactuskurt- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
vielen Dank, cactuskurt!
An Agavendarstellungen mangelt es in alter Literatur wahrlich nicht. Trotzdem habe ich nicht viele davon in meiner Sammlung. Aber einiges kann ich noch zeigen.
Zum Beispiel mal wieder was aus Curtis's Botanical Magazine, aus dem Jahre 1808/09, eine "Agave virginica". Sie kommt laut Beschreibungstext u.a. in 'Virginia' vor, gemeint sind damit wohl die Virgin Islands, also die Jungferninseln in der Karibik. Sie wurde erstmals 1765 nach Kew Gardens gebracht, von einem Mr. John Cree. Die abgebildete Pflanze stammte aus der Sammlung Loddiges. Conrad Loddiges verfasste ja auch selbst Botanikbücher. Es steht weiter geschrieben, dass die Pflanze auch mit gesprenkelten Blättern vorkäme.
Es ist ein Kupferstich, handkoloriert:
Und hier mal wieder was Deutsches: Eine Lithografie einer "Agave americana" aus dem bei Curt Hoffmann in Stuttgart erschienenen vielbändigen Werk "Das Buch der Welt: ein Inbegriff des Wissenswürdigsten und Unterhaltendsten aus den Gebieten der Naturgeschichte, Naturlehre, Länder- und Völkerkunde, Weltgeschichte, Götterlehre etc." von 1848. Dieses vielbändige Werk war, wie am Titel leicht zu erkennen, ein regelrechtes Sammelsurium von allen möglichen, in jener Zeit spektakulären Dingen, worüber der wissensdurstigen Gesellschaft berichtet werden sollte. Aus dieser Quelle habe ich ja in diesem Thread schon einiges gezeigt. Die Abbildungen sind auch häufig aus anderen, wissenschaftlichen Werken kopiert worden, wie zum Beispiel aus Lemaire/Redouté/De Candolle.
Bevor dieses "Buch der Welt" erschienen war, gab es schon mal einen anderen, der ebenfalls ein solches Sammelsurium der Besonderheiten und Merkwürdigkeiten herausgegeben hatte. Auch daraus habe ich schon einiges gezeigt, nämlich aus dem "Bilderbuch für Kinder" von dem Weimarer Verleger Friedrich Johann Justin Bertuch (1746–1822). Dieses in 237 Einzellieferungen herausgegebene enzyklopädisch angelegte „Bilderbuch für Kinder“ erschien zwischen 1790 und 1830 in einer Auflage von 3.000 Exemplaren. Es umfasste 12 Tafelbände mit 1.185 kolorierten Bildtafeln mit ca. 6.000 einzelnen Kupferstichen. Die Tafeln waren, so heißt es dort, mit einer den „Verstandes-Kräften des Kindes angemessenen Erklärung“ versehen. Auch hier gilt wie beim Buch der Welt: Es war kein wissenschaftliches Werk und die Abbildungen waren aus allen möglichen anderen Werken, wie zum Beispiel aus Curtis's Botanical Magazine u.a. zusammen getragen.
Darin findet sich -diesmal keine 'echte' Agave- sondern ein anderes Agavengewächs, nämlich "Die riesenmässige Fourcroya (Fourcroya gigantea)", heutige Bezeichnung Furcraea foetida. Ein Kupferstich aus dem Jahr 1800:
Und dazu die Beschreibung, wie gesagt "mit den Verstandeskräften des Kindes" lesbar:
An Agavendarstellungen mangelt es in alter Literatur wahrlich nicht. Trotzdem habe ich nicht viele davon in meiner Sammlung. Aber einiges kann ich noch zeigen.
Zum Beispiel mal wieder was aus Curtis's Botanical Magazine, aus dem Jahre 1808/09, eine "Agave virginica". Sie kommt laut Beschreibungstext u.a. in 'Virginia' vor, gemeint sind damit wohl die Virgin Islands, also die Jungferninseln in der Karibik. Sie wurde erstmals 1765 nach Kew Gardens gebracht, von einem Mr. John Cree. Die abgebildete Pflanze stammte aus der Sammlung Loddiges. Conrad Loddiges verfasste ja auch selbst Botanikbücher. Es steht weiter geschrieben, dass die Pflanze auch mit gesprenkelten Blättern vorkäme.
Es ist ein Kupferstich, handkoloriert:
Und hier mal wieder was Deutsches: Eine Lithografie einer "Agave americana" aus dem bei Curt Hoffmann in Stuttgart erschienenen vielbändigen Werk "Das Buch der Welt: ein Inbegriff des Wissenswürdigsten und Unterhaltendsten aus den Gebieten der Naturgeschichte, Naturlehre, Länder- und Völkerkunde, Weltgeschichte, Götterlehre etc." von 1848. Dieses vielbändige Werk war, wie am Titel leicht zu erkennen, ein regelrechtes Sammelsurium von allen möglichen, in jener Zeit spektakulären Dingen, worüber der wissensdurstigen Gesellschaft berichtet werden sollte. Aus dieser Quelle habe ich ja in diesem Thread schon einiges gezeigt. Die Abbildungen sind auch häufig aus anderen, wissenschaftlichen Werken kopiert worden, wie zum Beispiel aus Lemaire/Redouté/De Candolle.
Bevor dieses "Buch der Welt" erschienen war, gab es schon mal einen anderen, der ebenfalls ein solches Sammelsurium der Besonderheiten und Merkwürdigkeiten herausgegeben hatte. Auch daraus habe ich schon einiges gezeigt, nämlich aus dem "Bilderbuch für Kinder" von dem Weimarer Verleger Friedrich Johann Justin Bertuch (1746–1822). Dieses in 237 Einzellieferungen herausgegebene enzyklopädisch angelegte „Bilderbuch für Kinder“ erschien zwischen 1790 und 1830 in einer Auflage von 3.000 Exemplaren. Es umfasste 12 Tafelbände mit 1.185 kolorierten Bildtafeln mit ca. 6.000 einzelnen Kupferstichen. Die Tafeln waren, so heißt es dort, mit einer den „Verstandes-Kräften des Kindes angemessenen Erklärung“ versehen. Auch hier gilt wie beim Buch der Welt: Es war kein wissenschaftliches Werk und die Abbildungen waren aus allen möglichen anderen Werken, wie zum Beispiel aus Curtis's Botanical Magazine u.a. zusammen getragen.
Darin findet sich -diesmal keine 'echte' Agave- sondern ein anderes Agavengewächs, nämlich "Die riesenmässige Fourcroya (Fourcroya gigantea)", heutige Bezeichnung Furcraea foetida. Ein Kupferstich aus dem Jahr 1800:
Und dazu die Beschreibung, wie gesagt "mit den Verstandeskräften des Kindes" lesbar:
prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Wahre Kunstwerke Wolfgang ist immer schön zum ansehen.
LG Kurt
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cactuskurt- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Danke, Kurt!
Bevor es zum Thema Agave weiter geht, hier mal eine Kleinigkeit zum Entspannen:
1847 hatte der berühmte Chemiker Justus Liebig durch Eindampfen von Rindfleisch einen Fleischextrakt hergestellt, welcher von der Herstellerfirma als Liebig's Fleisch-Extract auf den Markt gebracht wurde. Als Marketingstrategie wurden den Produkten Sammelbilder beigelegt. Das waren kleine Serien zu allen möglichen Themen.
Und: Ihr werdet es bereits erraten haben; es gab auch eine Serie mit Kakteen.
Und das Schärfste: Darüber gibt es sogar eine Doktorarbeit, abgeliefert im Jahr 2010 an der Uni Hamburg, zum Thema "Popularisierung und Zirkulation von Wissen, Wissenschaft und Technik in visuellen Massenmedien"
Bevor es zum Thema Agave weiter geht, hier mal eine Kleinigkeit zum Entspannen:
1847 hatte der berühmte Chemiker Justus Liebig durch Eindampfen von Rindfleisch einen Fleischextrakt hergestellt, welcher von der Herstellerfirma als Liebig's Fleisch-Extract auf den Markt gebracht wurde. Als Marketingstrategie wurden den Produkten Sammelbilder beigelegt. Das waren kleine Serien zu allen möglichen Themen.
Und: Ihr werdet es bereits erraten haben; es gab auch eine Serie mit Kakteen.
Und das Schärfste: Darüber gibt es sogar eine Doktorarbeit, abgeliefert im Jahr 2010 an der Uni Hamburg, zum Thema "Popularisierung und Zirkulation von Wissen, Wissenschaft und Technik in visuellen Massenmedien"
Hier 4 Stück aus der Serie Kakteen, aus dem Jahr 1908. Viel Spaß beim Betrachten der kleinen Chromolithografien:
prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo Wolfgang
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cactuskurt- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo, Kurt,
in der Tat. Die hatten schon vor über 100 Jahren gewusst, wie man Kunden bei der Stange hält. Von diesen Liebig-Bildchen liegen noch einige da bei mir. Ab und an streue ich halt mal was davon ein.
Weiter geht's mit Agaven:
In der E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung in Stuttgart erschien seinerzeit die "Illustrirte Garten-Zeitung - Eine monatliche Zeitschrift für Gartenbau und Blumenzucht, herausgegeben von der Gartenbau-Gesellschaft Flora in Stuttgart". In Band 4, Jahrgang 1860 finden wir eine Lithografie einer Agave filifera Salm Dyck. Wie in allen Ausgaben ein separat beigefügtes Blatt mit unbedruckter Rückseite:
Und noch was: In "Encyclopedie Methodique: Botanique" (Paris 1783–1808), von Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck finden sich schöne Kupferstiche von Tieren und Pflanzen, dabei auch ein Blatt mit unterschiedlichen Agavengewächsen, von etwa 1790, die Tafel 235:
Namhafte Zeichner waren damals am Werk. Zunächst in schwarz/weiß erschienen, wurden diese dekorativen Stiche oft erst in viel späterer Zeit nachträglich koloriert. Hier und beim nächsten gezeigten dürfte es sich um solche nachträglich kolorierte Blätter handeln.
Lamarck war übrigens der "Erfinder" des Begriffes "Biologie".
Das sollte es erst mal gewesen sein, was alte Agavendarstellungen betrifft.
Dabei wurden diese ja früher oft mit Aloe in einen Topf geworfen, wie man immer wieder feststellen kann. Lamarck bzw. seine Nachfolge-Autoren trennten die beiden Gattungen Agave und Aloe und brachte in ähnlicher Aufmachung mit Tafel 236 einige Aloe-Darstellungen, also Pflanzen, die er für Aloen hielt:
Womit wir bei Aloe wären. Demnächst also mal was aus der Aloe-Ecke. Zwar habe ich schon einiges dazu gezeigt, aber es liegen noch ein paar Aloe-Darstellungen da.
Bis dahin viel Spaß beim Betrachten
in der Tat. Die hatten schon vor über 100 Jahren gewusst, wie man Kunden bei der Stange hält. Von diesen Liebig-Bildchen liegen noch einige da bei mir. Ab und an streue ich halt mal was davon ein.
Weiter geht's mit Agaven:
In der E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung in Stuttgart erschien seinerzeit die "Illustrirte Garten-Zeitung - Eine monatliche Zeitschrift für Gartenbau und Blumenzucht, herausgegeben von der Gartenbau-Gesellschaft Flora in Stuttgart". In Band 4, Jahrgang 1860 finden wir eine Lithografie einer Agave filifera Salm Dyck. Wie in allen Ausgaben ein separat beigefügtes Blatt mit unbedruckter Rückseite:
Hier die zugehörige Beschreibung. Man kann lesen, dass diese Art im Winter mindestens "Stubentemperatur" benötigt:
Und noch was: In "Encyclopedie Methodique: Botanique" (Paris 1783–1808), von Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck finden sich schöne Kupferstiche von Tieren und Pflanzen, dabei auch ein Blatt mit unterschiedlichen Agavengewächsen, von etwa 1790, die Tafel 235:
Namhafte Zeichner waren damals am Werk. Zunächst in schwarz/weiß erschienen, wurden diese dekorativen Stiche oft erst in viel späterer Zeit nachträglich koloriert. Hier und beim nächsten gezeigten dürfte es sich um solche nachträglich kolorierte Blätter handeln.
Lamarck war übrigens der "Erfinder" des Begriffes "Biologie".
Das sollte es erst mal gewesen sein, was alte Agavendarstellungen betrifft.
Dabei wurden diese ja früher oft mit Aloe in einen Topf geworfen, wie man immer wieder feststellen kann. Lamarck bzw. seine Nachfolge-Autoren trennten die beiden Gattungen Agave und Aloe und brachte in ähnlicher Aufmachung mit Tafel 236 einige Aloe-Darstellungen, also Pflanzen, die er für Aloen hielt:
Womit wir bei Aloe wären. Demnächst also mal was aus der Aloe-Ecke. Zwar habe ich schon einiges dazu gezeigt, aber es liegen noch ein paar Aloe-Darstellungen da.
Bis dahin viel Spaß beim Betrachten
prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
In Beitrag #92 habe ich aus dem Londoner Magazin "The London Magazine, or, Gentleman's Intelligencer" bereits eine Agavendarstellung gezeigt. Darin findet sich auch ein Stich einer Aloe-Pflanze, schlicht und einfach mit "The ALOE" bezeichnet. Erschienen in der August-Ausgabe des Jahres 1764, Größe ca 13 x 21 cm:
Genau diese Abbildung geisterte seinerzeit durch viele Bücher. Bei einigen weiteren Autoren findet sich eben diese Darstellung, oft auch spiegelverkehrt zur hier gezeigten. Bei dem Bild aus dem Londoner Magazin handelt es sich also wohl um eine Kopie. Bei Salm-Dyck, J., "Monographia generum Aloes et Mesembryanthemi", vol. 1: , fig. 29.9 (1849-1863) findet man zwar die oben gezeigte Blüte wieder, in Verbindung mit Gasterien, welche damals noch unter Aloe liefen.
Bei Henry Fisher, Caxton Press Liverpool, brachte zwischen 1816 und 1820 Thomas Green sein "Universal Herbal... heraus. Da findet man oft auch mehrere Pflanzen nebeneinander abgebildet. So auch die oben gezeigte Aloe, hier als "Aloe LINGUA Tongue Aloe" bezeichnet, daneben "ALOE VARIEGATA". Ein Kupferstich (da kein Plattenrand zu sehen, vielleicht eine Lithografie, bin mir nicht sicher), Blattgröße 26,5 x 21 cm:
Ich habe mir mal den Spaß gemacht und die beiden hier gezeigten nebeneinander gestellt, das Bild von Th. Green dabei seitenverkehrt gespiegelt:
Ähnlichkeit lässt sich nicht verleugnen.
Schön bunt geht es manchmal bei Curtis zu. In "Curtis's Botanical Magazine" finden sich haufenweise Aloe-Beschreibungen. Hier einige Abbildungen daraus, alles Kupferstiche im Format etwa 15 x 24 cm :
Und zum Schluss mal wieder eine Bilderserie, belgische Ausgabe, von "Liebig's Fleisch-Extract", hier sind's Sukkulenten. Agave und Aloe ist auch dabei:
Genau diese Abbildung geisterte seinerzeit durch viele Bücher. Bei einigen weiteren Autoren findet sich eben diese Darstellung, oft auch spiegelverkehrt zur hier gezeigten. Bei dem Bild aus dem Londoner Magazin handelt es sich also wohl um eine Kopie. Bei Salm-Dyck, J., "Monographia generum Aloes et Mesembryanthemi", vol. 1: , fig. 29.9 (1849-1863) findet man zwar die oben gezeigte Blüte wieder, in Verbindung mit Gasterien, welche damals noch unter Aloe liefen.
Bei Henry Fisher, Caxton Press Liverpool, brachte zwischen 1816 und 1820 Thomas Green sein "Universal Herbal... heraus. Da findet man oft auch mehrere Pflanzen nebeneinander abgebildet. So auch die oben gezeigte Aloe, hier als "Aloe LINGUA Tongue Aloe" bezeichnet, daneben "ALOE VARIEGATA". Ein Kupferstich (da kein Plattenrand zu sehen, vielleicht eine Lithografie, bin mir nicht sicher), Blattgröße 26,5 x 21 cm:
Ich habe mir mal den Spaß gemacht und die beiden hier gezeigten nebeneinander gestellt, das Bild von Th. Green dabei seitenverkehrt gespiegelt:
Ähnlichkeit lässt sich nicht verleugnen.
Schön bunt geht es manchmal bei Curtis zu. In "Curtis's Botanical Magazine" finden sich haufenweise Aloe-Beschreibungen. Hier einige Abbildungen daraus, alles Kupferstiche im Format etwa 15 x 24 cm :
zunächst ebenfalls diese "ALOE LINGUA", von 1806. Heute also wohl Gasteria:
"ALOE MITRAEFORMIS" von 1811:
"ALOE HUMILIS" von 1805:
"ALOE SAPONARIA" von 1811:
"ALOE PLICATILIS" von 1799:
Und zum Schluss mal wieder eine Bilderserie, belgische Ausgabe, von "Liebig's Fleisch-Extract", hier sind's Sukkulenten. Agave und Aloe ist auch dabei:
prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Da gab es in Deutschland mal eine Zeitschrift, genannt "Allgemeines Teutsches Garten Magazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens" Herausgegeben in Weimar von Friedrich Justin Bertuch (der mit dem "Bilderbuch für Knder"), findet sich in einer Ausgabe des Jahres 1809 ein schöner Stich einer "Aloe brevifolia".
Das Blatt hab' ich mal rausgekramt um es hier zu zeigen:
Ich habe diese Abbildung glaub' ich auch schon bei anderen Autoren gesehen, dennoch ist diese hier bemerkenswert. Da wurde beim Stechen der Kupferplatte nicht wie üblich mit dem Grabstichel gearbeitet und feine Linien gezogen, sondern die Umrisse wurden in Punktiermanier hergestellt.
Hier zwei Ausschnitte davon, um dies zu verdeutlichen:
Nach der Art der unter der Lupe etwas "ausgefranst" wirkenden Punkte zu urteilen, könnte es sich hier um eine Radierung handeln. Da wird auf die Kupferplatte eine säurefeste Ätzschicht aufgebracht, welche erst durchstochen, bzw. weggekratzt wird, um anschließend die Platte in ein Säurebad zu legen. An den freigelegten Stellen greift die Säure das Kupfer an, somit werden Punkte oder Linien in die Platte geätzt. Danach wird die Deckschicht von der Platte entfernt und wie beim Kupferstich gedruckt; also Farbe in die Vertiefungen gerieben, welche beim Pressen auf leicht feuchtes Paoier von diesem aufgesogen wird.
Je nachdem, wie lange man die Säure einwirken lässt, gibt es tiefe, dicke oder schwache Linien oder eben Punkte. Im Gegensatz zu den mit einem Eisenwerkzeug in die blanke Platte eingegrabenen Linien, welche einigermaßen glattrandig sind, wirkt da alles etwas "ausgefranst", weil die Säure sich halt eben überallhin rein frißt. Der Vorteil der Radierung ist, dass man schwungvoller arbeiten kann und Rundungen viel besser gelingen, man muss keine Späne abheben, sondern einfach nur die dünne Schutzschicht weg kratzen. Es läßt sich somit wie mit einem Zeichenstift arbeiten. Rembrandt war ein Meister in der Radiertechnik.
Hab' mangels Makro-Ausrüstung mal die Lupe vor das Objektiv gehalten. Ich denke, man sieht es einigermaßen:
Das Blatt hab' ich mal rausgekramt um es hier zu zeigen:
Ich habe diese Abbildung glaub' ich auch schon bei anderen Autoren gesehen, dennoch ist diese hier bemerkenswert. Da wurde beim Stechen der Kupferplatte nicht wie üblich mit dem Grabstichel gearbeitet und feine Linien gezogen, sondern die Umrisse wurden in Punktiermanier hergestellt.
Hier zwei Ausschnitte davon, um dies zu verdeutlichen:
Nach der Art der unter der Lupe etwas "ausgefranst" wirkenden Punkte zu urteilen, könnte es sich hier um eine Radierung handeln. Da wird auf die Kupferplatte eine säurefeste Ätzschicht aufgebracht, welche erst durchstochen, bzw. weggekratzt wird, um anschließend die Platte in ein Säurebad zu legen. An den freigelegten Stellen greift die Säure das Kupfer an, somit werden Punkte oder Linien in die Platte geätzt. Danach wird die Deckschicht von der Platte entfernt und wie beim Kupferstich gedruckt; also Farbe in die Vertiefungen gerieben, welche beim Pressen auf leicht feuchtes Paoier von diesem aufgesogen wird.
Je nachdem, wie lange man die Säure einwirken lässt, gibt es tiefe, dicke oder schwache Linien oder eben Punkte. Im Gegensatz zu den mit einem Eisenwerkzeug in die blanke Platte eingegrabenen Linien, welche einigermaßen glattrandig sind, wirkt da alles etwas "ausgefranst", weil die Säure sich halt eben überallhin rein frißt. Der Vorteil der Radierung ist, dass man schwungvoller arbeiten kann und Rundungen viel besser gelingen, man muss keine Späne abheben, sondern einfach nur die dünne Schutzschicht weg kratzen. Es läßt sich somit wie mit einem Zeichenstift arbeiten. Rembrandt war ein Meister in der Radiertechnik.
Hab' mangels Makro-Ausrüstung mal die Lupe vor das Objektiv gehalten. Ich denke, man sieht es einigermaßen:
prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo Wolfgang,
kann es sein, dass man mittels dieser Punktierung im wahrsten Sinn des Wortes 1:1 "abgekupfert" hat? Wenn man eine geeignete Vorlage hat, dann kann man die ja über die Kupferplatte legen und die Punkte durchstechen. Vorteil dieser Methode: Man kann das Original von Anfang bis Ende auf der Kupferplatte liegen lassen. (Das Original ist allerdings danach ziemlich löchrig.)
kann es sein, dass man mittels dieser Punktierung im wahrsten Sinn des Wortes 1:1 "abgekupfert" hat? Wenn man eine geeignete Vorlage hat, dann kann man die ja über die Kupferplatte legen und die Punkte durchstechen. Vorteil dieser Methode: Man kann das Original von Anfang bis Ende auf der Kupferplatte liegen lassen. (Das Original ist allerdings danach ziemlich löchrig.)
william-sii- Kakteenfreund
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