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Wozu benötigt man Hybriden?

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Beitrag  günni So 24 Mai 2020, 18:36

....ich denke mal der mensch hat einfach angst vor kontrollverlust; nicht die krone/herr der schöpfung zu sein (die er nie war und nie sein wird). angst vor der einsicht, dass er eigentlich recht unwichtig ist in der natur (denn pacha mama ist der boss und gott)..... drum versucht er immer zu steuern, zu (unter)ordnen und zu manipulieren. gibt ihm halt gefühlte sicherheit.... einfach gaga..... Sad


Zuletzt von günni am So 24 Mai 2020, 18:36 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Wozu benötigt man Hybriden? - Seite 4 Empty Re: Wozu benötigt man Hybriden?

Beitrag  Gast So 24 Mai 2020, 18:36

Um mal bei den Kakteen-Hybriden zu bleiben: Ob das jetzt ethisch unkorrekt ist, wenn jemand als Hobby, privat und in seinem Gewächshaus Echinopsis- oder Tricho-Hybriden züchtet, sei mal dahingestellt.

Fakt ist doch, dass das oft viel leichter für den Laien funktoniert, als aus zwei botanischen Arten reine Nachkommen zu erzielen. Bei letzterem ist es zwingend notwendig, die blühenden Pflanzen rechtzeitig zu separieren. Bei Hybriden würde es zunächst mal ausreichen, den Insekten beim Bestäuben freie Hand zu lassen. Will man dagegen gezielter vorgehen, braucht es auch hier Sinn und Verstand und entsprechendes Know-how.

Da ist sicher eine große Portion Spaß an der Freud und Entdeckerdrang dabei. Wenn es dann aber ans ernsthafte Züchten von Hybriden geht, muss man schon ein Zuchtziel haben. Eigens zu diesem Zwecke gibt es ja die Echinopsis Hybriden AG. Da haben ernsthafte Züchterkollegen in der Regel schon ein Ziel, das sie mit ihren Kreuzungen erreichen wollen. Und in sehr vielen Fällen geben ihnen die langjährigen Bemühungen doch recht. Und im Falle des Erfolgs, also des Hervorgehens einer tollen Blüte, kann man doch vielleicht sagen, dass der Mensch hier doch klüger* ist als die Natur.
*Klüger im Sinne von: er macht sich Gedanken, notiert sich seine Zuchtlinien, selektiert, plant, verändert so lange, bis die Ergebnisse seinen Wünschen entsprechend passen.

Was mir ein Dorn im Auge dabei ist, dass man eine Unmenge Pflanzengut wegwerfen muss, bis man endlich eine vorzeigbare Hybride hat. Das steht m. E. in keinerlei Verhältnis.

Ein anderer Aspekt, da gebe ich dir recht, ist, dass Hybriden NUR für den Markt gezielt produziert werden. Selbst bis dahin ist es ja ein endlos weiter Weg, es sei denn, die Leute sind so verrückt, vorhandenes Hybriden-Material auf Teufel komm raus zu vervielfachen, um es dann möglichst schnell für einen möglichst hohen Preis zu verhökern. Aber auch hier wurde ja bereits gesagt, dass dazu immer zwei Seiten gehören. Einer, der den Gewinn macht und einer, der dafür tief in die Tasche greift.

Ich selbst bin der Schönheit von Echinopsis- und Tricho-Hybriden auch einige Jahre lang erlegen. Das hat sich allerdings mittlerweile relativiert. Ich finde nämlich durchaus, dass auch Pflanzen-Hybriden durchaus körperliche Gebrechen, Schwachstellen im System haben. Eben weil sie unnatürlich sind. (Viele der Elternpflanzen kämen in der Natur überhaupt nicht zusammen, weil sie schlicht an völlig entfernten Standorten leben.) Schwächelnde, gar kranke Pflanzen wandern dann schnell in den Müll. Ex und hopp. Regelmäßig Blüten erscheinen auch nicht unbedingt oder wenn, dann nicht immer im selben Aussehen reproduzierbar.

Deshalb habe ich mich seit geraumer Zeit dazu entschieden, Hybriden so gut es geht aus meinen Beständen zu entfernen. Weil ich nämlich festgestellt habe, dass die Natur eben DOCH die bessere Wahl ist. Mit großer Regelmäßigkeit kann ich mich bei den botanischen Kakteen immer wieder an einer reichlichen Vielfalt an Blüten erfreuen, die meisten Pflanzen wachsen zu Prachtexemplaren heran, wenn man sie nicht kaputtpflegt.  Die Pflanzenkörper haben eine schier unendliche Vielfalt, was ich explizit von EHs und THs nicht behaupten kann. Die sind ohne Blüten einfach - totlangweilig. Auch Astro-Hybriden habe ich bislang nicht über einen längeren Zeitraum halten können, da mag der Körper noch so ausgefallene Punkte oder Flecken haben. Und warum sollte ich diese oder jene Hybriden auf Krücken halten, sprich auf eine völlig fremde Unterlage pfropfen?

Fazit: Man KANN den Kakteen-Hybriden erliegen, weil sie entweder eine besondere Blüte oder einen besonders aussehenden Körper haben. Man KANN Freude an der Hybridisierung haben, wenn man den entsprechenden Entdeckergeist und einen langen Atem mitbringt. Man KANN auch andere machen lassen, wenn man bereit ist, dafür tief in die Tasche zu greifen. Würde ich nicht tun, aber ich würde mir auch keine Luxuskarosse hinstellen. Alles Ansichtssache.

Somit gebe ich dir recht: Die Natur hat eigentlich schon alles gerichtet, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Allerdings, so musste ich mich kürzlich belehren lassen, ist auch nicht alles grundsätzlich nur gut, was wir als natürlich bezeichnen. Der Corona-Virus wäre ein aktuelles Beispiel. Natürlichen Ursprungs, aber Mist für alle. Also auch hier durchaus eine Kehrseite der Medaille.
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Beitrag  larshermanns So 24 Mai 2020, 19:49

Ich sehe das recht entspannt.
Als ich in den 1990'ern mit Kakteen angefangen hatte, da gab es kaum Hybriden auf dem Markt, zumal es kein Internet gab, über das man sich hätte austauschen können.
Gerade vor ein paar Tagen habe ich mir tatsächlich Hybriden bei Uhlig-Kakteen bestellt: 2x Echinopsis und 1x Chamaecereus. So what? Mir geht es um die Blüten ...
Und was wären wir heutzutage ohne Hybriden?
Schon mal Banane gegessen?
Schon mal eine echte, wilde Banane gesehen?
Nicht ohne Grund verkaufen die Amis ihre Bananen als "boneless", also "ohne Knochen". Die echte Banane ist nämlich voller Samenkörner und nur schwer zu essen. Wink
Und auch sonst sehe ich es völlig aus der ökonomischen Sicht: Nachfrage und Angebot
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Beitrag  Cristatahunter So 24 Mai 2020, 21:06

Wer keine Hybriden benötigt, soll einfach keine kaufen.

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Beitrag  Tarias So 24 Mai 2020, 21:09

Hallo Jörg,

natürlich gibt es bei den Hybridenzucht Auswüchse aller Art, aber um auf deine Ausgangsfrage zu antworten: Hybriden können einfach unglaublich viel Freude machen.

Gemüse- und Obsthybriden sind Grundlage unserer Ernährung, über die brauchen wir wohl nicht diskutieren.
Hybriden im Zierpflanzenbereich sind einfach eine fantastische Spielwiese für den menschlichen Schöpfergeist.
Ich sehe darin nicht wirklich einen "Kontrollwahn" oder eine irgendwie verkorkste Einstellung gegenüber der Natur. Und da Geschmäcker einfach grundverschieden sind, gibt es auch die verschiedensten Zuchtziele.
Niemand ist gezwungen eine "Gurkensammlung" aus Trichocereen zu mögen, oder eine Sammlung gepfropfter Cristaten, panaschierter oder monströser Wuchsformen. Für mich ist das aber genau so zu akzeptieren wie die unterschiedlichen Geschmäcker beim Essen. Der eine liebt Chili, der andere Pizza oder Austern.
Und wenn eine handvoll der sicher aberhunderten Züchter derzeit damit auch etwas Geld verdient, dann finde ich das auch nicht verwerflich. Natürlich sind viele der derzeit gehypten Hybriden im Internet noch in keiner Weise auf ihre Qualitäten getestet. Aber dessen sind sich die Käufer, die hunderte Euro dafür ausgeben vermutlich bewusst.

Kakteen und andere Sukkulenten sind fantastische Pflanzen, sie sind unendlich formenreich, und natürlich könnte man mit einer hybridenlosen Sammlung genau so viel Freude und Faszination erleben.
Warum haben Menschen angefangen Iris, Hemerocalllis oder Narzissen zu züchten? Rosen in allen Farben und mit einer unendlichen Palette von Düften?
Entdeckergeist, Spannung, Faszination an der unendlichen Formenvielfalt, die die Natur mit unserem kleinen Schubs zustanden bringt. Das ist der Grund für Hybriden.

Ich verstehe, was du mit deinem Beitrag sagen willst.
Ich finde es nur wichtig, bei allen echten oder vermeintlichen "Fehlentwicklungen" der Hybridenzucht die Freude und Schönheit nicht aus den Augen zu verlieren, die die Zucht und die Pflege von Hybriden schenken können.
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Wozu benötigt man Hybriden? - Seite 4 Empty Re: Wozu benötigt man Hybriden?

Beitrag  Gast So 24 Mai 2020, 23:41

Ich zitiere mal aus dem guten, alten Fleischer & Schütz: "Kakteenpflege - Eine Anleitung"
"Bei Rosen, Dahlien und anderen Zierpflanzen will man durch Kreuzung immer neue Kultivare hervorbringen. Dagegen schätzt man bei Kakteen grundsätzlich nur die reinen, botanischen Arten. Deswegen ist darauf zu achten, daß bei der Befruchtung nicht etwa hybridisierte Samen entstehen. Verdächtige Früchte sollte man lieber vernichten. Die Hybridisation ist nur für Untersuchungen oder die Forschung zulässig."

Irgendwie hat sich seither in den letzten Jahren daran minimal etwas verändert. Insofern kann ich Jörg schon gut verstehen. Zumal ich selbst ja auch keine Hybriden mag, da uns ja die Natur selbst bereits genug hervorragende Auswahl liefert.
Aber ganz ehrlich: Live and let die! Wenn jemand auf Hybriden steht, so what! Ich werde den deswegen ganz sicher auch nicht verdammen oder gar als minderwertigen Sammler bezeichnen. Jedem das Seine! Und vor den richtigen guten Züchtern ziehe ich respektvoll meinen Hut, da gehört nämlich einiges dazu.

Ich persönlich hab sogar extra dies hier gelesen, um meine vorhandenen Restvorurteile abzubauen: https://www.nhbs.com/title?slug=succulents-in-cultivation-book Deswegen mag ich nun immer noch keine Hybriden, aber vielleicht kann ich die Begeisterung anderer nun noch ein bissl mehr nachvollziehen und akzeptieren.
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