Fragen zu Vorteilen versch. Pfropfunterlagen und zum handwerklichen Vorgehen.

Guten Tag!

Ich hoffe meine Frage gehört hier bereits hin, ich liebäugelte auch mit dem Anfängerforum - aber auch wenn ich Anfänger bin habe ich mich bereits über das Thema informiert, und nun einige Fragen die mehr oder weniger speziell meine persönliche Situation betreffen.

Kurz: wenns falsch ist, bitte verschieben. Ich gelobe Besserung.

Aktuell besitze ich zwei Trichocereus pachanoi, sowie einen T. peruvianus. Auch einen Myrtillocactus geometrizans würde ich ggfs. noch zum Pfropfen anschaffen. Ich habe bereits gemerkt, dass der T. pachanoi scheinbar am häufigsten zum Pfropfen gewählt wird.

Aus dem Baumbereich ist mir bekannt, dass verschiedene Unterlagen auch verschiedene Vorteile bieten können. So scheint bei der Kombination Lophophora williamsii + Unterlage, die mir derzeit als erstes vorschwebt, auch Pereskiopsis eine Möglichkeit zu sein - da gefällt mir das optische Ergebnis aber überhaupt nicht.

Dies führt mich zu meiner ersten Frage:
- ist von den möglichen Unterlagen die eine oder andere für bestimmte Zwecke zu bevorzugen? Beispielsweise nässeresistenteren Wurzelstock vs. schnelleres Wachstum? Ist Trichocereus pachanoi bereits die beste Alternative?

Nun habe ich bei meinen Recherchen gelernt, dass sich "nur" die Wachstumsringe überlappen müssen und ansonsten egal ist, wo ich den Wurzelspender abschneide. Dachte ich jedenfalls, bis ich las dass man nur im Bereich der Spitze aufpfropfen kann. Was ist korrekt?

Auch die Winterruhe sei zu beachten. Ist es fürs Pfropfen dieses Jahr eventuell schon zu spät?


Mein ursprünglicher Plan war,  den weniger schönen (etwas krumm) T. pachanoi etwa auf halber Höhe zu kappen, die Rippen anzuschrägen, den LW von seinem Wurzelstock zu trennen und mit einem Nylonsöckchen leicht versetzt auf dem TP zu fixieren, indem ich das Söckchen über den ganzen Kladderadatsch stülpe und an den nach unten ausgerichteten Dornen des TP verankere.

Das abgeschnittene Stück TP würde ich mit Zimt desinfizieren und in einem Monat oder so wieder einpflanzen.

Soweit MEIN Plan - und jetzt bitte Eure konstruktive Kritik, wo ich noch was verbessern kann oder sogar muss.

Vielen Dank!

P.S.:
Am liebsten möchte ich natürlich winterharte, staunässe liebende Kakteen die in einer Woche ausgewachsen sind. Ich vermute aber, das wird so nicht gehen. Im Zweifel würde ich eine Unterlage bevorzugen, die meine LW unanfälliger gegen Pflegefehler macht, auch wenn sie dann nicht so schnell wachsen wie bei einer anderen Unterlage.

Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum!

Es kommt immer darauf an, was man will. Eine Hochpfropfung funktioniert genauso wie tief pfropfen. Es gibt hier unzählige Threads zu dem Thema, viel Spaß beim Stöbern.

Ansonsten sollte man sich vor jeder Pfropfung die Frage stellen, warum man überhaupt pfropfen will und daraus ergeben sich dann die Antworten. Notpfropfungen, schnelle Vermehrung seltener Arten oder der Erhalt extrem heikler Arten sind natürlich ein eigener Fall.
a) warum nicht der Natur den gewollten Lauf lassen und wurzelecht kultivierten?
b) für möglichst schnelles Wachstum empfehlen sich schnell wachsende, treibende Unterlagen (was aus dem Pfröpfling aber auch eine aufgeblasene Wassermelone machen kann)
c) für den Erhalt eines möglichst Art typischen Aussehens sollte man natürlich eine langsam wachsende Unterlage wählen - oder eben gleich auf's Pfropfen verzichten
d) das Zusammenführen möglichst nahe verwandter Gattungen/Arten ist natürlich immer vorzuziehen
Pfropfen um des Propfens Willen ist Blödsinn. Die allermeisten Kakteenfreunde werden ihre Lieblinge wohl immer möglichst wurzelecht kultivieren.

Eine Lophophora braucht man nicht pfropfen und gepfropft wird natürlich (außer in dringenden Notfällen), wenn die Kakteen voll im Trieb stehen und nicht, wenn sie schon mit einem Bein Winterruhe halten.

Für die technische Vorgehensweise empfehle ich die zahlreichen Threads der Pfropfprofis hier und/oder entsprechende Literatur.

a) warum nicht der Natur den gewollten Lauf lassen und wurzelecht kultivierten?

Das tue ich bereits anderweitig. Absichtlich habe ich auch einen T. pachanoi mehr gekauft, der unverändert bleiben soll. Auch von Lophophora williamsii, decipiens und diffusa halte ich jeweils ein unverändertes Exemplar vor, diese versuche ich gleichzeitig auch aus Samen zu vermehren.

b) für möglichst schnelles Wachstum empfehlen sich schnell wachsende, treibende Unterlagen (was aus dem Pfröpfling aber auch eine aufgeblasene Wassermelone machen kann)

Ja, soweit hatte ich das Prinzip verstanden; aber welche Unterlage ist das (namentlich)? Pereskiopsis? Oder T. pachanoi? Oder T. peruvianus?

c) für den Erhalt eines möglichst Art typischen Aussehens sollte man natürlich eine langsam wachsende Unterlage wählen - oder eben gleich auf's Pfropfen verzichten

Das spielt bei meinen Überlegungen zum Pfropfen keinerlei Rolle; dafür halte ich unveränderte Exemplare in meiner Sammlung vor.

d) das Zusammenführen möglichst nahe verwandter Gattungen/Arten ist natürlich immer vorzuziehen
Pfropfen um des Propfens Willen ist Blödsinn. Die allermeisten Kakteenfreunde werden ihre Lieblinge wohl immer möglichst wurzelecht kultivieren.

Ich pfropfe nicht um des Pfropfens Willen, es sei denn meine Lernbegierde und Neugierde sowie das Ziel, eine möglichst vielfältige Sammlung mit verschiedenen Anschauungsobjekten zu haben spielt für Dich keinerlei Rolle.


Ich danke Dir für deine Rückmeldung, kann aber für mich konkret da jetzt nichts mitnehmen. Hast Du vielleicht noch mehr Informationen für mich, die mich bei meiner Suche nach einer geeigneten Unterlage unterstützen?

Ich hätte beispielsweise aus Platzgründen überlegt, ob es sinnvoller wäre einen Myrtillocactus anzuschaffen der bereits verzweigter ist und auch Platz für andere Lophophoras bietet.

Dein Hinweis auf die Suchfunktion ist nachvollziehbar, dort habe ich aber bereits geschaut - genau genommen führte meine Recherche mich überhaupt erst zu meiner Anmeldung hier. Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich das Gelernte gerne mit erfahreneren Züchtern durchsprechen und ggfs. auch Verständnisprobleme beseitigen möchte, die ich *wahrscheinlich* auch bei einem erneuten Durchlesen wieder hätte.

Nicht zuletzt möchte ich auch die soziale Komponente genießen, die ein direkter Austausch mit anderen Menschen bietet, und die ich von der Suchfunktion nicht bekomme.

Sollte mein Thread hier unangemessen sein, weil ich noch zu viele Anfängerfragen habe (was ja durchaus meine Befürchtung war), begrüße ich ausdrücklich eine Verschiebung in den richtigen Bereich.

Hallo Wurmfutter,

zum pfropfen ist es nie zu spät! Ich hab heute ca. 20 Pfropfungen vorgenommen.
Wichtig ist, das die dann hinterher trocken und warm stehen.
Die beste Unterlage ist eigentlich Harrisia jusbertii. Nimmt fast alles an und kann auch viel Wasser vertragen.
Aber auch die Trichos sind gut und vertragen sich mit Lophos. Die Lophos können ein wenig heikel sein.
Also: Pfropfen ist vorteilhaft.
Desinfizieren ist quatsch. Einfach die Schnittstellen trocknen lassen. Im Frühjahr das abgeschnittene Stück
wieder bewurzeln. Früher macht keinen Sinn.
Man schneidet im Wachstum des letzten Jahres.
Schau mal hier im Thread ganz oben. Da findest Du die Pfropffibel mit Antworten und Hinweisen inklusive Bildern

Hallo Torro!

Ja, deine Pfropf-Fibel kenne ich auch schon. Ich habe auch bei meinen Google-Recherchen Beiträge von Shamrock gefunden, daher war es für mich auch nicht neu dass er Pfropfen scheinbar generell ablehnt. Ich hab schon versucht meine Hausaufgaben zu machen, aber irgendwann möchte ich die auch gerne mal mit jemandem durchsprechen

Hab extra nochmal die Fibel durchsucht, aber Harrisia jusbertii steht da so ausdrücklich gar nicht drin, nur als Anmerkung "(jusbertii?)"; auch im Forenbeitrag hab ich den nicht gefunden. Danke

Wenn ich Dir mal direkt zwei Fragen stellen darf, die mich aktuell bewegen:

- ich möchte gerne eine Art "Kaktusbaum" pfropfen, d.h. ich hätte gerne einen Kaktus mit mehreren Trieben und auf jedem Trieb z.B. eine andere Sorte lophophora. Gibt es in der Hinsicht mehr oder weniger geeignete Unterlagen? Ich würde ja eine suchen die auch recht verzweigungsfreudig ist. Oder sollte ich das generell lassen? Ich würde ja dafür auch Seitentriebe belassen, könnte also nur hoch pfropfen und die Unterlage würde auch Energie in andere Triebe leiten. Die Geschwindigkeit wäre mir da zweitrangig, aber spricht irgendwas anderes prinzipiell dagegen?

- ich habe bei der Recherche den Eindruck bekommen, jeder pfropft den Loph entweder auf Pereskiopsis (wohl nur wegen der Geschwindigkeit?) oder T. pachanoi - warum unbedingt den pachanoi? Es scheint da ja keinen zwingenden Grund zu geben, oder gibt es irgendeinen anderen Grund außer der Pointe, dass dann sowohl Unterlage als auch Pfröpfling psychoaktiv sind? Es ändert sich am Mescalingehalt des Loph ja nix, auch wenn ich auf etwas ganz anderes pfropfe.

Vielen Dank für deine Zeit.

Hallo Wurmfutter,

ja, jusbertii ist Harrisia jusbertii. Ich habe viel experimentiert, aber das ist die langlebigste und universellste Unterlage.
Periskiopsis ist DIE Unterlage für Sämlinge.
Wobei man eben ausprobieren muss, welche Unterlage für welche Art das beste ist.
Aber Lopho kann so ziemlich mit allen Unterlagen.

Pfropfen ist neben dem Geschwindigkeitsgewinn eben auch eine ästhetische Frage. Manche lehnen es eben ab,
andere freuen sich über ihre Schöpfungen.
Und andere können es nicht und lehnen es deshalb ab...

Der Pfropfbaum: Das wäre nicht meine Geschichte. Aber machbar ist es schon. Da braucht es - so vermute ich - einen
schönen kräftigen Tricho. Ob pachanoi? Ja, sicher. Wenn er denn schon eine gewisse Größe hat.

Wenn ich so etwas im Sinn hätte, dann würde ich mir einen Tricho, einen Myrtillocactus und noch irgend einen passenden
Kaktus greifen und das versuchen. Da Myrtillo gerne verzweigt, wäre das sogar meine erste Wahl. Dann folgen Tricho und eben jusbertii.

Psychoaktiv? Da genügt mir ein guter Cognac....

Ich danke Dir erneut für deinen Input; der "Kaktusbaum" ist zugegeben eine etwas "schräge" Idee, aber sehen heisst begreifen, und ich fände das ein tolles Anschauungsobjekt für die Möglichkeiten die Pfropfen bietet. Dann könnte man auch etwas Platz sparen, weil man in einem Topf mehrere Arten unterbringen kann. Mir kam der Gedanke, als ich von sogenannten "Obstsalatbäumen" las.

Den Myrtillocactus habe ich schon auf meine Wunschliste gesetzt, da kann ich wohl für angemessenes Geld einen bereits verzweigten bekommen. Einen Hylocereus undatus habe ich auch hier, da muss ich dann nur mal ein paar Unterlagen draus machen.

Geniesse deinen Cognac, meinen ersten Loph finde ich derzeit viel zu schön, um an Konsum auch nur zu denken. Aber der ganze Hintergrund ist faszinierend, und da geht es um viel mehr als nur Rausch; ich verehre diese Pflanze(n) jetzt nicht als heilig wie die Kulturen wo sie herkommen, aber ich habe durchaus Respekt und Anerkennung für sie übrig. Schwer zu erklären.

Ja gerne.
Schau auch mal hier: https://gardening.page/wp-content/uploads/2020/09/cactus-graft-multiplication-ii-898x1024.jpg
Oder suche mal nach "cacti tree graft"

Eigentlich wollte ich dir antworten, lasse es aber bleiben.

Du weist ja eh schon alles und hast schon von allem narürlich gewachsenes.

Zeig mal Fotos damit wir uns ein Bild machen können.

Cristatahunter schrieb:
Du weist ja eh schon alles und hast schon von allem narürlich gewachsenes.

Wow, Du bist ja mal richtig freundlich!

Unter diesen Umständen verzichte ich ebenfalls dankend auf weiteren Austausch mit Dir. Wenn deine Laune sich mal bessert kannste mich gerne wieder ansprechen :-)