Sulcorebutia pirhuaniensis
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Sulcorebutia pirhuaniensis
Sulcorebutia pirhuaniensis
wurde im August 2014 von Gertel und Jucker in Succulenta beschrieben. Jucker hatte 2004 während seiner Wanderung auf dem Westufer des Rio Pilcomayo an einem feuchten, dicht bewachsenen Felsenhang in der Nähe der kleinen Ortschaft Kollpa Aylosteras gefunden, denen er seine Feldnummer HJ1127 gab. Aus den wenigen gesammelten Samen von mehreren Pflanzen entwickelten sich zum Teil schöne Aylosteras, die bis heute noch nicht bestimmt sind, aber auch Pflanzen mit Sulcorebutia–Blüten. Die Überraschung war perfekt. Für die Sulcorebutien wurde provisorisch die Feldnummer HJ1127a vergeben.
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Aylostera spec. HJ1127/9 aus der Umgebung von Kollpa, Prov. Nor Cinti (Foto: Jucker)
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1127a von selben Fundort
Natürlich ließ dieser Fund Hansjörg Jucker nicht ruhen, denn in einem solchen Fall kommen sehr schnell Zweifel auf. Es hätte ja etwas verwechselt worden sein können. Erstens waren aus dieser Gegend keinerlei Sulcorebutien bekannt und außerdem kennen wir nicht allzu viele Fundorte, an denen Sulcorebutien und Aylosteras nebeneinander wachsen. Leider gab es wegen des extrem schlechten Wetters auch nur wenige Bilder, aus denen nicht zu erkennen war, ob an diesem Fundort tatsächlich Pflanzen beider Kakteengattungen vorkommen.
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Blütenschnitt von Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1127a
2007 besuchte Jucker von Camargo kommend wieder diese Gegend und fand auch seinen früheren Fundort zweifelsfrei wieder. Trotz der wiederum widrigen Witterungsbedingungen, studierte er dieses Mal die Pflanzen sehr eingehend und fand tatsächlich Aylosteras und auch Sulcorebutien. Obwohl ihm bei diesem Besuch die Tatsache durchaus bewusst war, konnte er die beiden Pflanzentypen nur anhand der behaarten bzw. kahlen Blütenreste bzw. Früchte unterscheiden. Außerdem zeigte sich, dass Aylosteras und Sulcorebutien zwar am selben Hang, aber nicht direkt nebeneinander vorkamen. Die Sulcos erhielten die neue Feldnummer HJ1239.
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1239/3 (Foto: Jucker)
Einen Tag später fand Jucker etwa 10 km weiter südlich, in der näheren Umgebung von Pirhuani sehr ähnliche Sulcorebutien, die die Feldnummer HJ1240 erhielten. Erfreulicherweise keimten die gefunden Samen sehr gut, weshalb es heute eine ausreichende Zahl von Pflanzen in Kultur gibt.
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1240/11 (Foto: Jucker)
An beiden Fundorten fand Jucker nur eine sehr begrenzte Zahl von Pflanzen, die zudem oft kaum zu finden waren, weil sie meist völlig im Moos verschwunden waren. Außerdem waren beide Stellen bei Kollpa und Pirhuani jeweils nur wenige Quadratmeter groß. Trotz intensiven Suchens an ähnlichen Felsformationen der direkten Umgebung, fand er keinerlei weitere Pflanzen. Jucker erzählte, dass er noch nie an einem so feuchten Standort Sulcorebutien gefunden hatte.
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1240/Ge1
Es ist natürlich nur eine Vermutung, aber wir gehen davon aus, dass es in dieser Gegend noch weitere Stellen gibt, an denen Sulcorebutien wachsen, man kann sie nur nicht erreichen. Andererseits legen die extrem kleinen Fundorte mit nur wenigen Pflanzen den Verdacht nahe, dass es sich eventuell um aussterbende Populationen handelt, die unter Umständen schon in wenigen Jahren verschwunden sein könnten. Es liegen natürlich keinerlei konkrete Daten vor, aber es ist naheliegend in diesem Fall von Opfern des Klimawandels zu sprechen
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1240/Ge2
Es ist kaum zu bestreiten, dass es vor XX Jahren in dieser Gegend eine flächendeckende Population Sulcorebutien gegeben haben muss, von der wir heute nur noch die kümmerlichen Reste sehen. Eventuell hat sich diese Population sogar bis ganz in den Süden Boliviens erstreckt, denn in der weiteren Umgebung von Tarija finden wir in der Gruppe um Sulcorebutia tarijensis recht ähnliche Pflanzen mit vergleichbaren Merkmalen.
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Rechts Sulcorebutia tarijensis fa. HJ904 und links S. pirhuaniensis HJ1240 (Foto: Jucker)
Wahrscheinlich hätte auch niemand diesen Pflanzen Beachtung geschenkt, wenn sie auf einem trockenen Hügel irgendwo nördlich des Rio Pilaya gefunden worden wären. Die Fundorte liegen allerdings mehr als 100 km weiter nach Norden und gerade mal 20 km von dem Areal entfernt, in dem man den großen Formenschwarm der Sulcorebutia azurduyensis findet. In der Erstbeschreibung wurde S. pirhuaniensis zwar S. azurduyensis gegenüber gestellt und es gibt durchaus Übereinstimmungen, die Beschreiber glauben aber nicht ernsthaft an eine besonders nahe Verwandtschaft der beiden benachbarten Arten.
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1240/Ge4
Die beiden Populationen von S. pirhuaniensis unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. HJ1239 ist meist feiner und kürzer bedornt und bis jetzt wurden an Pflanzen dieser Population noch keine Mitteldornen beobachtet
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1239/Ge4
Die Dornen von HJ1240 sind meist deutlich länger, kräftiger und bei alten Pflanzen zeigen sich oft ein oder mehrere Mitteldornen, was sich ganz gut an der Holotyppflanze zeigen lässt.
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Die Holotyppflanze von Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1240 vor der Konservierung
Recht ungewöhnlich ist die Bewurzelung von S. pirhuaniensis, die man als Anpassung an die ungewöhnlichen Wachstumsbedingungen interpretieren kann. Die einzelnen Wurzelstränge sind kaum dicker als ein Bleistift und dehnen sich strahlenförmig rund um die Pflanze aus, nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche. Stellenweise entwickeln sich aus den Wurzelsträngen neue Sprosse. Da die Pflanzen keine Möglichkeit haben mit ihren Wurzeln in den felsigen Untergrund einzudringen, wurzeln sie ausschließlich in der minimalen Humusschicht, die das Moos und die Flechten gebildet haben
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Wurzelbildung von Sulcorebutia pirhuaniensis
Ähnliche Wurzeln, die direkt unter der Erdoberfläche verlaufen, findet man bei manchen Populationen von Sulcorebutia tarabucoensis und teilweise auch bei Formen von Sulcorebutia vasqueziana. Diese kommen aber an sehr trockenen, mehr oder weniger tiefgründigen Standorten vor. Hier kann man sich diese Wurzelbildung als Spezialisierung vorstellen, um in den Genuss eines jeden Regentropfens zu kommen. Auch die Samen von Sulcorebutia pirhuaniensis unterscheiden sich ziemlich deutlich von denen der meisten anderen Sulcorebutien. Sie sind deutlich länger als dick und zeigen stellenweise außergewöhnlich große und hervorgewölbte Testazellen.
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Samen von Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1240
Die Blüten sind relativ einheitlich gefärbt, von kräftig rot bis orangerot. Gelborange Farbtöne, wie bei S. azurduyensis kommen aber nicht vor. Der Griffel überragt die Staubfäden mehr oder weniger deutlich.
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Sulcorebutia pirhuaniensis HJ1240/Ge6
Literatur:
Gertel, Willi & Jucker, Hansjörg (2014): Sulcorebutia pirhuaniensis (Cactaceae) - Een nieuwe soort van de westelijke oever van de Rio Pilcomayo. – Succulenta, 93 (3): 155-165
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