selbstfertiler Turbini?

Hallo Zusammen,
hat jemand Erfahrung damit ob einzelne Pflanzen einer sonst selbststerilen Art auch selbstfertil sein können? Im aktuellen Fall geht es um eine Pflanze von Turb. frailensis, die Pflanze stand zur sauberen Bestäubung mit entsprechendem Partner in Isolation, der Partner schwächelte und brachte die Blüten nicht zeitgleich durch. Frustriert pinselte ich trotz dem in den beiden offenen Blüten der Pflanze, mit einem sauberen Pinsel herum um zumindest Pollen für die verspäteten Blüten der anderen Pflanze zu haben. Nun zum Grund meiner Verwunderung, die beiden Blüten setzten Früchte an obwohl kein fremder Pollen zur Verfügung gestanden hat. Bei den Turbinis gilt nur Turb. swobodae als selbstfertil. Im Nachhinein fallen mir aber an genau diesem Exemplar einige Besonderheiten auf:
1.Die Pflanze hatte auch im Gewächshaus fast aus jeder Blüte eine Frucht gemacht, ich habe dies immer auf Insektenflug geschoben.
2.Die Pflanze zeigt auffällige Panaschierungen.
3.Die Pflanze sprosst ungewöhnlich aus den Areolen.
Punkt 2. und 3. sind ev. Hinweise auf einen Gendefekt der dann als Erhaltungsmechanismus zur Selbstfertilität führte. Es handelt sich bei der Pflanze im übrigen nicht um eine Hybride sondern um eine alte Pflanze die bereits in den 1990er Jahren als Doppelkopf am Standort gesammelt wurde. Bestätigung der Selbstfertilität werde ich wohl in den nächsten Tagen/Wochen durch zwei weitere Blüten an dieser Pflanze bekommen, vorab würden mich aber eure Meinungen/Erfahrungen sehr interessieren.



Gruß
Stefan

Gelegentlich kommt es schon vor, dass an sich selbststerile Pflanzen plötzlich Samen ansetzen. Reizbestäubung, kreative Insekten u.ä. - ob der Samen dann auch keimfähig ist, sei dahin gestellt.
Bei deinem Turbini kommt es ja offenbar regelmäßig vor. Hier stellt sich dann wirklich die Frage, ob der Samen keimfähig ist. Mit Punkt 2 und 3 hat es wohl nichts zu tun aber du bist doch der Turbinicarpus-Guru. Ich hab jetzt keinen Schimmer und auch keine Motivation zum Googeln - aber könnte das Epitheton nicht evtl. auf eine Selbstfertilität hinweisen? Wäre doch naheliegend.

Hi,
an Reiz- bzw. Irritationsbestäubung durch die Entnahme der Pollen hatte ich auch schon gedacht aber die wäre ja im Gewächshaus nicht unbedingt bei jeder Blüte gegeben. Insekten schließe ich aus weil das ja Sinn und Zweck der Isolation der Pflanzen war. Der Samen den ich über die Jahre immer wieder als „hybrid/wertlos“ abgeerntet habe sah immer gut ausgereift aus, Keimproben habe ich keine gemacht aber die werden jetzt mit dem isoliert erzeugten Samen nachgeholt. Turbinicarpus Guru hin oder her ich bin auch mal mit meinen Erfahrungen durch und hätte dann gerne Hilfe, bin ja nicht nur zum Bildchen hochladen da.    Ev. gibt es ja auch beobachtete Parallelen in anderen Gattungen. Das gattungsspezifische Epitheton beschreibt die kreiselförmig aufreissende Frucht und das artspezifische Epitheton bezieht sich auf die Verbreitung der Pflanzen in der Region der El Fraile Berge das dürfte wohl nicht der Schlüssel sein.
Gruß
Stefan

Gut, ich wollte halt "frailensis" von Frailea mit falscher Schreibweise ableiten. Einen Versuch war´s Wert - hätte einfach wunderbar zu einem selbstfertilen Turbinicarpus gepasst.
Eine Keimprobe wäre mal ein erster Schritt.

Hi zusammen

So, jetzt kommt die professionelle Hilfe ...

Nee, aber Stefan, hast du schon geschaut ob die Früchte wirklich keimfähigen Samen beinhalten ?

Ansonsten habe ich mich bei einem v. frailensis anderer Standortangabe doch auch positiv gewundert, was meine 3-4 bestäubten Blüten letztes Jahr an Samen aus Früchten abwarfen. Ansonsten steht gerade wieder einer ( muss noch schauen welche Art) im Frühbeet, der mit Netz abgedeckt, aus einer Blüte, scheinbar ohne Bestäubung eine Frucht gemacht hat.
Da kann aber auch nur heiße Luft drin sein.

Ich bleibe mal am Ball und schaue heute noch genauer. Vielleicht hatte der doch ne zweite Blüte und ich bin nur durcheinander. Wenn man den Pott mit Pollenschutz umwickelt, dann kann bestimmt locker die eine die andere Blüte bestäuben (auch ohne Wind, durch Nähe). Fest steht jedenfalls : Da konnte nichts fliegen und ich habe Ameisen in meinem Frühbeet noch nie gesehen.

Gruß, Tim

Liet Kynes schrieb:
Nee, aber Stefan, hast du schon geschaut ob die Früchte wirklich keimfähigen Samen beinhalten ?

Die Früchte in den Vorjahren hatten immer unauffälligen Samen. Keimproben werde ich erst von den Früchten dieses Jahres machen die aber derzeit noch reifen.

Liet Kynes schrieb:
Ansonsten habe ich mich bei einem v. frailensis anderer Standortangabe doch auch positiv gewundert, was meine 3-4 bestäubten Blüten letztes Jahr an Samen aus Früchten abwarfen. Ansonsten steht gerade wieder einer ( muss noch schauen welche Art) im Frühbeet, der mit Netz abgedeckt, aus einer Blüte, scheinbar ohne Bestäubung eine Frucht gemacht hat.
Da kann aber auch nur heiße Luft drin sein.
Ich bleibe mal am Ball und schaue heute noch genauer. Vielleicht hatte der doch ne zweite Blüte und ich bin nur durcheinander. Wenn man den Pott mit Pollenschutz umwickelt, dann kann bestimmt locker die eine die andere Blüte bestäuben (auch ohne Wind, durch Nähe). Fest steht jedenfalls : Da konnte nichts fliegen und ich habe Ameisen in meinem Frühbeet noch nie gesehen.

Das wäre dann scheinbar der zweite Fall bei der Gattung Turbinicarpus   

Gruß
Stefan

Shamrock schrieb:Gut, ich wollte halt "frailensis" von Frailea mit falscher Schreibweise ableiten. Einen Versuch war´s Wert - hätte einfach wunderbar zu einem selbstfertilen Turbinicarpus gepasst.

Haha da sieht man mal wieder den Fachidioten, ich wusste echt nicht auf was du raus wolltest aber danke für die Erklärung (Gattung Frailea) klingt schlüssig aber leider geht es um das El Fraile Gebirge.

Shamrock schrieb:Eine Keimprobe wäre mal ein erster Schritt.

Bezüglich selbstfertil/selbststeril hilft die leider erst mal nur bedingt weiter denn Turb. swobodae macht keimfähigen Samen auch ohne Fremdbestäubung.

Nächster Schritt ist an diesem Wochenende die Bestäubung zwei weiterer Blüten ohne jegliche Pollenbeinträchtigung durch Turbinis im Umkreis von 10km    danach warten auf den Fruchtansatz.

Ich berichte weiter, wenn es auch nur wenige interessiert.   

Gruß
Stefan

Also ich muss korrigieren : Alles was bei mir im Kasten Früchte hat, war bewußt bestäubt. Der microonda hat doch keine Frucht, dafür ein frailensis : Dieser hatte aber auch genug Blüten und wurde bearbeitet...

Update:
Zwei Blüten haben sich am Samstag unter Kunstlicht geöffnet und waren nur für einen Tag auf. Meine Turbini Blüten sind normalerweise mind. zwei Tage geöffnet. Ursprünglich war das Pinselschwingen für Sonntag geplant da es nicht mehr dazu kam wäre ein Fruchtansatz an diesen beiden Blüten jetzt der 100%ige Beweis für selbstfertilität dieser einen Pflanze. Abwarten
Gruß
Stefan

Bei einem braven Turbinicarpus waren es ja sicher nicht die letzten Blüten für dieses Jahr. Diese Einmal-Frühlingsblüher unter den Turbinis mag ich eh nicht so, da sind mir die Regenopportunisten deutlich sympathischer.  
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.