Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Danke, KarMa und cactuscurt
Bereits in Beitrag #65 habe ich mal eine uralte Seite aus einem Kräuterbuch des 16. Jahrhunderts gezeigt, welches sich in meiner kleinen Grafiksammlung befindet. Dieser Holzschnitt dort war aus einem Destillierbuch von Walter Ryff, aus dem Jahre 1545. Er zeigt ein Sempervivum,
Walter Ryff war seinerzeit in der Fachwelt ja nicht sehr beliebt, weil man ihm von kompetenter Seite immer wieder unterstellt hat, er würde nichts eigenes zur Wissenschaft beitragen, sondern in betrügerischer Absicht nur mit Plagiaten sein Geld verdienen. Trotzdem hat er seine Werke unverdrossen unter das Volk gebracht. Und das sogar mit Erfolg, waren seine Bücher doch eine sehr beliebte Lektüre für viele Apotheker und Ärzte.
Es war halt damals oft so, dass die Druckstöcke immer wieder mal neue Besitzer fanden, die diese für "neue" Bücher weiter verwendeten, und somit finden sich diese altehrwürdigen Holzschnitte mit den schönen Pflanzendarstellungen in den unterschiedlichsten Werken wieder. Unterschieden haben diese sich manchmal durch die per Hand zugefügte Kolorierung; da waren öfter mal abenteuerliche Farben in Verwendung, was z. Bsp. die Blüten anging.
Genau diese Sempervivum-Abbildung wie bei Walter Ryff ist mir jetzt erneut untergekommen.
Da habe ich für meine Sammlung eine antike Original-Seite erhalten, welche aus einem Buch stammt, das im Jahre 1562 von Christian Egenolff in Frankfurt herausgegeben wurde. Das Buch trägt den Titel: "Plantarum, arborum, fruticarum, et herbarum effigies...". Auch wieder eines der im ausgehenden Mittelalter so beliebten Pflanzenbücher; dieses sieht jetzt eher nach einem Bilderbuch aus. Ein relativ kleines Blatt der Größe 15 x 19cm. Und auch hier bei Egenolff die haargenau gleiche und gleich große Abbildung eines Sempervivum, wie bei W. Ryff - nur etwa 20 Jahre später erschienen - hier neben anderen Bezeichnungen den Namen "Semperuiuum maius" tragend:
Interessant dabei ist, dass sich Christian Egenolff welcher ab 1530 etwa 400 Bücher innerhalb 25 Jahren veröffentlichte, seinerzeit ebenfalls Plagiatsvorwürfen ausgesetzt sah. Im Jahre 1533 wurde ihm deswegen sogar der Prozess gemacht. Er verteidigte sich mit dem Argument, dass die Leidenschaft für Pflanzen keinem Copyright unterläge, und für alle zugänglich sei. Dieser Egenolff hatte zuerst angefangen Geisteswissenschaften zu studieren, bevor er sich dann mit großem Erfolg der Herausgabe von Büchern widmete, die in seiner Druckerei in Frankfurt entstanden sind.
Hier mal zum Vergleich die beiden Sempervivum-Darstellungen von Ryff und Egenolff nebeneinander gestellt. Links: W. Ryff, 1545; rechts Egenolff, 1562:
Beim von Egenolff übernommenen hölzernen Druckstock sieht es so aus, als ob da links unten etwas davon ausgebrochen wäre. Da fehlt jedenfalls eine Kleinigkeit. Und der Kolorist hat auch seine eigene Auffassung dargelegt, was die Farbgebung angeht..
Zu der Zeit sind von diesem Sempervivum majus (Sempervivum tectorum) woanders natürlich ebenfalls Abbildungen veröffentlicht worden. Hier mal eine kleine Zusammenstellung dieser altehrwürdigen Holzschnitte, von Originalen aus meiner Sammlung, alles Exemplare von Sempervivum majus (S. tectorum) zeigend.
Und man findet diese Bilder immer mal wieder woanders auch noch, bis in viel spätere Zeiten hinein.
Vielen Dank für's Reinschauen!
Bereits in Beitrag #65 habe ich mal eine uralte Seite aus einem Kräuterbuch des 16. Jahrhunderts gezeigt, welches sich in meiner kleinen Grafiksammlung befindet. Dieser Holzschnitt dort war aus einem Destillierbuch von Walter Ryff, aus dem Jahre 1545. Er zeigt ein Sempervivum,
Walter Ryff war seinerzeit in der Fachwelt ja nicht sehr beliebt, weil man ihm von kompetenter Seite immer wieder unterstellt hat, er würde nichts eigenes zur Wissenschaft beitragen, sondern in betrügerischer Absicht nur mit Plagiaten sein Geld verdienen. Trotzdem hat er seine Werke unverdrossen unter das Volk gebracht. Und das sogar mit Erfolg, waren seine Bücher doch eine sehr beliebte Lektüre für viele Apotheker und Ärzte.
Es war halt damals oft so, dass die Druckstöcke immer wieder mal neue Besitzer fanden, die diese für "neue" Bücher weiter verwendeten, und somit finden sich diese altehrwürdigen Holzschnitte mit den schönen Pflanzendarstellungen in den unterschiedlichsten Werken wieder. Unterschieden haben diese sich manchmal durch die per Hand zugefügte Kolorierung; da waren öfter mal abenteuerliche Farben in Verwendung, was z. Bsp. die Blüten anging.
Genau diese Sempervivum-Abbildung wie bei Walter Ryff ist mir jetzt erneut untergekommen.
Da habe ich für meine Sammlung eine antike Original-Seite erhalten, welche aus einem Buch stammt, das im Jahre 1562 von Christian Egenolff in Frankfurt herausgegeben wurde. Das Buch trägt den Titel: "Plantarum, arborum, fruticarum, et herbarum effigies...". Auch wieder eines der im ausgehenden Mittelalter so beliebten Pflanzenbücher; dieses sieht jetzt eher nach einem Bilderbuch aus. Ein relativ kleines Blatt der Größe 15 x 19cm. Und auch hier bei Egenolff die haargenau gleiche und gleich große Abbildung eines Sempervivum, wie bei W. Ryff - nur etwa 20 Jahre später erschienen - hier neben anderen Bezeichnungen den Namen "Semperuiuum maius" tragend:
Interessant dabei ist, dass sich Christian Egenolff welcher ab 1530 etwa 400 Bücher innerhalb 25 Jahren veröffentlichte, seinerzeit ebenfalls Plagiatsvorwürfen ausgesetzt sah. Im Jahre 1533 wurde ihm deswegen sogar der Prozess gemacht. Er verteidigte sich mit dem Argument, dass die Leidenschaft für Pflanzen keinem Copyright unterläge, und für alle zugänglich sei. Dieser Egenolff hatte zuerst angefangen Geisteswissenschaften zu studieren, bevor er sich dann mit großem Erfolg der Herausgabe von Büchern widmete, die in seiner Druckerei in Frankfurt entstanden sind.
Hier mal zum Vergleich die beiden Sempervivum-Darstellungen von Ryff und Egenolff nebeneinander gestellt. Links: W. Ryff, 1545; rechts Egenolff, 1562:
Beim von Egenolff übernommenen hölzernen Druckstock sieht es so aus, als ob da links unten etwas davon ausgebrochen wäre. Da fehlt jedenfalls eine Kleinigkeit. Und der Kolorist hat auch seine eigene Auffassung dargelegt, was die Farbgebung angeht..
Zu der Zeit sind von diesem Sempervivum majus (Sempervivum tectorum) woanders natürlich ebenfalls Abbildungen veröffentlicht worden. Hier mal eine kleine Zusammenstellung dieser altehrwürdigen Holzschnitte, von Originalen aus meiner Sammlung, alles Exemplare von Sempervivum majus (S. tectorum) zeigend.
v.links nach rechts, v. oben nach unten:
Walter Ryff, 1545, Hieronymus Bock, 1565, John Gerard, 1597,
Christian Egenolff, 1562, Pietro Andrea Mattioli, 1572 (französische Ausgabe), Pietro Andrea Mattioli, 1590 (Italienische Ausgabe):
Walter Ryff, 1545, Hieronymus Bock, 1565, John Gerard, 1597,
Christian Egenolff, 1562, Pietro Andrea Mattioli, 1572 (französische Ausgabe), Pietro Andrea Mattioli, 1590 (Italienische Ausgabe):
Und man findet diese Bilder immer mal wieder woanders auch noch, bis in viel spätere Zeiten hinein.
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Zuletzt von prosopis am Fr 12 Dez 2014, 23:09 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet (Grund : Korrektur)
prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo Wolfgang
Ich sage danke fürs Zeigen die alten Stiche und Drucke sind faszinierend.
LG Kurt
Ich sage danke fürs Zeigen die alten Stiche und Drucke sind faszinierend.
LG Kurt
cactuskurt- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Jetzt könnte ich noch einige weitere uralte Sempervivum-Darstellungen des 16. Jahrhunderts zeigen. Es kamen bei mir mittlerweile noch welche dazu. Aber machen wir mal wieder einen Ausflug zu den Kakteen. Mal wieder was über OPUNTIA
In meinem allerersten Beitrag in diesem Thread, Beitrag #1 (Seite1) habe ich Opuntia cochenillifera vorgestellt. Auch in späteren Beiträgen (Nr #30, Seite 3; Nr #96, Seite 10; Nr #116, Seite 12) postete ich immer mal Bilder davon.
Diese Opuntia cochenillifera wurde eben öfter abgebildet als manche andere, war sie doch eine Nutzpflanze, aus der der berühmte rote Farbstoff gewonnen wurde. Besser gesagt aus den getrockneten und eingekochten Läusen, welche die Pflanzen gerne befallen. Lippenstifte und Likör (Campari) wurden damit gefärbt, auch die Maler und Koloristen bedienten sich dieses Farbstoffes.
Da kam mir jetzt ein kleiner Kupferstich unter, welcher ebenfalls mal wieder so eine Opuntia cochenillifera zeigt. Aus welcher Quelle der genau stammt, habe ich noch nicht herausgefunden, jedoch kommt als Kupferstecher wohl Christoph Seipp in Frage. So jedenfalls die Auskunft des Antiquariates, von wo ich das Blatt bezogen habe. Ist wohl um 1800 entstanden.
Hier der kleine Stich, handkoloriert, auf einem Blatt der Größe 13 x 20,5 cm, mit der Bezeichnung "Die Cochenille - Coccus - Cacti":
Wenn man in diesem Thread ganz zurückblättert, findet man auf Seite 1 genau die gleiche Darstellung, jedoch aus einem anderen Werk, nämlich dort aus Bertuchs "Bilderbuch für Kinder". Von diesem Bilderbuch, einem 12-bändigen Kompendium mit Abbildungen zu allen möglichen Wissensthemen der damaligen Zeit habe ich zwei Blätter mit Opuntia cochenillifera, die etwas unterschiedlich zueinander sind. Habe die beiden Bertuchs mal nebeneinander geschoben, zum Vergleich:
Diese Abbildungen sind erstmals 1796 erschienen und wurden dann wohl öfter nachgedruckt. Zu erkennen an unterschiedlichem Papier und verschiedener Kolorierung. Auch sind die Ziffern bei beiden nicht ganz gleich.
Das ganz oben gezeigte von Seipp, wohl um 1800 gedruckte, hat ein etwas kleineres Format. Es musste also neu gestochen worden sein, denn die Kupferplatten hatte ihre Größe und ließen sich ja nicht verkleinern.
Hier das von Seipp zum Vergleich mal neben den Stich von Bertuch gelegt. Möglicherweise war dieser Seipp ja auch in Diensten von Friedrich Justus Bertuch, einem Verleger aus Weimar gestanden:
Um zu sehen, wie genau so ein Kupferstecher gearbeitet hat, habe ich mal von allen dreien den jeweiligen Ausschnitt mit der gelben Blüte nebeneinander gesetzt. Die verkleinerte Version (ganz rechts) ist von den beiden anderen nicht sehr verschieden. Die alten Meister konnten was:
Kommen wir zu einem weiteren "Altmeister", nämlich zu Johann Amos Comenius. Dieser lebte von 1592 bis 1670, war ein Philosoph, Theologe und Pädagoge sowie Bischof der Unität der Böhmischen Brüder.
Eines seiner bekanntesten Werke war der Orbis sensualium pictus (Die sichtbare Welt in Bildern). Es war nicht nur das erste illustrierte Kinderbuch, sondern zugleich auch die erste Enzyklopädie für Kinder. Erstmals herausgegeben im Jahre 1658 in Nürnberg; ein berühmtes Bilderbuch für den Sprachunterricht. Zu jedem Bild war sowohl in deutscher als auch in lateinischer Sprache nebenstehend der Beschreibungstext gestanden, so dass sich das Lateinische beim Betrachten automatisch mit eingeprägt hat. Später kamen noch andere Sprachen dazu. Es war zwar nicht alphabetisch sortiert, jedoch so erfolgreich, dass es noch Jahrhunderte lang in den Schulen Verwendung fand. Später hieß es dann "Neuer Orbis Pictus". Bei Comenius finden sich die Darstellungen, allesamt Holzschnitte, zusammen mit den Beschreibungen auf einer Seite, später dann auf zwei verschiedenen. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert eines der Standart-Schulbücher, übersetzt in 20 Sprachen und erschienen in 200(!) Auflagen.
Von Gesner, einem bekannten Autor von Kräuterbüchern etc. stammt das Zitat: „Des Comenius Bücher liebe ich sehr, besonders den Orbis pictus, nicht weil sie die besten sind, sondern weil wir keine besseren haben“
Hier aus einer sehr späten Auflage des Jahres 1835 eine Seite aus dem "Orbis Pictus - Die Welt in Bildern", also dem "Neuen Orbis Pictus", mit Pflanzendarstellungen (wohl Radierungen), "Fremde Gewächse" zeigend:
Die Bildüberschriften wurden von einem früheren Besitzer dieses Buches darüber montiert. Normalerweise wären hier Seitenzahlen zu sehen. Ein Plattenrand, also der umlaufende Abdruck der Kupferplatte ist nicht zu erkennen, wahrscheinlich beim Binden der Bücher weggenommen. Man sieht hier im oberen der beiden Bilder Bambus, Ananas, Aloe und eine Opuntia. Wohl auch wieder eine Opuntia cochenillifera.
Habe da noch ein Fragment aus einem anderen "Neuen Orbis Pictus" hier, aus dem Jahr 1842. Hier wohl schon als Lithographie gearbeitet. Die gleiche Abbildung:
Zum Vergleich seien hier mal die beiden Ausschnitte mit der Abbildung der Opuntia nebeneinander gelegt. Links das ältere v0n 1835, wohl eine Radierung, rechts das von 1842, wohl eine Lithographie:
In Beitrag Nr #76 auf Seite 8 in diesem Thread brachte ich mal eine sehr selten zu findende Abbildung. Es war ein Selenicereus aus einem Werk von Ferdinand Bernhard Vietz, aus seinem berühmten "Icones plantarum medico-oeconomico-technologicarum cum earum fructus ususque descriptione", aus dem Jahr 1800. Von diesem Werk (11 Bände) soll es angeblich auf der ganzen Welt nur noch 5 vollständige Exemplare geben.
Daraus sein "Cactus Opuntia; Gemeine Opuntie" Ein Kupferstich, handkoloriert. Typisch für Vietz sind die zarten Farben. Blattgröße 20 x 25,5 cm:
Zum Schluss noch ein kleiner Nachtrag und ein weiteres Blatt zum Thema Opuntia:
In Beitrag Nr #132 auf Seite 14 brachte ich von Felix Edward Guerin-Meneville eine Darstellung verschiedener Pflanzen, darunter auch Sempervivum (Joubarbe). Hier nachträglich die handkolorierte Version des dort gezeigten Blattes. Die Pflanze links ist mit "Joséphine" bezeichnet. Auch mit Farbe weiß ich nicht, um welche Art es sich hier handeln könnte:
Bei Guerin waren es Lithografien. Hier aus seinem Werk "Dictionnaire Pittoresque d’Histoire Naturelle", herausgegeben in Paris zwischen 1836 und 1839, eine Seite mit dem bei Guerin üblichen Sammelsurium. Im oberen Teil diverse Kakteen, darunter auch zwei Opuntien. Alle hier gezeigten Kakteendarstellungen stammen aus verschiedenen früheren Werken anderer Autoren. Guerin hat sich da kräftig bei anderen bedient
Und typisch für Guerin das Durcheinander und Nebeneinader von Dingen, die wenig miteinander zu tun haben.
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In meinem allerersten Beitrag in diesem Thread, Beitrag #1 (Seite1) habe ich Opuntia cochenillifera vorgestellt. Auch in späteren Beiträgen (Nr #30, Seite 3; Nr #96, Seite 10; Nr #116, Seite 12) postete ich immer mal Bilder davon.
Diese Opuntia cochenillifera wurde eben öfter abgebildet als manche andere, war sie doch eine Nutzpflanze, aus der der berühmte rote Farbstoff gewonnen wurde. Besser gesagt aus den getrockneten und eingekochten Läusen, welche die Pflanzen gerne befallen. Lippenstifte und Likör (Campari) wurden damit gefärbt, auch die Maler und Koloristen bedienten sich dieses Farbstoffes.
Da kam mir jetzt ein kleiner Kupferstich unter, welcher ebenfalls mal wieder so eine Opuntia cochenillifera zeigt. Aus welcher Quelle der genau stammt, habe ich noch nicht herausgefunden, jedoch kommt als Kupferstecher wohl Christoph Seipp in Frage. So jedenfalls die Auskunft des Antiquariates, von wo ich das Blatt bezogen habe. Ist wohl um 1800 entstanden.
Hier der kleine Stich, handkoloriert, auf einem Blatt der Größe 13 x 20,5 cm, mit der Bezeichnung "Die Cochenille - Coccus - Cacti":
Wenn man in diesem Thread ganz zurückblättert, findet man auf Seite 1 genau die gleiche Darstellung, jedoch aus einem anderen Werk, nämlich dort aus Bertuchs "Bilderbuch für Kinder". Von diesem Bilderbuch, einem 12-bändigen Kompendium mit Abbildungen zu allen möglichen Wissensthemen der damaligen Zeit habe ich zwei Blätter mit Opuntia cochenillifera, die etwas unterschiedlich zueinander sind. Habe die beiden Bertuchs mal nebeneinander geschoben, zum Vergleich:
Diese Abbildungen sind erstmals 1796 erschienen und wurden dann wohl öfter nachgedruckt. Zu erkennen an unterschiedlichem Papier und verschiedener Kolorierung. Auch sind die Ziffern bei beiden nicht ganz gleich.
Das ganz oben gezeigte von Seipp, wohl um 1800 gedruckte, hat ein etwas kleineres Format. Es musste also neu gestochen worden sein, denn die Kupferplatten hatte ihre Größe und ließen sich ja nicht verkleinern.
Hier das von Seipp zum Vergleich mal neben den Stich von Bertuch gelegt. Möglicherweise war dieser Seipp ja auch in Diensten von Friedrich Justus Bertuch, einem Verleger aus Weimar gestanden:
Um zu sehen, wie genau so ein Kupferstecher gearbeitet hat, habe ich mal von allen dreien den jeweiligen Ausschnitt mit der gelben Blüte nebeneinander gesetzt. Die verkleinerte Version (ganz rechts) ist von den beiden anderen nicht sehr verschieden. Die alten Meister konnten was:
Kommen wir zu einem weiteren "Altmeister", nämlich zu Johann Amos Comenius. Dieser lebte von 1592 bis 1670, war ein Philosoph, Theologe und Pädagoge sowie Bischof der Unität der Böhmischen Brüder.
Eines seiner bekanntesten Werke war der Orbis sensualium pictus (Die sichtbare Welt in Bildern). Es war nicht nur das erste illustrierte Kinderbuch, sondern zugleich auch die erste Enzyklopädie für Kinder. Erstmals herausgegeben im Jahre 1658 in Nürnberg; ein berühmtes Bilderbuch für den Sprachunterricht. Zu jedem Bild war sowohl in deutscher als auch in lateinischer Sprache nebenstehend der Beschreibungstext gestanden, so dass sich das Lateinische beim Betrachten automatisch mit eingeprägt hat. Später kamen noch andere Sprachen dazu. Es war zwar nicht alphabetisch sortiert, jedoch so erfolgreich, dass es noch Jahrhunderte lang in den Schulen Verwendung fand. Später hieß es dann "Neuer Orbis Pictus". Bei Comenius finden sich die Darstellungen, allesamt Holzschnitte, zusammen mit den Beschreibungen auf einer Seite, später dann auf zwei verschiedenen. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert eines der Standart-Schulbücher, übersetzt in 20 Sprachen und erschienen in 200(!) Auflagen.
Von Gesner, einem bekannten Autor von Kräuterbüchern etc. stammt das Zitat: „Des Comenius Bücher liebe ich sehr, besonders den Orbis pictus, nicht weil sie die besten sind, sondern weil wir keine besseren haben“
Hier aus einer sehr späten Auflage des Jahres 1835 eine Seite aus dem "Orbis Pictus - Die Welt in Bildern", also dem "Neuen Orbis Pictus", mit Pflanzendarstellungen (wohl Radierungen), "Fremde Gewächse" zeigend:
Die Bildüberschriften wurden von einem früheren Besitzer dieses Buches darüber montiert. Normalerweise wären hier Seitenzahlen zu sehen. Ein Plattenrand, also der umlaufende Abdruck der Kupferplatte ist nicht zu erkennen, wahrscheinlich beim Binden der Bücher weggenommen. Man sieht hier im oberen der beiden Bilder Bambus, Ananas, Aloe und eine Opuntia. Wohl auch wieder eine Opuntia cochenillifera.
Habe da noch ein Fragment aus einem anderen "Neuen Orbis Pictus" hier, aus dem Jahr 1842. Hier wohl schon als Lithographie gearbeitet. Die gleiche Abbildung:
Zum Vergleich seien hier mal die beiden Ausschnitte mit der Abbildung der Opuntia nebeneinander gelegt. Links das ältere v0n 1835, wohl eine Radierung, rechts das von 1842, wohl eine Lithographie:
In Beitrag Nr #76 auf Seite 8 in diesem Thread brachte ich mal eine sehr selten zu findende Abbildung. Es war ein Selenicereus aus einem Werk von Ferdinand Bernhard Vietz, aus seinem berühmten "Icones plantarum medico-oeconomico-technologicarum cum earum fructus ususque descriptione", aus dem Jahr 1800. Von diesem Werk (11 Bände) soll es angeblich auf der ganzen Welt nur noch 5 vollständige Exemplare geben.
Daraus sein "Cactus Opuntia; Gemeine Opuntie" Ein Kupferstich, handkoloriert. Typisch für Vietz sind die zarten Farben. Blattgröße 20 x 25,5 cm:
Zum Schluss noch ein kleiner Nachtrag und ein weiteres Blatt zum Thema Opuntia:
In Beitrag Nr #132 auf Seite 14 brachte ich von Felix Edward Guerin-Meneville eine Darstellung verschiedener Pflanzen, darunter auch Sempervivum (Joubarbe). Hier nachträglich die handkolorierte Version des dort gezeigten Blattes. Die Pflanze links ist mit "Joséphine" bezeichnet. Auch mit Farbe weiß ich nicht, um welche Art es sich hier handeln könnte:
Bei Guerin waren es Lithografien. Hier aus seinem Werk "Dictionnaire Pittoresque d’Histoire Naturelle", herausgegeben in Paris zwischen 1836 und 1839, eine Seite mit dem bei Guerin üblichen Sammelsurium. Im oberen Teil diverse Kakteen, darunter auch zwei Opuntien. Alle hier gezeigten Kakteendarstellungen stammen aus verschiedenen früheren Werken anderer Autoren. Guerin hat sich da kräftig bei anderen bedient
Und typisch für Guerin das Durcheinander und Nebeneinader von Dingen, die wenig miteinander zu tun haben.
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prosopis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo Wolfgang,
wie schön Dich zu lesen, habe deine Beiträge mit alten Grafiken sehr vermisst!
Das letzte Bild finde ich sehr interessant - ein gestrandeter Wal?
wie schön Dich zu lesen, habe deine Beiträge mit alten Grafiken sehr vermisst!
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Echinopsis- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
...mir macht dieser thread auch grossen Spass.
danke fürs Zeigen und Gruss,
Marc
danke fürs Zeigen und Gruss,
Marc
Prof.Muthandi- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo Wolfgang,
ein dickes Lob für deine unermüdliche Arbeit, uns die "alten Meister" näher zu bringen. Die Abbildungen sind faszinierend, und dein Wissen dazu überragend. Vielen Dank.
Durch Zufall bin ich bei der Suche nach Bildvorlagen für meine Intarsien auf diese Seite gestoßen: http://www.plantillustrations.org/index.php Stöbern lohnt sich. Gebt doch z.B. bei scientific name mal "orchidaceae" ein. Nicht verzagen, die Suche dauert etwas, aber dann ...
ein dickes Lob für deine unermüdliche Arbeit, uns die "alten Meister" näher zu bringen. Die Abbildungen sind faszinierend, und dein Wissen dazu überragend. Vielen Dank.
Durch Zufall bin ich bei der Suche nach Bildvorlagen für meine Intarsien auf diese Seite gestoßen: http://www.plantillustrations.org/index.php Stöbern lohnt sich. Gebt doch z.B. bei scientific name mal "orchidaceae" ein. Nicht verzagen, die Suche dauert etwas, aber dann ...
william-sii- Kakteenfreund
- Anzahl der Beiträge : 3077
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Hallo, Daniel und Marc,
vielen Dank!
Hallo Ernst,
ja, diese Seite kenne ich. Eine ausgezeichnete Seite, wo ich mir schon öfter mal Infos holen konnte. Gerade wenn ich nachsehen wollte, ob so manche alte Darstellung mehrfach in unterschiedlichen Werken zu finden war, hat das geholfen. Im Internet-Zeitalter gibt es Gott sei Dank diese Möglichkeit, man braucht nicht mehr in Bibliotheken oder Museen nachgucken, was eine Heidenarbeit war. Allerdings ist bei plantillustrations.org auch nicht alles komplett zu finden. Gerade was mehrfach veröffentlichte Abbildungen angeht, muss man halt doch auf vielen Internetseiten stöbern.
Beispiel Agavaceae:
Da gibt es Hier eine Seite zu sehen aus Clusius von 1601, zum Thema Agaven. Diese zeigt zwei Pflanzen, nebeneinander gestellt, welche wohl als Agaven zählen sollen. Die linke Abbildung ist aus Mattioli/Italien (1568) von Clusius übernommen und eine Aloe. (Original zu finden in meinem Beitrag #63, auf Seite 7). Daneben eine von Tabernaemontanus (1588) übernommene Darstellung; diesmal einer "richtigen" Agave. (gleiche Abbildung als Kupferstich in meinem Beitrag #92 auf Seite 10).
Und hier eine Abbildung zum Thema Agave, welches hier bei plantillustrations ebenfalls fehlt:
Es ist eine Originalseite aus der 1590 erschienenen deutschen Übersetzung des Kräuterbuches von P. A. Mattioli, welches erstmals mit Abbildungen im Jahre 1568 in Italien erschienen ist. Die Übersetzung nahm Joachim Camerarius der Jüngere vor. Allerdings bediente sich Cramerarius anderer Abbildungen, außerdem schrieb er Mattioli als Matthioli. Cramerarius kaufte den Nachlass des berühmten Naturwissenschaftlers Conrad Gessner (auch Gesner) von dessen Nachlassverwalter, dem Züricher Stadtarzt K. Wolf, der das Werk von Gessner nicht voillenden konnte, da es seine Kräfte überstieg. Statt das Werk fortzuführen, setzte Cramerarius die erworbenen, teils schon als Druckstöcke vorhandenen Abbildungen in die Mattioli-Übersetzung ein. Wir haben also Mattioli-Text mit Gessner-Bildern.
Hier zu sehen aus der zweiten Auflage von 1590 (Erstauflage 1588) die "Stachlicht Aloe Aloe America sive Spinosa". Aus: Kreutterbuch deß hochgelehrten unnd weitberühmten Herrn D. Petri Andreae Matthioli : jetzt widerumb mit viel schönen neuwen Figuren, auch nützlichen Artzeneyen, und andern guten Stücken, zum andern mal auß sonderm Fleiß gemehret und verfertigt, von 1590, herausgegeben in Frankfurt bei Feyerabend, Blatt Nr. 231:
Rückseitig der Beschreibungstext, der der Abbildung vorangeht. Mein Blatt ist leicht beschnitten an den Rändern und hat die Größe 21 x 34 cm.
Und weil wir gerade bei Cramerarius im Jahre 1590 sind, hier ein Detail eines anderen Blattes (Blatt 394) aus der Mattioli-Übersetzung. Dort geht es um das "Groß Nabelkraut, Vmbilicus (Umbilicus) Veneris maior" genannt. Die Umbilicus-Groß Nabelkraut-Abbildung schenken wir uns mal, dafür bringe ich im Detail hier das daneben abgebildete "Klein Nabelkraut, Umbilicus veneris minor", was hier noch die Bezeichnung "Cotyledum" trägt.
Nochmals vielen Dank, Ernst! Hat mich Deine Antwort doch dazu verführt, gleich noch einen Beitrag anzuhängen --- Die Farben hier sind deswegen unterschiedlich, weil einesteils mit der Digitalkamera geknipst (passt nicht auf den Scanner) und der besseren Lesbarkeit wegen nachbearbeitet, andererseits wurden die Detail-Bilder auf dem Scanner gemacht.
Vielen Dank für's Reinschauen!
vielen Dank!
Hallo Ernst,
ja, diese Seite kenne ich. Eine ausgezeichnete Seite, wo ich mir schon öfter mal Infos holen konnte. Gerade wenn ich nachsehen wollte, ob so manche alte Darstellung mehrfach in unterschiedlichen Werken zu finden war, hat das geholfen. Im Internet-Zeitalter gibt es Gott sei Dank diese Möglichkeit, man braucht nicht mehr in Bibliotheken oder Museen nachgucken, was eine Heidenarbeit war. Allerdings ist bei plantillustrations.org auch nicht alles komplett zu finden. Gerade was mehrfach veröffentlichte Abbildungen angeht, muss man halt doch auf vielen Internetseiten stöbern.
Beispiel Agavaceae:
Da gibt es Hier eine Seite zu sehen aus Clusius von 1601, zum Thema Agaven. Diese zeigt zwei Pflanzen, nebeneinander gestellt, welche wohl als Agaven zählen sollen. Die linke Abbildung ist aus Mattioli/Italien (1568) von Clusius übernommen und eine Aloe. (Original zu finden in meinem Beitrag #63, auf Seite 7). Daneben eine von Tabernaemontanus (1588) übernommene Darstellung; diesmal einer "richtigen" Agave. (gleiche Abbildung als Kupferstich in meinem Beitrag #92 auf Seite 10).
Und hier eine Abbildung zum Thema Agave, welches hier bei plantillustrations ebenfalls fehlt:
Es ist eine Originalseite aus der 1590 erschienenen deutschen Übersetzung des Kräuterbuches von P. A. Mattioli, welches erstmals mit Abbildungen im Jahre 1568 in Italien erschienen ist. Die Übersetzung nahm Joachim Camerarius der Jüngere vor. Allerdings bediente sich Cramerarius anderer Abbildungen, außerdem schrieb er Mattioli als Matthioli. Cramerarius kaufte den Nachlass des berühmten Naturwissenschaftlers Conrad Gessner (auch Gesner) von dessen Nachlassverwalter, dem Züricher Stadtarzt K. Wolf, der das Werk von Gessner nicht voillenden konnte, da es seine Kräfte überstieg. Statt das Werk fortzuführen, setzte Cramerarius die erworbenen, teils schon als Druckstöcke vorhandenen Abbildungen in die Mattioli-Übersetzung ein. Wir haben also Mattioli-Text mit Gessner-Bildern.
Hier zu sehen aus der zweiten Auflage von 1590 (Erstauflage 1588) die "Stachlicht Aloe Aloe America sive Spinosa". Aus: Kreutterbuch deß hochgelehrten unnd weitberühmten Herrn D. Petri Andreae Matthioli : jetzt widerumb mit viel schönen neuwen Figuren, auch nützlichen Artzeneyen, und andern guten Stücken, zum andern mal auß sonderm Fleiß gemehret und verfertigt, von 1590, herausgegeben in Frankfurt bei Feyerabend, Blatt Nr. 231:
Hier die Abbildung im Detail, ein Holzschnitt:
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Rückseitig der Beschreibungstext, der der Abbildung vorangeht. Mein Blatt ist leicht beschnitten an den Rändern und hat die Größe 21 x 34 cm.
Und weil wir gerade bei Cramerarius im Jahre 1590 sind, hier ein Detail eines anderen Blattes (Blatt 394) aus der Mattioli-Übersetzung. Dort geht es um das "Groß Nabelkraut, Vmbilicus (Umbilicus) Veneris maior" genannt. Die Umbilicus-Groß Nabelkraut-Abbildung schenken wir uns mal, dafür bringe ich im Detail hier das daneben abgebildete "Klein Nabelkraut, Umbilicus veneris minor", was hier noch die Bezeichnung "Cotyledum" trägt.
Das soll also das "Cotyledum" bei Cramerarius sein. Ob es tatsächlich ein Cotyledon nach heutigem Verständnis ist, vermag ich erst mal nicht zu sagen:
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Nochmals vielen Dank, Ernst! Hat mich Deine Antwort doch dazu verführt, gleich noch einen Beitrag anzuhängen --- Die Farben hier sind deswegen unterschiedlich, weil einesteils mit der Digitalkamera geknipst (passt nicht auf den Scanner) und der besseren Lesbarkeit wegen nachbearbeitet, andererseits wurden die Detail-Bilder auf dem Scanner gemacht.
Vielen Dank für's Reinschauen!
prosopis- Kakteenfreund
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Hallo Wolfgang
Nach längerer Zeit wieder etwas neues von alten Grafiken danke fürs Zeigen.
LG Kurt
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cactuskurt- Kakteenfreund
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Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Solche Holzschnitte, wie sie in alter Zeit hergestellt worden sind, bedurften auch einer gewissen Handwerkskunst. Der Vorteil dieses bildgebenden Druckverfahrens war die Tatsache, dass die Abbildungen in den Text eingefügt werden konnten.
Die aus Blei gegossenen Lettern/Buchstaben wurden über, unter oder um die kantigen, genau eingepassten Holzstöcke herum gelegt, fixiert, gemeinsam eingefärbt und alles zusammen auf das Papier gepresst. Bei den späteren Kupferstichen und Lithographien ging das nicht; diese waren immer auf separaten Buchseiten mit eingebunden.
Man findet heute noch in Museen alte originale Holzplatten ausgestellt, wie sie zum Drucken der alten Bücher gebraucht wurden.
Hier mal ein Beispiel einer solchen Druckplatte, welche für ein Werk von Pietro Andrea Mattioli im 16. Jahrhundert Verwendung fand:
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Und so sah dann die fertige Buchseite mit der Abbildung einer "AMBROSIA ALTERA" aus:
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Man sieht sehr schön, wie akribisch die Holzschneider arbeiten mussten.
In Amsterdam, in einem Museum, ist eine weitere alte Druckplatte von Mattioli ausgestellt, in welche das Relief von einem Aeonium geschnitten ist:
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Sie wurde für einen ganzseitigen Druck verwendet, für Mattiolis berühmtes Werk über die "Materia Medica" von 1568. Und eine mit eben diesem Druckstock - welcher ja nur ein Mal vorhanden war - hergestellte Buchseite befindet sich sogar in meiner Sammlung. Bezeichnet wurde dieses Aeonium damals als "SEMPREVIVO ARBOREO". Hier das fertige Produkt aus der alten Zeit; also die fertige Buchseite, inklusive Text (Nach dem Druck handkoloriert):
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In späteren Auflagen wurden die Darstellungen nochmals in verkleinerter Form in neue Druckstöcke geschnitten und somit kompaktere Bücher geschaffen, da die Bilder nicht mehr so viel Platz beanspruchten. Auch brauchte man weniger Papier, was sich natürlich auf den Verkaufspreis auswirkte, so dass dieses Werk in mehreren Auflagen weite Verbreitung finden konnte,
Hier mal ein Beispiel aus dem Jahr 1590, wo eine solche verkleinerte Darstellung zu sehen ist. Ebenfalls das angesprochene Aeonium darstellend:
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In der deutschen Übersetzung von Mattioli bei Camerarius im Jahre 1590 wurden zwar die Texte von Matthioli verwendet, aber andere Druckstöcke, nämlich die von Gesner. (Oben bereits angesprochen, im vorherigen Beitrag). Hier die Abbildung dieses Aeonium bei Camerarius in der deutschen Ausgabe:
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Die aus Blei gegossenen Lettern/Buchstaben wurden über, unter oder um die kantigen, genau eingepassten Holzstöcke herum gelegt, fixiert, gemeinsam eingefärbt und alles zusammen auf das Papier gepresst. Bei den späteren Kupferstichen und Lithographien ging das nicht; diese waren immer auf separaten Buchseiten mit eingebunden.
Man findet heute noch in Museen alte originale Holzplatten ausgestellt, wie sie zum Drucken der alten Bücher gebraucht wurden.
Hier mal ein Beispiel einer solchen Druckplatte, welche für ein Werk von Pietro Andrea Mattioli im 16. Jahrhundert Verwendung fand:
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Und so sah dann die fertige Buchseite mit der Abbildung einer "AMBROSIA ALTERA" aus:
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Man sieht sehr schön, wie akribisch die Holzschneider arbeiten mussten.
In Amsterdam, in einem Museum, ist eine weitere alte Druckplatte von Mattioli ausgestellt, in welche das Relief von einem Aeonium geschnitten ist:
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Sie wurde für einen ganzseitigen Druck verwendet, für Mattiolis berühmtes Werk über die "Materia Medica" von 1568. Und eine mit eben diesem Druckstock - welcher ja nur ein Mal vorhanden war - hergestellte Buchseite befindet sich sogar in meiner Sammlung. Bezeichnet wurde dieses Aeonium damals als "SEMPREVIVO ARBOREO". Hier das fertige Produkt aus der alten Zeit; also die fertige Buchseite, inklusive Text (Nach dem Druck handkoloriert):
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In späteren Auflagen wurden die Darstellungen nochmals in verkleinerter Form in neue Druckstöcke geschnitten und somit kompaktere Bücher geschaffen, da die Bilder nicht mehr so viel Platz beanspruchten. Auch brauchte man weniger Papier, was sich natürlich auf den Verkaufspreis auswirkte, so dass dieses Werk in mehreren Auflagen weite Verbreitung finden konnte,
Hier mal ein Beispiel aus dem Jahr 1590, wo eine solche verkleinerte Darstellung zu sehen ist. Ebenfalls das angesprochene Aeonium darstellend:
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In der deutschen Übersetzung von Mattioli bei Camerarius im Jahre 1590 wurden zwar die Texte von Matthioli verwendet, aber andere Druckstöcke, nämlich die von Gesner. (Oben bereits angesprochen, im vorherigen Beitrag). Hier die Abbildung dieses Aeonium bei Camerarius in der deutschen Ausgabe:
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prosopis- Kakteenfreund
- Anzahl der Beiträge : 403
Lieblings-Gattungen : fast alle, außerdem: antike Grafik von Kakteen/Sukk.
Re: Aus meiner Grafiksammlung - der Charme der vergangenen Jahrhunderte!
Moin Wolfgang,
ich bin völlig begeistert von den Holz-Druckformen. Das waren wirklich richtige Künstler, mag mir gar nicht vorstellen, wie lange es gedauert hat, so eine Form herzustellen...
Weißt Du, welches Holz hier Verwendung fand?
LG,
Nils
ich bin völlig begeistert von den Holz-Druckformen. Das waren wirklich richtige Künstler, mag mir gar nicht vorstellen, wie lange es gedauert hat, so eine Form herzustellen...
Weißt Du, welches Holz hier Verwendung fand?
LG,
Nils
nikko- Kakteenfreund
- Anzahl der Beiträge : 4393
Lieblings-Gattungen : Echinocereus, Astrophytum, Ferocactus, Puna, kleine mexikanische Arten
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