Erfahrungen mit Fungiziden bei Tillandsien?

Hallo liebe Forumfreunde,

Ich habe wieder beim Überwintern meiner Tillandsien über einige Verluste klagen müssen.
Diesen Winter habe ich sie nur alle 3 Wochen besprüht und versucht mit Ventilatoren zu trocknen im Bad. Auf Tauchen habe ich völlig verzichtet, aber es sind selbst Exemplare eingegangen, die den letzten Winter es geschafft hatten. Kann es sein, daß die Pflanzen bei zu wenig Licht (manche ca. 2m weg vom Fenster) so gut wie keine Feuchtigkeit aufnehmen? Bei einigen haben sich die Blätter stark eingerollt aber ich wollte diesmal nicht zu viel Wässern, wie im vergangenen Winter. Trotzdem kam es zur Fäulnis am Herz von einigen Pflanzen.
Jetzt die Frage: Würde es Sinn machen, bei Pflanzen, wo man den Verdacht von Fäulnis oder Pilz hat, sie quasi prophylaktisch mit Fungiziden zu behandeln (natürlich kupferfrei wie z.B. Rosenfungizid) oder würdet Ihr abraten?
Im Bad herrschten fast den ganzen Winter Temperaturen von 18-20 Grad und eine Luftfeuchte von 40-50%. Sooft es die Außentemperaturen es zuiießen, habe ich eine Stoßlüftung von ein paar Minuten gemacht.
Mir gehen jetzt langsam die Ideen aus und ich hoffe auf Eure Hilfe.
MfG Daniel

Hi Daniel,

prophylaktisches Fungizid wird, meiner Meinung nach, nicht helfen. Ich hatte früher ähnliche Probleme mit meinen Tillandsien im Wintergarten und denke, das Gewebe ist wahrscheinlich schon größtenteils abgestorben, bevor da Fäulnis reinkommt. Es sind auch nicht unbedingt immer Pilze, sondern es können auch Fäulnisbakterien sein.

Bei mir war es der etwas zu kalte Stand (12°C im Winter ist definitiv zu wenig für einige Arten) und zu häufiges Wässern.

Bei Dir kann es die Temperatur nicht sein. Also tippe ich auf eine Kombination auf zu wenig Licht (2m vom Fenster entfernt ist definitiv zu dunkel, Tillandsien sind die absoluten Lichtfresser) und dann zu feucht. Bei Deiner Temperatur im Bad kannst Du aber die Pflanzen nicht ganz trocken halten. Du kannst probieren, die Pflanzen jeweils nur ganz kurz zu übersprühen. Auf keinen Fall sollte Wasser z.B. in den Blattachseln stehen bleiben. Sie sollten nach ein paar Stunden wieder trocken sein.

Wahrscheinlich ist aber das größte Problem das mangelnde Licht im Winter. Vielleicht kannst Du die Pflanzen ja direkt ans Fenster hängen oder Du besorgst Dir ein Terrarium machst Da eine Zusatzbeleuchtung rein und kannst dann die Umweltbedingungen genau kontrollieren. Ich habe eine T.funckiana nur im Terrarium zum Blühen bekommen. Die Kombination von Temperatur/Licht/Feuchtigkeit war sonst nicht hinzubekommen.

Ich drücke Dir die Daumen
Robert

Moin Daniel,

meiner Meinung nach ist die Kombination aus der gegebenen Temperatur und Lichtmangel das Problem. Eine durchgehende Temperatur von 18 - 20° C mögen nur die wenigsten Tillandsien. Ein Großteil möchte nachts gerne abkühlen, sprich Temperaturen zwischen 4 und 12° C gefällt den meisten Arten am Besten. Diese Nachtabkühlung härtet die Pflanzen auch besser ab und sie können insgesamt trockener gehalten werden. Außerdem wird das Wachstum von Schadorganismen ausgebremst. Bei Nachttemperaturen wie Du sie bietest sind die Pilze und Bakterien deutlich aktiver und auch die Tillandsien wachsen weiter.
Tillandsien als CAM-Pflanzen öffnen nachts ihre Spaltöffnungen um den Gasaustausch zu gewährleisten, tagsüber sind sie geschlossen. Durch die nun geöffneten Spaltöffnungen können die Schädlinge leichter in das Gewebe eindringen und die Pflanze infizieren. Zusätzlich fehlt Deinen Tillandsien Licht und vergeilen dabei ein wenig (s.o.). Das bedeutet, die Blätter werden etwas länger und weicher. Auch dieser Umstand erleichtert das Eindringen der Schädlinge, vor allem im Bereich des Neutriebs.

Hast Du eventuell eine Liste Deiner Tillis? Dann könnte man schon mal nachgucken, wo welche Art temperaturmäßig hinmöchte. Ausserdem könnte ich Dir eine kleine Liste von Arten machen, die wir hier in den Gruson-Gewächshäusern im Warmhaus kultivieren und deshalb mit Deinen Temperaturen besser klar kommen müssten.