Hibotaner Gymnocalycium-Hybrid-Sämling; Pfropfen mit Tricks und Tipps

bei einer Testkreuzung ist ein hibotaner Gymnocalycium Sämling aufgegangen. Da habe ich die Gelegenheit genutzt, um meine Methode nochmal im Detail zu zeigen.

Das Material: Ein billiges Gemüsemesser mit schön dünner Klinge, eine Rasierkline, ein frisches Päckchen Papiertaschentücher, Frischhaltefolie, Wattestäbchen, ein Gläschen Alkohol (Spiritus reicht), Klebestreifen oder alternativ Gummiringe, eine Lesebrille (besser, aks ein Vergrösserungsglas) und natürlich Pfropfunterlagen (da nehme ich, was gerade rumsteht).
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Mit dem Alkohol werden nicht nur Messer und Rasierklinge, sondern auch die Pfropfunterlage und der Pfröpfling desinfiziert. Frische Papiertaschentücher als Schneidunterlage sind praktisch keimfrei.
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Mit dem Messer wird die Unterlage grob beschnitten
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Und mit der Rasierklinge wird ein Feinschnitt gemacht.
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Dann schneidet man den Pfröpfling mit der Rasierklinge sauber ab, praktischer Weise bleibt er in der Regel an der Klinge kleben und kann dann von dieser aus direkt auf die Unterlage geschoben werden (natürlich auch mit deinem desinfizierten Werkzeug). So kann weder Luft noch Keime auf den Schnitt kommen.
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Dabei darauf achten, dass der Pfröpfling schön auf dem Leitbündelring sitzt.
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Dann kommt die schlimste Fuselei. Die Folie auflegen ohne den Pfröpfling zu verschieben. Die Firschhaltefolie ist praktisch keimfrei, wenn man darauf achtet, dass nur die Seite, den Pfropfling berührt, die auf der Rolle innen war. Die Folie wird dann mit einem Guumiring oder Klebestreifen am Topf befestigt. Dabei soll der Pfröpfling etwas angedrückt werden. Es macht nichts, wenn er dabei leicht verformt wird.
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Eine Woche später hat sich reichlich Kondenswasser gebildet. Aber wenn man keimfrei gearbeitet hat, wird trotzdem nichts faulen. Wenn der Pfröpfling sich ein wenig vergrößert hat, kann man die Folie abnehmen. Wenn man nicht unter krankhafter Neugier leidet und alles gut aussieht darf man die Folie ruhig nochmal eine Woche drauf lassen.
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Ich habe natürlich nicht gewartet und die Folie gleich entfernt (in dem Fall absichtlich um etwas zu zeigen). Die Schnittflächen sind sauber und zeigen keinerlei Anzeichen für eien Infektion, sind aber durch die hohe Luftfeuchte unter der Folie noch nicht vernarbt.
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Ist nun die Luftfeuchte zu niedrig, kann es dazu führen, dass die Unterlage versucht, die Feuchtigkeit aus dem ungeschützten Schwammgewebe zu ziehen und dabei auch Feuchtigkeit aus dem Pfröpfling zieht. Das ist übrigens der Grund, weswegen meist davon abgeraten wird, einen Sämling gleich auf die endgültge Pfropfunterlage zu setzen udn statt dessen erst mal auf Pereskiopsis zu pfropfen. 24 Stunden nach dem Auspacken:
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Mann kann das Verhindern, indem man mehr Geduld beim Entfernen der Folie hat oder die Pflanze nach dem Freilegen in einen Kasten oder eine Tüte mit hoher Luftfeuchte packt. Passiert es trotzdem, erholt sich der Pröpfling meistens nach 1-3 Tagen. Aber eben leider nicht immer. Aber auch hier gibt es einen kleinen Trick. Ein kleiner Tropfen (keimfreies) Wasser genau auf den Pfröpfling:
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Und kurz darauf (manchmal in Minuten) sieht er wesentlich gesünder aus. 4 Stunden später:
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Nach einer weiteren Woche (2 Wochen nach dem Pfropfen) sieht man schon deutliches Wachstum:
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3 Wochen nach dem Pfropfen entwickelt er sich prächtig
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Und hat schon seine normalen Geschwister eingeholt
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Es handelt sich übrigens um Gymnocalycium [(baldianum x neuhuberi) x neuhuberi] x andreae (so fern nicht eine Hummel weitere Pollen in die Blüte geschmissen hat)

Vielen Dank für die ausführliche und sehr anschaulich bebilderte Anleitung. Und natürlich für die Extra-Tipps. Damit traue ich mich an einen weiten Pfropfversuch.

Schön betexteter und bebilderter Bericht - klasse!

Aber blöde Frage: Für was steht das Adjektiv "hibotan"?

Für was steht das Adjektiv "hibotan"? scratch

Das habe ich mich auch schon gefragt.

"Gymnocalycium mihanovichii - Wikipedia:
The species belonging to the "Hibotan" cultivar have a different color from the natural one because it is deprived of chlorophyll and, being unable to live on its ...   ?

Dann ist das also beim mihanovichii die Bezeichnung für einen bestimmten Cultivar und soll hier wohl den Farbmutanten umschreiben. Also quasi eine neue Wortschöpfung.

Shamrock schrieb:

Aber blöde Frage: Für was steht das Adjektiv "hibotan"?

Nein, gute Frage. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass es eine japanische Bezeichnung für chlorophylfreie Pflanzen ist. Aber jetzt wo du frägst, es könnte auch ein Eigenname sein. Wobei, nach dem ich etwas mit einer Übersetzungsseite herum gespielt habe, kam Tag-Grab-Bräunung heraus

gerwag schrieb:kam Tag-Grab-Bräunung heraus

Aaah, ah ja - logisch! Na da hätte man ja aber auch selbst drauf kommen können.

Schöner Bericht. Aber die Pflanze zu desinfizieren - auf die Idee bin ich noch nicht gekommen.
Scheint aber nicht zu stören.

>>http://www.llifle.com/Encyclopedia/CACTI/Family/Cactaceae/11950/Gymnocalycium_mihanovichii_cv._Hibotan
"It is an ensemble of popular mutant with more or less red and banded bodies. "
Das sind wohl die gebänderten Gymnos noch mit viel rot und mehr oder weniger Chlorophyll.