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Kakteenhandel anno dazumal

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Thomas G. (†)
Cristatahunter
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Beitrag  Cristatahunter Fr 10 Nov 2017, 11:10

Viele von fragen sich manchmal über den Artenschutz und regen sich über das Washingtoner Artenschutzabkommen auf. Es werden ja heute viel mehr Kakteen durch verlust der Lebensräume zerstört als durch Sammler.

Viele von uns wissen nicht wie der Kakteenhandel früher funktionierte. Durch einen Kontakt mit einem alten Mann der als Jugendlicher bei einem Kakteenhändler arbeitete, wurde mir dass überliefert. Es war die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg. Es wurde weder ausgesät noch gepflegt oder überwintert. Es standen keine Gewächshäuser da. 

Der Kakteenhandel beschränkte sich auf die frostfreien Monate. Im Frühling wurden wagenweise Holzkisten mit Kakteen angeliefert. Diese sind in Schiffen im Basler Rheinhafen angeliefert worden.
Die Kakteen haben in Arten getrennt ohne Töpfe oder anderen Pflanzgefässen in den Kisten gelegen. Die Kisten wurden geöffnet und mit damalig verwendeten Mitteln desinfiziert. Die Kisten kamen in grosse Holzschuppen und wurden in Gestellen gelagert und verkauft. Es kamen die Kakteensammler von weit her und haben in die Kisten geschaut und Exemplare gekauft. Es wurde weder eingetopft oder gegossen oder sonstwas. Der Aufwand wurde so tief wie möglich gehalten. Gepflegt wurde nicht. Denn Kakteen ohne Erde ohne Töpfe und Wasser bleiben weitgehend unverändert. Sie wurden gehandhabt wie Tulpenzwiebeln. Mann sagte sich, das sind Kakteen die in den Ländern der Landwirtschaft weichen mussten und nicht dem Raubbau zum Opfer gefallen sind. Der Käufer hatte das Gefühl etwas Gutes getan zu haben.

Im Spätherbst wurden alle restlichen Kakteen vernichtet und die Schuppen wurden sauber gemacht für die nächste Lieferung im nächsten Frühling. 
Dies hatte zur Folge, das bald ganze Landstriche leergeräumt wurden und viele Jahre brauchten um sich wieder zu erholen.

Diese Praktik gab den Ausschlag die Kakteen unter schutz zu stellen. Genau so erging es der afrikanischen Fauna. Elfenbein, Knochen, Häute, Horn, Fleisch alles wurde irgendwie zu Geld gemacht. Ohne das Washingtoner Artenschutzabkommen wären heute nur noch wenig am leben.

Viele „Kakteenforscher" die wir heute hochleben lassen und deren Namen die Kakteen heute noch tragen, haben in diesen Zeiten viel Geld mit dem Kakteenhandel verdient.

Leider habe ich ausser dieser Überlieferung keine Fotos oder Berichte finden können, die dass was ich hier geschrieben habe, beweisen. Das Internet ist überfüllt von Informationen über neues und dem Handel, und was nicht digital erfasst ist, ist im Netz nicht existent.
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Beitrag  Gast Fr 10 Nov 2017, 11:20

Für die Feldläufer/Forscher/Autoren aus dieser Zeit war das ja auch keine Schande so zu handeln. Man hat den Einheimischen etwas Geld gegeben, damit die Buddeln, Schleppen, etc., danach kamen die Kisten zum nächsten Hafen und ein Teil des Inhalts hat noch nichtmal die Überfahrt nach Europa überstanden (bei den Orchideen war man teilweise zufrieden, wenn man wenigstens noch ein paar wenige lebende Pflanzen aus der Kiste ziehen konnte). Da braucht man ja nur mal in den alten Büchern vom Ritters Fritz und Konsorten lesen, die haben da ja auch keinen Hehl daraus gemacht. Auch Forschungseinrichtungen wie Botanische Gärten usw. kamen nicht anders an ihr Pflanzenmaterial.

CITES und Co. an sich sollte man ganz sicher nicht in Frage stellen! Auch wenn vielleicht diverse Punkte etwas optimierungsbedürftig sind.


Zuletzt von Shamrock am Fr 10 Nov 2017, 11:23 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  Gast Fr 10 Nov 2017, 11:22

Hallo Christatahunter
das war auch noch bis in die 1960 er Jahre nicht viel anders, wenn ich mich erinnere, wie damals neue Kakteen von Fechser bei Uhlig ankamen, da standen auch die heute altehrwürdigen Sammler bereit, um sich mit Neuheiten einzudecken; natürlich wurde in diesen JAhren bereits überwintert, getopft und gepflegt, aber die Ankunft neuer Kisten mit Kakteen lief allem Anschein nach ähnlich ab
Vg
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Beitrag  Thomas G. (†) Fr 10 Nov 2017, 12:46

Danke für die Infos, Stefan, Das liest sich ja gruselig !

Ich glaube gegen Artenschutz hat hier eh niemand etwas, aber was die Bürokratie da draus macht, DAS kann durchaus ein Problem sein. Meines Wissens gibt's ja auch Probleme wenn man Hybriden, die in der Natur gar nicht vorkommen und deshalb auch eigentlich gar nicht dem Artenschutz unterliegen können betroffen.

Ich hab da übrigens in einem anderen Bereich mit dem Artenschutz so meine Erfahrungen gemacht. Also ich vor Jahren in Florida war haben wir auch Alligatorfarmen besucht und ich hab mich ziemlich geärgert, weil ich mir da keinen Zahn mitnehmen konnte. Der wär mir sofort in Deutschland vom Zoll konfisziert worden. Die Amis konnten das gar nicht verstehen, weil in Florida Alligatoren stellenweise schon wieder eine richtige Landplage sind und auch wieder geschossen werden dürfen. Von gezüchteten Exemplaren die eh nur zur Ledergewinnung gehalten werden mal ganz abgesehen. Unserer deutschen Zollbürokratie ist das aber egal : "Das Viech war mal geschützt, jetzt hat es auch gefälligst eine bedrohte Art zu bleiben !" So wird da wohl gedacht... Very Happy

Viele Grüße

Thomas

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Beitrag  Stachelforum Fr 10 Nov 2017, 19:42

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Beitrag  Matches Fr 10 Nov 2017, 21:13

Stachelforum schrieb:Hier mal ein Video zur "Kakteen-Historie" aus Mecklenburg Vorpommern, vom NDR Nordmagazin
Uwe

Hallo Uwe,
danke für den interessanten Link.
Freundliche Grüße
Matthias
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Beitrag  CO2 So 12 Nov 2017, 15:41

Lieber Stefan,

diesen Thread finde ich sehr interessant und eine gute Idee.

[Diesen Beitrag musste ich etwas verändern wegen Copyrightverstoßes durch die von mir eingescannt hochgeladenen Bilder. Was auf den Bildern zu sehen ist, habe ich in eckigen Klammern kurz ergänzt]

Zur Zeit lese ich Curt Backebergs "Wunderwelt Kakteen", in welchem Buch er ein ganzes Kapitel dem Thema widmet:
"Das Abenteuer der Pflanzenjagd".

Ich will hier nicht zu detailliert werden, aber er vergleicht die Jagd auf Kakteen mit dem Nervenkitzel früherer Entdeckungen (von Tibet z. B.), eine Jagd lohnender "als die Jagd nach dem verschollenen Gold alter Seeräuber" (S.83).
Natürlich schreibt er auch zur Unterhaltung, ich denke aber, dass dieser Entdeckergeist seinerseits durchaus echt war: wie man durch die Tropen, durch die Wüste muss zu den Standorten unbekannter Pflanzen (gespickt mit einem fiktiven Verdurstungsszenario, das die aus einem Kaktus gewonnene Flüssigkeit glücklich zu Ende bringt (S. 91-93): "Ich [hier spricht Backeberg wohl tatsächlich von sich; CO2] bin durch andere Wüsten gewandert, in denen Skelette am Wege bleichten. Dort gab es keine "Barrel cacti" und - keine Rettung!" (S. 94)). "Die Kakteenjagd ist noch echtes Abenteuer wie reiche Forschungsaufgabe zugleich" (S. 84).

Das ist natürlich in Ordnung, wird allerdings später ergänzt durch das, was dem Handel vorausgeht:
"Es ist mir manchmal nicht leicht gefallen, ihnen [den zuvor verherrlichten Kakteen; CO2] die Arme mit dem Hauer abzutrennen" (S. 90). Er tröstet sich selbst mit der Unverwüstlichkeit der Pflanzen, die ja bald wieder austreiben würden (ibid).

Angesichts der vllt. (damals noch) größeren Bestände am Heimatstandort ist das Sammeln von Belegexemplaren und Samen etc. sicherlich zu verkraften und für die Artbeschreibung notwendig, allerdings empfindet man angesichts der Anmerkungen teilweise schon etwas Schmerz wie bei dieser Unterschrift:

[Auf dem Bild sieht man mehrere Arbeiter in steilem Gelände, die Seile um einen Säulenkaktus gelegt haben. Einer wirft gerade sein Lasso über den Kaktus. Darunter steht:]

"Der Kakteenjäger ist of ein halber Alpinist. Pickel und Seil dienen ihm nicht nur zum Erklimmen steiler felsiger Standorte, sondern auch zum Heraushacken und Abtransportieren der Pflanzen an schwer zugänglichen Stellen. Hier wird in der Barranca Venados in Mexico ein älteres "Greisenhaupt", Cephalocereus senilis, abgeseilt."

Ferner:
"[...] setzte ich mir in den Kopf, ein paar solcher Zyklopen [Echinoc. grandis; CO2] des Kakteenreiches nach Hamburg zu bringen" (S. 106).
Aber vor Ort: "[...] waren fast alle durch das Hanggefälle krumm gewachsen und lohnten das Mitnehmen nicht. Andere [...] hatten Schönheitsfehler" (S. 106).
Angesichts der schieren Größe schreibt er: "Hier war ohne Kran überhaupt nichts zu machen" (ibid).

[Backeberg veröffentliche hierzu zwei Bilder: eines, das einen mannhohen Echinocactus grandis zeigt, der gerade von einem Arbeiter mit einem Seil gezogen wird, dann ein anderes, auf dem ein Kind neben einem Echinocactus grandis, der bereits in Hamburg angekommen war, steht. Der Kaktus ist doppelt so hoch und etwa viermal so dick wie das Kind]

Die großen Kakteen wurden dann mit großer Sorgfalt (um die Dornen nicht zu verletzen) auf Bohlen weggezogen, in Holzwolle verpackt und verschickt nach Europa, "und einige Wochen später stand der Echinocactus grandis zum ersten Mal in Europa, aufrecht und wuchtig, bis ... die Bomben fielen. Er hatte sicher noch die Indios der vorkolumbischen Zeit an sich vorüberziehen sehen, daß er aber ein solches Ende nehmen würde, hatten weder er noch ich uns träumen lassen" (S. 107).
Leider hätten sie nur zwei mitnehmen können, da jeder eine Tonne (!) gewogen habe, außerdem seien sie gar nicht die größten gewesen: "Ich war es zufrieden, wenn ich auch wußte, daß vielbestaunten Pflanzenwale noch lange nicht die größten ihres Geschlechts waren" (ibid).

[Hier war noch ein Bild eingefügt, das das Ausgraben eines großen Kakteenpolsters, nach Bildunterschrift "Mamillaria sphacelata", mit Hilfe einer Spitzhacke zeigt]

Backebergs Erzählungen kann ich übrigens nur empfehlen; wenn sie auch manchmal dem Verkaufsmoment des Buches etwas angepasst sein mögen (oder auch nicht!), so hinterlassen sie doch einen interessanten Einblick in die Begeisterung und Strapazen des Kakteensammelns der damaligen Zeit. Dass man zur damaligen Zeit Exemplare sammelte, kann ich übrigens nicht verurteilen, das übertriebene zur Populationszerstörung führende "Schatzsammeln" natürlich schon.

Viele Grüße,
Jens


Zuletzt von CO2 am So 12 Nov 2017, 17:16 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  Echinopsis So 12 Nov 2017, 16:44

Hallo Jens,

Dein Beitrag (inclusive der Bilder) sind absolut lesens, bzw. sehenswert.
Allerdings fallen diese Bilder (Abfotografien aus einem Buch) unter einen Copyrightverstoß.
Das Buch scheint 1966 auf den Markt gekommen zu sein. Erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors endet die Schutzfrist.
Bitte ausschließlich Bilder einstellen, auf denen Du das Recht hast, das ist ganz Wichtig und kann sonst schnell sehr teuer werden und ist strafbar.
Auch wenn es wirklich sehr schade ist, da die Bilder absolut sehenswert waren! Aber ich habe leider dieses Gesetz nicht gemacht Sad

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Beitrag  CO2 So 12 Nov 2017, 17:01

@ Daniel

Tut mir leid! Das war mir nicht bewusst. Dachte, dass die Angabe der Quelle usw. ausreicht.

Ich werde meinen Beitrag so ändern, dass man sich ungefähr die Bilder vorstellen kann.

Viele Grüße,
Jens
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Beitrag  Echinopsis So 12 Nov 2017, 17:02

Kann Jedem passieren.
Mit Bildern war mir der Beitrag auch viel sympatischer Wink
Wie gesagt, sch.. Gesetze. Aber hier gehe ich lieber Nummer sicher.

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