Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
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Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Liebe Mitforisten,
es gibt ja sehr viel und teilweise auch recht alte Kakteenliteratur. Dieser Literatur und den darin vorkommenden Pflege- und Haltungstipps oder auch einfach gewissen Ansichten, Bestimmungen und Darstellungen über Kakteen soll dieser Thread gewidmet sein (und da wir uns damit im Präcomputerzeitalter bewegen, schlage ich anstatt Thread "Gesprächsfaden" vor ).
Es geht nicht darum, sich über irgendjemanden lustig zu machen! Vielleicht können wir aber amüsantes, aus heutiger Sicht kurioses, oder auch einfach (vergessenes) nützliches zum Vorschein bringen.
Ich fange mal an mit einer kleinen Publikation aus dem Jahre 1921 in sechster Auflage von F. Thomas ("Mitglied der Deutschen Kakteen-Gesellschaft"):
Thomas, F.: Zimmerkultur der Kakteen. Neudamm: J. Neumann, 1921 (6. Aufl.), 79 S.
Auffällig ist zunächst, dass alle möglichen Arten noch entweder als Cereus oder Echinocactus geführt werden (z. B. auch Gymnocalycium).
Der Autor schreibt im Vorwort: "Von den vielen Liebhabereien, denen sich die Menschen in ihren Mußestunden hingeben, ist unstreitig eine der interessantesten und berechtigsten die Pflege der Kakteen", womit er sicher goldrichtig lag Und für alle Aussäer: "Die Samenkultur ist zwar etwas mühevoll, aber sehr interessant, wohlfeil und lohnend" (S. 46).
Der Autor richtet sich an "normale" Halter ohne Treibhaus, betont aber auch, dass eine Kultur im Freiland besser sei als eine verweichlichende im Treibhaus (S. 8, 35). Er empfiehlt ein "Blumenbrett" draußen am Fenster. Bemerkenswert sind seine Gießanweisungen für den Sommer: "Jeden Abend [!] werden die wirklich trocken gewordenen Töpfe - aber nur diese! - mit abgestandenem Wasser reichlich begossen und [...] leicht überspritzt" (S. 27-28) sowie für den Winter: "Man gießt die Pflanzen daher im Winterquartier nur [!] alle 14 Tage einmal, [...] bei welcher Gelegenheit es gut ist, sie auch gehörig zu überspritzen" (S. 29).
Möglicherweise war das wegen der Tontöpfe nötig?
Zur Pflege der "rankenden Cereen" (Epiphyllum, Selenic., Rhipsalis etc.) bemerkt er: "Diese Pflanzen zeigen alle eine größere Empfindlichkeit gegen unser Klima als die meisten übrigen Kakteen" (S. 31), also genau anders herum, als man das heute oft tut.
Die Wolllaus (wahrscheinlich) heißt bei ihm Kaffeelaus. Gegen einen starken Laus-Befall empfiehlt er, die Pflanzen auszutopfen und den Pflanzenkörper ohne Wurzel für mehrere Stunden in "eine starke Abkochung von Tabak" zu tauchen. Danach abspritzen und abtrocknen lassen (S. 62). Bei weniger schlimmem Befall Abspritzen mit der Tabaklösung bzw. mechanische Reinigung (S. 64).
Interessant finde ich, dass er auch auf natürlich-biologische Maßnahmen eingeht: Marienkäfer und deren Larven, Tausendfüßler und Spinnen seien da besonders gut (S. 65).
So weit zu dieser Publikation. Nicht jeder muss das so genau machen (mit Seitenzahlen und so - bei mir das immer so ein Drang).
Ich würde mich freuen, wenn sich viele andere an diesem Gesprächsfaden (!) beteiligen würden!
Viele Grüße,
Jens
es gibt ja sehr viel und teilweise auch recht alte Kakteenliteratur. Dieser Literatur und den darin vorkommenden Pflege- und Haltungstipps oder auch einfach gewissen Ansichten, Bestimmungen und Darstellungen über Kakteen soll dieser Thread gewidmet sein (und da wir uns damit im Präcomputerzeitalter bewegen, schlage ich anstatt Thread "Gesprächsfaden" vor ).
Es geht nicht darum, sich über irgendjemanden lustig zu machen! Vielleicht können wir aber amüsantes, aus heutiger Sicht kurioses, oder auch einfach (vergessenes) nützliches zum Vorschein bringen.
Ich fange mal an mit einer kleinen Publikation aus dem Jahre 1921 in sechster Auflage von F. Thomas ("Mitglied der Deutschen Kakteen-Gesellschaft"):
Thomas, F.: Zimmerkultur der Kakteen. Neudamm: J. Neumann, 1921 (6. Aufl.), 79 S.
Auffällig ist zunächst, dass alle möglichen Arten noch entweder als Cereus oder Echinocactus geführt werden (z. B. auch Gymnocalycium).
Der Autor schreibt im Vorwort: "Von den vielen Liebhabereien, denen sich die Menschen in ihren Mußestunden hingeben, ist unstreitig eine der interessantesten und berechtigsten die Pflege der Kakteen", womit er sicher goldrichtig lag Und für alle Aussäer: "Die Samenkultur ist zwar etwas mühevoll, aber sehr interessant, wohlfeil und lohnend" (S. 46).
Der Autor richtet sich an "normale" Halter ohne Treibhaus, betont aber auch, dass eine Kultur im Freiland besser sei als eine verweichlichende im Treibhaus (S. 8, 35). Er empfiehlt ein "Blumenbrett" draußen am Fenster. Bemerkenswert sind seine Gießanweisungen für den Sommer: "Jeden Abend [!] werden die wirklich trocken gewordenen Töpfe - aber nur diese! - mit abgestandenem Wasser reichlich begossen und [...] leicht überspritzt" (S. 27-28) sowie für den Winter: "Man gießt die Pflanzen daher im Winterquartier nur [!] alle 14 Tage einmal, [...] bei welcher Gelegenheit es gut ist, sie auch gehörig zu überspritzen" (S. 29).
Möglicherweise war das wegen der Tontöpfe nötig?
Zur Pflege der "rankenden Cereen" (Epiphyllum, Selenic., Rhipsalis etc.) bemerkt er: "Diese Pflanzen zeigen alle eine größere Empfindlichkeit gegen unser Klima als die meisten übrigen Kakteen" (S. 31), also genau anders herum, als man das heute oft tut.
Die Wolllaus (wahrscheinlich) heißt bei ihm Kaffeelaus. Gegen einen starken Laus-Befall empfiehlt er, die Pflanzen auszutopfen und den Pflanzenkörper ohne Wurzel für mehrere Stunden in "eine starke Abkochung von Tabak" zu tauchen. Danach abspritzen und abtrocknen lassen (S. 62). Bei weniger schlimmem Befall Abspritzen mit der Tabaklösung bzw. mechanische Reinigung (S. 64).
Interessant finde ich, dass er auch auf natürlich-biologische Maßnahmen eingeht: Marienkäfer und deren Larven, Tausendfüßler und Spinnen seien da besonders gut (S. 65).
So weit zu dieser Publikation. Nicht jeder muss das so genau machen (mit Seitenzahlen und so - bei mir das immer so ein Drang).
Ich würde mich freuen, wenn sich viele andere an diesem Gesprächsfaden (!) beteiligen würden!
Viele Grüße,
Jens
CO2- Organisator des Fotowettbewerb
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Hallo
der Hinweis mit der Lausbekämpfung durch eine starke Tabaktinktur ist schon reichlich gesundheitsgefährdend gewesen; denn so eine Nikotinbrühe gehört mit zum stärksten Gifte, die es gibt habe noch folgende Textstelle dazu ausgegraben: "Eine Zigarettenkippe tötet alles Leben in einem Kubikmeter Wasser,"
wie haben dann die "alten Kakteensammler" eigentlich überlebt?
auch Buining soll durch ein so extremes Mittel wie Temik umgekommen sein aufgrund seines fahrlässigen Umgangs damit
VG
GYmnocalycium
der Hinweis mit der Lausbekämpfung durch eine starke Tabaktinktur ist schon reichlich gesundheitsgefährdend gewesen; denn so eine Nikotinbrühe gehört mit zum stärksten Gifte, die es gibt habe noch folgende Textstelle dazu ausgegraben: "Eine Zigarettenkippe tötet alles Leben in einem Kubikmeter Wasser,"
wie haben dann die "alten Kakteensammler" eigentlich überlebt?
auch Buining soll durch ein so extremes Mittel wie Temik umgekommen sein aufgrund seines fahrlässigen Umgangs damit
VG
GYmnocalycium
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Du hast vollkommen recht, dass der Einsatz von Tabaksud sehr gesundheitsgefährdend sein kann!
Insbesondere das Versprühen der Tinktur dürfte recht fahrlässig sein. Das Tauchen der Pflanzen in die Tinktur hingegen scheint mir bei alleń Vorsichtsmaßnahmen vertretbar zu sein. Lediglich die Herstellung der "Aufkochung" ist wieder ein Problem wegen der Lösung im Wasserdampf.
Ein Mundschutz, gute Lüftung, keine anderen Lebewesen in der Nähe (und Glück) wären in jedem Fall anzuraten.
Aus anderem Zusammenhang kenne ich das Waschen des Tabaks (in diesem Falle Pfeifentabak) mit Wasser, durch das neben der pfeifentabakspezifischen Grundsoßung ebenfalls etwas Nikotin ausgelöst wird (ja, ich rauche Pfeife ). Diese Tinktur wäre weitaus weniger giftig, vllt. aber dennoch wirksam gegen Schädlinge. Da ich (glücklicherweise?) einen mit Schildläusen befallenen Cereus huilunchu besitze, werde ich im nächsten Frühjahr einmal die schwache Nikotinlösung (also das bloße Tabakwaschen) ausprobieren und dann gegebenenfalls berichten.
Viele Grüße,
Jens
CO2- Organisator des Fotowettbewerb
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Ein gewöhnlicher Mundschutz (Staubschutzmaske, OP-Mundschutz) hält zuverlässig nur Stäube zurück, Aerosole oder Gase wenig bis gar nicht. Außerdem sollte darauf hingewiesen werden, dass Nikotin wunderbar durch die Haut resorbiert werden kann. Handschuhe sind da unabdingbar. Und beim Umgang mit Giftstoffen auf Glück zu hoffen, nun ja... persönliche Schutzausrüstung und gewissenhaftes Arbeiten sind da sicher die bessere Wahl.CO2 schrieb:Ein Mundschutz, gute Lüftung, keine anderen Lebewesen in der Nähe (und Glück) wären in jedem Fall anzuraten.
sensei66- Kakteenfreund
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Hallo Gymncalycium,
ja, Du hast recht, Buining hat sich vor ca. 35Jahren mit Temik vergiftet. Und es soll ursächlich für seinen Tod verantwortlich gewesen sein. Hatte das schon fast völlig vergessen. Gibt es heutzutage
dieses furchtbare Gift noch ? Es sollte extrem gut gegen Nemathoden wirken, so weit ich mich erinnere ! War das " Nemafos" das gleiche Systemgift?
Nette grüße, Wolfgang
wolfgang dietz- Kakteenfreund
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
An Nemafos kann ich mich noch erinnern. War das so gefährlich?
Cristatahunter- Kakteenfreund
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Nein, und das zu recht. Das Zeug ist 5-10 mal giftiger als Kaliumcyanid...wolfgang dietz schrieb:Gibt es heutzutage dieses furchtbare Gift noch ?
Meines Wissens seit 2007 in der EU nicht mehr zugelassen, 2010 hat Bayer die Produktion weltweit gestoppt.
sensei66- Kakteenfreund
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Ähnliches Kaliber, LD50 3,5 mg/kg (Vergleich: KCN 5 mg/kg)Cristatahunter schrieb:An Nemafos kann ich mich noch erinnern. War das so gefährlich?
sensei66- Kakteenfreund
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Soweit ich weiss, ist Nicotin als Pflanzenschutzmittel in jedweder Form in D verboten.
TobyasQ- Kakteenfreund
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Re: Was der Opa noch wusste - Kakteentipps von anno dazumal
Aber wieso ist es dann im Selbstversuch zur Anwendung am Hominiden zugelassen?
Ich denke da an die Karoraucher bzw. alles was ohne Filter ist.
mfg Gunter
Ich denke da an die Karoraucher bzw. alles was ohne Filter ist.
mfg Gunter
hibiscus2- Kakteenfreund
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