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Extraflorale Nektarien

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Beitrag  CO2 Mi 08 Nov 2017, 09:51

Dear Explorers,  Wink

@ Cristatahunter

Gute Besserung! Hatte ich vergessen zu sagen.

@ Matthias

Guter Einwand! Ich könnte jetzt zwar sagen, dass seit dem Cretaceum das globale Klima ja eher abgekühlt ist und angesichts unserer durch das Fehlen fossilierter Kakteen unvollständigen Kenntnis der Kakteenevolution vllt. doch mit einer Anpassung an kälteres, auch frostiges Klima zu rechnen ist. Aber das geht selbst mir jetzt zu weit  Wink

@ Thema

Jeder von uns (das richtet sich natürlich auch an die Mitleser) könnte eine kleine Tabelle anlegen, in die er/sie seine/ihre Beobachtungen einträgt. Spontan fallen mir folgende Punkte ein. Bitte schlagt hier noch weitere euch wichtig erscheinende Punkte vor!

Art
Alter
Ort der Aufstellung
äußere Bedingungen
Gesundheitszustand der Pflanze
Blüte/Blühinduktion
Sonstiges

EFN
Zeitpunkt
Zustand der Pflanze
z.B.: prall, gut gewässert, im Trieb, im Ruhezustand, trocken, sichtlich geschrumpft

Insekten

guter Zugang zur Pflanze
schlechter Zugang zur Pflanze
Insekten beobachtet?
EFN ignoriert
EFN als Nahrung genutzt

beobachtete Arten:
X
wenige
viele
etc.

Y
wenige
etc.
Sonstige Infos

Beispiel:

Meine wenigen vorläufigen Daten zu M. ovata:

Art: M. ovata

Alter: > 10 Jahre
Ort der Aufstellung: regengeschützt im Freien (4. Stock)
äußere Bedingungen: recht sonnig und sehr windig

Gesundheitszustand der Pflanze: kein sichtbarer Schädlingsbefall, guter Wuchs
Blüte: noch nicht geblüht
Sonstiges: x

EFN: ja
Zeitpunkt: Herbst
Zustand der Pflanze: sichtlich geschrumpft

Insekten: schlechter Zugang zur Pflanze
Insekten beobachtet?: nein


Sonstige Infos: Pflanze stand viele Jahre lang ab Herbst regengeschützt in einer Ecke im Freien, so dass EFN vorher nicht auffiel.


Wenn wir so ein paar Daten haben, könnten wir hier im Forum eine Datenbank mit den vorläufigen Ergebnissen anlegen.

Viele Grüße,
Jens
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Beitrag  Gast Mi 08 Nov 2017, 10:56

Na du willst es aber genau wissen. Bisher führe ich solch empirische Dokumentationen ausschließlich im Kopf, aber wenn noch mehr mitmachen sollten, werde ich mich dem gerne anschließen. Wink

Beim Corryocactus melanotrichus hege ich ja immer noch den leisen Verdacht (Wunschdenken?), dass es mit seiner Blühfähigkeit zusammenhängt. Letztes Jahr sind mir keine Nektartröpfchen an den Dornenspitzen aufgefallen und ich glaube, dass ich da schon einen recht guten, aufmerksamen Blick habe. Warum also dann plötzlich in diesem Herbst?
Bisher hat er noch nicht geblüht, dürfte aber von seiner Größe her langsam so weit sein. Bin mal gespannt, ob da im Frühling was kommt... Bis dahin kann ich mir ja schonmal eine Theorie bezüglich eines evtl. Zusammenhanges zwischen Nektarausscheidungen durch EFN in Verbindung mit dem Erreichen der Blühfähigkeit einfallen lassen. Bisher kam mir dazu jedenfalls noch keine plausible Idee. Wink
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Beitrag  Cristatahunter Mi 08 Nov 2017, 12:31

CO2 schrieb:Lieber Matthias, lieber Cristatahunter (Stefan, oder?),

ich weiß nicht, was vorher zwischen euch gelaufen ist, aber meines Erachtens kommen wir hier auf diese Weise (persönliche Anschuldigungen usw.) nicht vorwärts, denn, so wie ich dies bisher überblicke, kann keiner von uns allen Recht haben, ganz einfach weil es bisher nicht genug Studien gibt.

Viele Grüße,
Jens



Grüsse dich Jens

keine Angst zwischen uns läuft nichts.Computer

Wir sind zwei Kakteenfreunde die nicht ganz der gleichen Meinung sind. Wichtig ist dass dabei nicht der gegenseitige Respekt verloren geht.

Ich lehne nicht explizit die Zusammenarbeit Kaktus und Ameise mittels EFN ab. Ich sehe es einfach nicht als nachvollziehbar dass der Kaktus eine Drüse entwickelt nur um ein Insekt anzulocken. Das müsste ja vorsätzlich, strategisches Denken voraussetzen. Ich kann mir aber eine eher zufällige Allianz vorstellen. Wenn also etwas zuerst da war dann war dass die EFN Drüse. Diese Drüse war sicher nicht nur für schön. Daher meine rein physiologische erklärungsweise. Viele Lebewesen haben unterschiedliche Regulierungsmechanismen im Körper. Dabei geht es um Wärmeregulierung, Feuchteregulierung, Salzregulierung usw. das sind ganz elementare Bedürfnisse wie Atmung und Stoffwechsel.
Jetzt zur Ameise: Die Ameise ist ein Tier ohne ein Ichbewustsein. Sie ist nur da, um einem Ameisenstaat zu dienen. Wenn es sein muss bis zum Tod. Die Ameise ist sich nicht bewusst was sie tut und warum sie es tut.
Wie gesagt: Sie verteidigt instinktiv auch einen faulen Apfel. Darum ist eigentlich nicht von einer zielgerichteten Handlung seitens der Ameise und dem Kaktus auszugehen sondern einfach auf ein zufälliges Zusammentreffen zweier Interessen.
A: Der Kaktus lässt überschüssige Flüssigkeit ab. B: Die Ameise frisst was zum fressen da ist. C: Die Ameise verteidigt ihre Nahrungsquelle. 
Vergleichen wir das, mit der Zusammenarbeit der Meeresfische so ist eine gegenseitige Abhängigkeit gegeben.
Der Grossfisch schwimmt zum Riff und zeigt durch seine Körpersprache: Hallo ich möchte behandelt werden. Der Putzerfisch der im Schutze des Riffs lebt, wartet auf eben diesen Grossfisch und wartet bis dieser ihm ein Zeichen gibt. Der Grossfisch erteilt dem Putzerfisch einen klaren Auftrag. Und lässt diesen in den offenen Rachen nach Parasiten suchen. Obwohl der Grossfisch ein Raubfisch ist lässt er den Putzerfisch am leben.
Hier ist aber ein klarer Dienst für beide auszumachen.
A: Der Grossfisch hat parasitäre Beschwerden. B: Er geht zum Dienstleister hin und gibt einen Auftrag. C: Der Dienstleister kann unbehelligt seine Arbeit machen ohne gefressen zu werden.
Jetzt könnte man sagen: Die Ameise macht wie die Biene eine Dienstleistung. Ja aber die Ameise ist nicht eine Dienstleisterin sie ist eine Nutzerin. Denn die Biene hat von der Natur den klaren Auftrag die Blüten zu bestäuben nicht nur die von Kakteen, sondern auch von anderen Blüten. Dazu im Gegensatz die Ameise ein zufälliger Nutzniesser einer EFN ist denn die EFN könnte beliebig mit einer anderen Nahrungsquelle ausgetauscht werden.

Ich weiss es sieht sehr nach einer Verschwörung aus, ist es aber nicht.
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Beitrag  Cristatahunter Mi 08 Nov 2017, 13:04

Shamrock schrieb:Moin Jens,


Was gegen deine Theorie spricht: Desto näher am Äquator ein Kaktus wächst, desto weniger wird er jemals mit Frost zu tun haben (wenn er nicht gerade im Hochgebirge gedeiht). Mal ganz simpel runtergebrochen formuliert.
Ein Zusammenhang mit Frostschutz dürfte wohl bei den wenigsten Kakteen zutreffen.

Deinem beharrlichen Appell konsequent in den Sammlungen zu beobachten, kann ich nur gutheißen und unterstützen! Klar sind aus Kulturbeobachtungen Ableitungen stets kritisch zu beurteilen, aber sie sind der richtige Weg.

Hallo Matthias
Vielleicht hast du Schumannia 7 in deiner Bibliothek.

Da gibt es eine Map 7  die zeigt das die Äquator nähe gar nicht gross von Kakteen bewohnt wird. Da leben auf durchschnittlich 2500qkm 1-2 Species von Kakteen. Schaut man sich aber die Hotspots der Biodiversität der Kakteen an (<73 Species pro 2500 qkm), so sind das genau die Gegenden die extreme Temperaturunterschiede erleben aber auch extreme Unterschiede der Regenmengen und Regenereignisse. Beispiel Parras Coahuila kann kalte Winternächte von -16°C erleben. Es gibt da ein Flussbett das so breit wie der Rhein in Basel ist aber knochentrocken. Oder die Region Salta in Südamerika da können auch extreme Nachtabsenkungen stattfinden.
Diese tiefen Temperaturen können sehr abrupt auftreten. Ein Pflanze die mittels Ventilen die Flüssigkeit und den Innendruck regulieren kann ist da doch entscheidend im Vorteil.
Zudem kann ich dir aus erster Hand erklären dass die Kalte Nacht um Parras -16°C ein Rekord war. Es giengen fast alle Astrophyten und Lophophoras ein. Übrigbliegen die Thelocacteen und Coryphanthas. Eben die Träger von EFN hatten es überlebt.


Ich beobachte meine Pflanzen wenn es geht täglich und reduziere gezielt die Wassergaben wenn ich feststelle dass meine Kakteen zu sabbern beginnen. Eine Führung solcher Listen wären mein Untergang. Bei grob geschätzt 4000 Pflanzen und ca. 800 Species. Wer will kann mich aber jederzeit besuchen und würde, nur zu wissenschaftlichen Zwecken und Langzeitbeobachtungen einen Schlüssel erhalten.

Übrigens danke für die Genesungswünsche.


Schöne Grüsse

Stefan
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Beitrag  CO2 Mi 08 Nov 2017, 13:56

Lieber Stefan;

Cristatahunter schrieb:Ich sehe es einfach nicht als nachvollziehbar dass der Kaktus eine Drüse entwickelt nur um ein Insekt anzulocken.

Ganz genau! Das meinte ich mit "man darf nicht teleologisch denken". Der ursprüngliche Zweck der Ausscheidung ist sehr wahrscheinlich ein anderer gewesen als Ameisen anzulocken.

Cristatahunter schrieb:Darum ist eigentlich nicht von einer zielgerichteten Handlung seitens der Ameise und dem Kaktus auszugehen sondern einfach auf ein zufälliges Zusammentreffen zweier Interessen.

Da hast Du sicher auch recht. Zu Deinem Beispiel mit dem Putzerfisch:

Es gibt ja regelrecht symbiotische Lebenformen, die koevolutionär entstanden sind. Bei Kakteen z.B. gibt es einige sehr spezialisierte Blüten, die nur von gewissen Insekten bestäubt werden können, die möglicherweise durch die Blüteneigenschaften auch besonders angesprochen werden. Hier muss demnach eine Koevolution stattgefunden haben.

EFNs scheinen nun gerade nicht dazu zu gehören. Ameisen oder vllt. auch andere Insekten nutzen die zuckrige Ausscheidung und fressen nebenher vllt. noch ein paar andere Tiere, die für den Kaktus Schädlinge darstellen, so dass der Kaktus durch die angereicherte Ausscheidung immer noch einen etwas größeren Vor- als Nachteil hat.
Diese Kaktus-Ameisen-Beziehung ist aber keine Symbiose, sondern scheint eher locker zu sein! Keiner ist auf den anderen wirklich angewiesen, und ob jetzt Ameisen oder andere Tiere die Schädlinge wegfressen, ist egal. Das EFN scheint zudem auch außer dem Zucker und dem Wasseranteil keine (oder nur wenige) besonderen Inhaltsstoffe zu haben. Deswegen funktioniert das offenbar ganz gut in ariden Gebieten, aber bei uns nicht: die Ameisen hier sind zu verwöhnt und das Kakteen-EFN nicht spezialisiert genug, um dennoch Ameisen durch irgendeine chemische Verbindung, die Ameisen stark anspricht, begeistern zu können.

Das scheint mir momentan der größere Zusammenhang zu sein.

Ferner finden sich EFNs bei Gymno- und Angiospermen, aber nicht bei allen. Das heißt, dass sie entweder ursprünglich waren und dann verschwanden, oder (wahrscheinlicher) dass in verschiedenen Familien gewisse oder alle Arten dieses Phänomen sekundär (aus eben vorhandenen Möglichkeiten einer Sekretabsonderung, die wohl einen ganz anderen Zweck hatte) entwickelt haben. Und das heißt: wissenschaftliche Ergebnisse an Pappeln usw. können eben nicht einfach ohne Einschränkung auf Kakteen übertragen werden. Höchstens Ergebnisse innerhalb der Cactaceae könnten verallgemeinert werden, solange keine Spezialuntersuchungen vorliegen. Denn bei konvergenter Entwicklung sieht man zwar das selbe Phänomen, man kann aber nicht alles in einen Topf werfen (wie z.B. bei Euphorbiaceae und Cactaceae).
Was durch die Studien von Pickett & Clark (1979) und Holland (2011) festgestellt wurde, ist daher ohnehin nur vorläufig (und das ist allen beteiligten Biologen sicherlich klar). (Weber & Keeler (2013) ist ja keine Spezialstudie zu Kakteen, sondern "nur" eine Metastudie, d. h. da werden alle möglichen Ergebnisse zusammengebracht, woher sie für unsere Kakteen-Frage zu vernachlässigen ist)

@ Matthias

Deswegen hatte ich "Blüte" auch mit in die Tabelle aufgenommen. Man muss ja von vornherein nichts ausschließen, was irgendwie möglich wäre.

Viele Grüße an euch beide,
Jens
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Beitrag  CO2 Mi 08 Nov 2017, 14:05

Cristatahunter schrieb:Zudem kann ich dir aus erster Hand erklären dass die Kalte Nacht um Parras -16°C ein Rekord war. Es giengen fast alle Astrophyten und Lophophoras ein. Übrigbliegen die Thelocacteen und Coryphanthas. Eben die Träger von EFN hatten es überlebt.

Ich beobachte meine Pflanzen wenn es geht täglich und reduziere gezielt die Wassergaben wenn ich feststelle dass meine Kakteen zu sabbern beginnen. Eine Führung solcher Listen wären mein Untergang. Bei grob geschätzt 4000 Pflanzen und ca. 800 Species. Wer will kann mich aber jederzeit besuchen und würde, nur zu wissenschaftlichen Zwecken und Langzeitbeobachtungen einen Schlüssel erhalten.

Lieber Stefan,

Deine Beobachtung zu Parras ist tatsächlich ein schönes Beispiel zugunsten Deiner Wasserregulierungsidee.

So etwas meine ich: wenn man solche Beobachtungen macht, schreibt man sie auf. Man muss ja nicht gleich bei allen seinen Pflanzen Listen führen. Vllt. beobachtet man erstmal einfach nur die Arten einer Gattung oder so. Man muss das ja noch mit seinem sonstigen Leben koordinieren, und schließlich ist es ja ein Hobby.

Wichtg ist dennoch, dass man die Daten in eine Tabelle bringt, damit man nachher etwas in der Hand hat.

Viele Grüße,
Jens
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Beitrag  nordlicht Mi 08 Nov 2017, 18:46

Shamrock schrieb:

Beim Corryocactus melanotrichus hege ich ja immer noch den leisen Verdacht (Wunschdenken?), dass es mit seiner Blühfähigkeit zusammenhängt. Letztes Jahr sind mir keine Nektartröpfchen an den Dornenspitzen aufgefallen und ich glaube, dass ich da schon einen recht guten, aufmerksamen Blick habe. Warum also dann plötzlich in diesem Herbst?
Bisher hat er noch nicht geblüht, dürfte aber von seiner Größe her langsam so weit sein. Bin mal gespannt, ob da im Frühling was kommt... Bis dahin kann ich mir ja schonmal eine Theorie bezüglich eines evtl. Zusammenhanges zwischen Nektarausscheidungen durch EFN in Verbindung mit dem Erreichen der Blühfähigkeit einfallen lassen. Bisher kam mir dazu jedenfalls noch keine plausible Idee. Wink

Die Theorie eines Zusammenhangs zwischen der Entwicklung von EFN und folgender Blühfähigkeit möchte ich mit folgender Beobachtung unterstützen.

Ich habe vier Thelocacteen bicolor unterschiedlichen Alters. Junge Pflanzen haben noch keine oder für mich keine erkennbaren EFN. Sobald EFN deutlich erkennbar sind und ein Sekret absondern, haben sich im darauf folgenden Jahr Blüten gezeigt.
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Beitrag  Cristatahunter Mi 08 Nov 2017, 18:59

nordlicht schrieb:
Shamrock schrieb:

Beim Corryocactus melanotrichus hege ich ja immer noch den leisen Verdacht (Wunschdenken?), dass es mit seiner Blühfähigkeit zusammenhängt. Letztes Jahr sind mir keine Nektartröpfchen an den Dornenspitzen aufgefallen und ich glaube, dass ich da schon einen recht guten, aufmerksamen Blick habe. Warum also dann plötzlich in diesem Herbst?
Bisher hat er noch nicht geblüht, dürfte aber von seiner Größe her langsam so weit sein. Bin mal gespannt, ob da im Frühling was kommt... Bis dahin kann ich mir ja schonmal eine Theorie bezüglich eines evtl. Zusammenhanges zwischen Nektarausscheidungen durch EFN in Verbindung mit dem Erreichen der Blühfähigkeit einfallen lassen. Bisher kam mir dazu jedenfalls noch keine plausible Idee. Wink

Die Theorie eines Zusammenhangs zwischen der Entwicklung von EFN und folgender Blühfähigkeit möchte ich mit folgender Beobachtung unterstützen.

Ich habe vier Thelocacteen bicolor unterschiedlichen Alters. Junge Pflanzen haben noch keine oder für mich keine erkennbaren EFN. Sobald EFN deutlich erkennbar sind und ein Sekret absondern, haben sich im darauf folgenden Jahr Blüten gezeigt.
Ähnliches habe ich bei Ferocactus beobachtet. Erst treten EFN in Erscheinung, im Folgejahr sind Knospen sichtbar die aber nicht blühen und im nächsten Folgejahr kommt alles nacheinander bis zur offenen Blüte.
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Beitrag  Gast Mi 08 Nov 2017, 20:46

Das würde heißen, ich bekomme nächstes Jahr sowas zu sehen: https://www.google.de/search?q=corryocactus+melanotrichus&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwijnpf81q_XAhXIvBoKHf7wD54Q_AUICygC&biw=1280&bih=585 Fröhlich Hoffentlich ist er der Erwartungshaltung auch gewachsen!
Okay, logische Erklärung für das Erscheinen der EFN vor bzw. zur Blühfähigkeit: Würde ja wieder perfekt zu der bereits festgestellten Erhöhung der Fertilität passen...
Günter, auch dir besten Dank für deinen ermutigenden Beitrag!
Wenn mich mir meine kleckernden Feros hier so angucke, dann sind die aber noch meilenweit von jeglichen Blüten entfernt.

Stefan, nicht ganz der gleichen Meinung? Naja, bisher sind wir immer irgendwie souveräner damit umgegangen... Wink
Aber ich freue mich ja sehr, dass du dich mit meiner Theorie der Wasserauslagerung als Grundlage für eine gewisse Frosthärte anfreunden kannst. Ob das den Kakteen um Parras das Leben gerettet hat, sei dahin gestellt. Die müssten ja dann das Wasser ziemlich flott aus den Zellen und später aus dem Kaktus rauskriegen, um so eine plötzliche Kältewelle zu überstehen. Die klassischen Frostharten schrumpfen ja im Herbst eine ganze Weile vor sich hin, bis sie genug Wasser ausgelagert haben um auf der sicheren Seite zu sein. Aber wer weiß, ausschließen will und werde ich es sicher nicht - schon gut vorstellbar.
Viele Kakteen wachsen halt in Gegenden, wo sie durchaus mal mit Frost konfroniert sein können - aber dann meist nur kurz und temporär. Und wenn es einzelne Nächte sind.

Mit der Äquatornähe hab ich eigentlich nur gemeint, dass Kakteen schon primär in Gegenden wachsen, welche im Schnitt eher als warm zu bezeichnen sind. Die Schumannia 7 steht vor meiner Nase und die Diversitätszentren der Kakteen sind sowieso eine hochinteressante Thematik.

Stefan, bisher hast du doch stets strikt abgelehnt, dass EFN von Kakteen irgendwelcher Ameisenbespaßung dienen könnten. Selbstverständlich hat kein Kaktus seine EFN "erfunden", um damit Ameisen glücklich zu machen und im Gegenzug von irgendwelchen Dienstleistungen zu profitieren. Sowas entsteht ja immer im Laufe einer langwierigen Koevolution. Auch bei den hochkomplexen Akazien-Ameisen-Beziehungen wurde ja nix von der Akazie für Ameisen "angeschafft". Warum allerdings irgendein Kaktus irgendwann mit EFN angefangen hat, lässt sich heute wohl kaum mehr nachvollziehen. Schon sehr gut vorstellbar, dass über diese Drüsen anfangs eigentlich nur Wasser aus dem Fenster gekippt werden sollte und irgendwann später dann der Zucker und die Ameisen ins Spiel kamen.
Auch wenn die EFN sicher nicht für die Ameisen angelegt wurden, ein bissl mehr als nur eine zufällige Allianz ist es dann schon. Aber ich verstehe natürlich was du meinst und gehe da auch völlig konform.  Wink

Spannend ist ja auch, dass sich EFN bei so vielen grundverschiedenen Pflanzen völlig unabhängig voneinander entwickelt haben und sehr häufig irgendwann irgendwelche Ameisen ins Spiel kamen. Scheint also im Laufe der Evolution schon sehr effektiv gewesen zu sein, dass sich EFN für die munteren Sechsbeiner entwickelt haben und ja auch beibehalten wurden (siehe Beitrag 53).

Und lass mal die Ameisen nicht gar so dumm dastehen. Man kann beispielsweise die fetteste Ameisenstraße über ein kleines Streichholz leiten ohne das ein Stau entsteht. Jedes Individuum handelt handelt im Sinne des Kollektivs und versucht das Ganze reibungslos zu lösen. Bei uns Menschen reicht schon ein kleiner Unfall in der Gegenrichtung, damit der erste Gaffer auf die Bremse tritt und dann mittels Kettenreaktion einen Stau auslöst. So gesehen sind uns Ameisen also weit überlegen und schlauer als wir!  Wink
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Beitrag  Hardy_whv Mi 08 Nov 2017, 20:58

Ich meine, einige der Fragen relativieren sich, wenn man sich mal anschaut, wie Evolution funktioniert:

Evolution ist die Änderung der vererbbaren Merkmale von Lebewesen. Diese werden durch die Gene bestimmt. Es gibt zwei wesentliche Mechanismen für Veränderungen der Gene: Die Mutation (spontane Änderung) und die Rekombination (u. a. durch die sexuelle Fortpfanzung).

Wenn sich die Häufigkeit bestimmter Merkmale in einer Polupation allmählich verändert, ist dies Evolution. Die Veränderung der Häufigkeit von Eigenschaften kann nun einerseits durch natürliche Selektion, sexuelle Selektion oder Gendrift erfolgen.

Natürliche Selektion bedeutet, dass das Vorhandensein bestimmter Eigenschaften (unter den gegebenen Umgebungsfaktoren) vorteilhaft ist und somit Individuen mit diesen Eigenschaften sich besser behaupten als Idividuen ohne diese Eigenschaften. Sexuelle Selektion bezieht sich auf unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg (z. B. attraktivere Blüten). Bei der natürlichen/sexuellen Selektion gibt es also einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Merkmal und einer besseren Durchsetzungfähigkeit von Idividuen mit dieser Eigenschaft (im Vergleich zu Individuen ohne die Eigenschaft). Gendrift hingegen ist eine zufällige (!) Änderung der Häufigkeit von Eigenschaften der Population.

Es ist im Nachhinein oft aber schwer nachvollziehbar, warum sich die Häufigkeit einer Eigenschaft (im Laufe einer vielen tausend Jahre langen Evolution) verändert hat. Wenn es sich um eine Eigenschaft handelt, die der Art einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafft, so kann man mutmaßen, dass natürliche oder sexuelle Selektion ursächlich waren. Aber ein Merkmal kann sich auch zufällig (Gendrift) entwickelt haben. Dann läuft die Frage "warum?" oder "zu welchem Zweck?" oder "welchen Vorteil hat die Art dadurch?" schlichtweg in Leere. Warum hat eine Art gehakte Dornen und eine andere Art gerade Dornen? Haben sie dadurch irgendwelche Vorteile? Es gibt Gebiete, wo mehrere Arten einer Gattung vorkommen, manche mit geraden, manche mit gehakten Dornen. Warum? Zu welchem Zweck? Lässt sich nicht eindeutig einem Vorteil/Zweck zuordnen.

Genauso kann es bei den extrafloralen Nektarien sein. Selbst wenn sich heute Ameisen dran laben und die Pflanze vor Schädlingen schützen - wissen wir, ob sie das auch vor zigtausend Jahren schon gemacht haben, als sich die extrafloralen Nektarien entwickelt haben? Nein.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Frage danach, welchen Zweck eine Eigenschaft hat, lässt sich sehr oft schlichtweg nicht beantworten.


Gruß,

Hardy    Cool
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