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Beitrag  CharlotteKL Mi 06 Dez 2023, 19:02

Danke für die interessante Erklärung!
Das mit den Kieselalgenskeletten wusste ich schon, aber von dem Rest hatte ich keine Ahnung.

Ist wie hygroskopisch das Material ist evtl. auch von der Form abhänging? Kieselgur in Pulverform wird überall als hygroskopisch angepriesen.
Für meine Kakteen habe ich Kieselgur zwar in ziemlich kleiner Körnung (1-3 mm oder so), aber es ist natürlich lange kein Pulver. (Ich versuche trotzdem daran zu denken, dass ich eine Maske aufsetze, wenn ich damit arbeite. Ich trage immer noch viel FFP3-Maske in schlecht belüfteten, vollen Orten; die funktioniert auch gegen feinen Staub.)

Ergänzung: OK, jetzt bin ich noch verwirrter -- die Wirkung von Kieselgur gegen Insekten beruht auf ihrer wasseranziehenden Eigenschaft, also die Wurzelläuse austrocknen? Was denn nun?
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Beitrag  OPUNTIO Mi 06 Dez 2023, 21:25

Wenn es darum geht ein Schichtsilikat gegen Wurzelläuse einzusetzen, dann muss dieses auch fein genug sein, bzw. weich genug, damit sich durch Abrieb Staubanteile bilden.
Denn nur der Staub schadet den Läusen. Grobe Steinchen jucken die nicht.
Ich persönlich mische seit einiger Zeit etwas Löss unter. Hat den gleichen Effekt. Bei vielen anderen Töpfen hab ich feinen Löss in Wasser eingerührt und nachträglich zwischen das
Substrat geschwemmt.
Talk / Speckstein ist auch ein Schichtsilikat. Theoretisch könnte man sogar Babypuder gegen die Läuse einsetzen.
Gruß Stefan
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Beitrag  CharlotteKL Mi 06 Dez 2023, 21:31

Dann hoffe ich mal sehr, dass da genug Staub entsteht (aber nur im Topf; einatmen will ich den ja nicht). Ein bisschen staubt es schon auch beim Abfüllen...
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Beitrag  Hauyn Mi 06 Dez 2023, 23:13

Ah ja. *deadly dust*. Langsam formt sich das Bild. Ekannt war es in etwa, aber nicht im Zusammenhang konsequent ausgewertet.
Schichtsilikate zerstören die Wachsschicht. Dann kommt also sehr wohl der Staub. Der hat nun leichtes Spiel, entzieht den Tierchen das Wasser. Aber das Verhältnis zum gröberen muss stimmen, sonst entsteht Staunässe.

Dabei assoziiert sich die Frage, was bringen Grobe Teile? Lavagrus kannte ich ur-damals im Zusammenhang mit Wasser als stimmiges Material. Dann las ich in einer KuaS von der wurzelnverletzenden Scharfwandigkeit. Also nutze ich Bimskies, mischte etwas Lavagrus und Ganitgrus bei. Den Ausgleich für das fehlende Grobmaterial sollte Quarzsand schaffen. Aber in der Tat, außer Raumverschwendung gewann ich nichts. -- Schichtsilikate sind also weniger oberflächen-porös als ich gedacht hatte. Dann nützt das gena so wenig wie Quarzsand.... Nun verstehe ich den Sinn der Aufbereitungen besser.

Stefan, deine Praxis gefällt. Hatte gestern einiges bei Haage estellt. Auch etwas Lös zum ins Substrat einschlämmen. Der Kieselgur 1 - 3 ist also nicht hygroskopsch, dafür in der Feinstruktur wasserbindend? Denn das ist ja der Austrocknungseffekt. --- Ich deke grad, damit löst sich womöglich auch mein Problem mit der mir zu hohen inneren Feuchtigkeit. Die taugt nix. Luft muss zirkulieren. Bin nun echt gespannt, was sich aus der Haage-Lieferung ergeben wird.
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Beitrag  chrisg Do 07 Dez 2023, 01:36

sensei66 schrieb:
Hauyn schrieb:Unabhängig davon interessiert mich Glimmerschiefer als Substrat. Niemand kennt oder nutzt es.

Mir fällt bei solchen Diskussionen immer wieder auf, dass Begriffe durcheinander geworfen werden und demnach Informationen ungenau oder verwirrend werden.
Bleiben wir mal beim Beispiel Glimmerschiefer/Vermiculit: Glimmerschiefer ist ein recht schweres und hartes Gestein. Als Substratbestandteil wäre es weiterhin nur ein Stein, der sinnvolleren Bestandteilen den Platz im Topf wegnimmt. Erst durch technische Behandlung (Erhitzen auf 800-1000°C) entsteht ein Material, das für gärtnerische Zwecke geeignet ist.

Als ich in Nordschweden noch meinen Gärtnereibetrieb hatte, gab es Glimmerschiefer von Natur aus "überall" (der Berg war voll mit Speckstein, Olivin, Peridot usw) und wurde so dem Komposthaufen quasi von alleine beigemengt. Ich kann das deshalb nur so gesehen beurteilen. Wir konnten gut ohne dem Zeug auskommen. Suspect  Als Zuschlagstoff bei den Kakteen? Hmm, ich kann es mir dort nicht als funktionelles Substrat vorstellen, nur als Füllmenge. Man sollte bei der Beurteilung vielleicht auch die Partikelgrösse beachten, das ist ein nicht unerheblicher Faktor. Ist die verwendete Partikelgrösse zu klein im Vergleich zu den anderen Substratkomponenten wird es backen, egal welche sonst positiven Eigenschaften bei den anderen Stoffen vorliegen.

sensei66 schrieb:Durch das Verdampfen des Kristallwassers bläht sich das Gestein auf, wird porös, die Dichte ist um ein Vielfaches geringer. Erst dann haben wir die Eigenschaften, weswegen wir das Material einsetzen: gute Wasseraufnahmefähigkeit, Bodenbelüftung und ein gewisses Ionenaustauschpotential, das platt gesagt als Düngerreservoir genutzt werden kann. Im Fall des Glimmerschiefers nennt man das Produkt halt Vermiculit(e), obwohl das meiste Vermiculit aus dem gleichnamigen Mineral gewonnen wird.

Es kommt ja in Wurstform aus den Düsen heraus. Danach zerfällt es in Scheibchen, genau wie eine aufgeschnittene Wurst. Etwas später zerfällt es noch mehr und dann entsteht eine gelbe schleimige Matsche. Mit dem Vermiculite habe ich aus diesem Grund nur schlechte Erfahrungen sammeln können. Von daher kann ich es überhapt nicht für Kakteen empfehlen, zumindest nicht für Epiphyten, die womöglich bei etwas höheren Feuchtigkeitsbereichen gepflegt werden als Wüstenkakteen es gewohnt sind. Früher oder später, wohl eher früher, wird die Pampe die feinen Wurzeln ersticken und den Kaktus vergammeln lassen.

Allerdings sehe ich bei Vermiculite gute Möglichkeiten für kurzweilige Verwendungszwecke, etwa Aussat oder Bewurzelung von Stecklingen. Auch gerne gemischt mit anderen Stoffen, zB Perlite, Bims und Torf- oder Kokosfasern. Hier wären die Eigenschaften die mit den Nährsalzen in Verbindung stehen allerdings etwas verfehlt, denn für die Nahrungsaufnahme braucht die Pflanze wie bekannt erstmal Wurzeln.  grinsen2

Wer das langwierig verwenden kann als Zuschlagsstoff für Wüstenkakteen kann es ja gerne auch dort verwenden aber diese Töpfe müsste man ständig bewachen. Bei mir passt es jedenfalls nicht in den Kram. Es gibt dabei sicher unterschiedliche Erfahrungen.

sensei66 schrieb:Bei der Kieselgur (die übrigens kein Schichtsilikat ist und überhaupt nicht hygroskopisch) ist es etwas anders. Das wird zwar auch calciniert (bei hoher Temperatur behandelt), allerdings bläht sich da nichts auf. Für die Struktur sorgen da die Kieselalgenskelette, aus welchen sie besteht. Sehr ähnlich ist Moler, ein Gemisch aus Kieselgur und Ton

Ja genau. Hier wäre auch die Partikelgrösse von Bedeutung denn eine Prise Kiselgur ist schon was anderes als ein Haufen Moler. Das Kiselgur ist bei mir solo nicht viel im Einsatz gewesen. Erstmal ist es staubig und meine Lungen mögen das nicht. Auch habe ich nicht viel Gelegenheit gehabt es als Insektenmittel benutzen zu müssen. Moler habe ich als Katzenstreu und ähnlich dem Akadama oder Kanuma als Zuschlagstoff für Bonsais mal genommen. Wohlgemerkt, das Zuchtziel hier ist den Zuwachs der Wurzeln und somit den oberirdischen Teilen der Pflanze zu unterbinden, und nicht zu fördern, was bei der Kakteenzucht vermutlich konträr zu dem allgemeinen Wunschziel wäre. Es kompaktiert und entzieht den Wurzeln Sauerstoff. Gebrannter Moler wie etwa Seramisähnliche Produkte sind jedoch bei mir seit Anfang 90-ern ständig im Einsatz. Ausser als Zuschlagstoff funzt es auch solo bei Semihydrokultur und kann wiederverwendet werden. Das letztere finde ich sehr wichtig. Als Katzenstreu verwendet macht es aber bei hellen Sofas Probleme. Die Pfötchen nehmen den Stoff wunderbar auf und hinterlassen einen schönen rötlichen Schimmer auf der hellen Ledercouch...

Geheimtipp: Wer nicht gleich Kiselgur in grösseren Mengen (gibts auch als Ameisenmittel) einkaufen möchte, kann aus einer Seramistüte gut eine kleinere Menge Moler/Staub heraussieben. Bei Wurzelläusen eine schnelle Kur. Damit wässern und warten bis es wieder trocken ist. Dann ist Aus mit dem Schmaus.  Twisted Evil

Eine wichtige und nicht zu unterschätzende Eigenschaft bei gebrannten Moler, etwa Seramis, ist die offenporigkeit. Bei Bims nicht der Fall, dort sind die Poren im Gestein eingeschlossen. Zeolite nehmen in dieser Hinsicht eine Art Mittelstand ein. Die Marken sind hierbei etwas unterschiedlich. Manche sind fast inert und andere werden für Blaukorn verwendet.

/ CG
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Beitrag  sensei66 Do 07 Dez 2023, 16:44

CharlotteKL schrieb:Ist wie hygroskopisch das Material ist evtl. auch von der Form abhänging? Kieselgur in Pulverform wird überall als hygroskopisch angepriesen.
Nein, Hygroskopie ist eine Eigenschaft, die ausschließlich von der chemischen Zusammensetzung bzw. von deren Kristallstruktur abhängt. Die Form entscheidet nur über die Geschwindigkeit. Wenn trockene Stoffe Wasser aufnehmen können, ist das noch keine Hygroskopie. Davon spricht man erst dann, wenn das Material in der Lage ist, Wasserdampf (Luftfeuchtigkeit) aktiv aufzunehmen. Einfaches Beispiel: ein trockener hygroskopischer Stoff in einem trockenen Raum gelagert wäre irgendwann feucht (oder einfach nur schwerer, weil sich Wasser in den Kristallen eingelagert hätte). Das wird bei Kieselgur nicht passieren. Aber wenn die Werbung es behauptet, stimmt es vielleicht ja doch... Wink

OPUNTIO schrieb:Wenn es darum geht ein Schichtsilikat gegen Wurzelläuse einzusetzen, dann muss dieses auch fein genug sein, bzw. weich genug, damit sich durch Abrieb Staubanteile bilden.
Denn nur der Staub schadet den Läusen. Grobe Steinchen jucken die nicht.
Es muss kein Schichtsilikat sein, sonst würde ja Kieselgur nicht funktionieren. Wirksam ist der silikatische Anteil ("Kieselsäure"), aus welcher Quelle auch immer. Grundsätzlich ginge auch Quarzstaub (vielleicht sogar am besten), ist aber wegen der Gesundheitsgefahren (krebserregend) nicht ratsam. Es gibt in der Industrie Bestrebungen, sog. amorphe Silikate zu entwickeln, die möglichst hohe insektizide Wirkung mit möglichst geringer Gesundheitsgefahr verbinden.
Klar ist, je kleiner die Korngröße, desto wirksamer. Ich glaube aber, dass auch z.B. in herkömmlicher Kieselgur genug Abrieb vorhanden ist, um auch eine Wirkung zu entfalten.

Hauyn schrieb:Schichtsilikate zerstören die Wachsschicht. Dann kommt also sehr wohl der Staub. Der hat nun leichtes Spiel, entzieht den Tierchen das Wasser....
...Der Kieselgur 1 - 3 ist also nicht hygroskopsch, dafür in der Feinstruktur wasserbindend? Denn das ist ja der Austrocknungseffekt. ---
Nein, Silikate zerstören die Wachsschicht, die die Tiere vor dem Austrocknen schützt. Je feiner, desto effektiver. Da muss nichts Wasser binden, die trocknen einfach aus.

Hauyn schrieb: Der Kieselgur 1 - 3 ....
chrisg schrieb:Das Kiselgur...

Auch wenn's in den Ohren schmerzt: es ist DIE Kieselgur Very Happy

chrisg schrieb:Ist die verwendete Partikelgrösse zu klein im Vergleich zu den anderen Substratkomponenten wird es backen, egal welche sonst positiven Eigenschaften bei den anderen Stoffen vorliegen...
...Früher oder später, wohl eher früher, wird die Pampe die feinen Wurzeln ersticken und den Kaktus vergammeln lassen....
...Hier wäre auch die Partikelgrösse von Bedeutung ...

Genau, Feinanteile im Substrat führen häufig zum Problem. Deshalb habe ich meine Versuche mit Vermiculit auch wieder aufgegeben. Und gerade bei der Kieselgur macht es einen enormen Unterschied, welches Produkt man kauft. Die weißen, staubfeinen Pülverchen, die als Insektizid für die Geflügelzucht angeboten werden, halte ich aus genau diesem Grund für ungeeignet. Auch wenn sie vielleicht wirksamer sein mögen, sie werden früher oder später das Substrat verschlämmen und Probleme bereiten. Das braune, krümelige Produkt, das speziell für gärtnerische Zwecke angeboten wird, verwende ich dagegen sehr gerne. (z.B. diese https://www.kakteen-schwarz.de/content/shop/products/products_detail.php?type=erde&id=760)

Und falls jemand noch mehr lesen will: https://ojs.openagrar.de/index.php/Kulturpflanzenjournal/article/view/12438/11671
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Beitrag  Hauyn Do 07 Dez 2023, 18:03

Offenbar Glück gehabt:

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Haage zeigt via google drastisch mehr Bilder als in seinem online-Katalog. Ist nicht bestell-förderlich, aber der Meister macht es halt so.

Dank für eure Ausführungen. Das vielleicht gar nicht so komplexe Bild formt sich immer besser. - Man muss nicht alles wissen, man soll es richtig wissen. Kaktus2

Auf dem Bild sieht es gut aus. Aber zum pur verwenden wird es zumindest für einige Mexikaner zu sauer sein? PH 5,5... hmm. Grad meine Lieblinge, Thelocactus mag ich halt doch etwas fleißiger blühen sehen.
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Beitrag  Kaktussonne32 Do 07 Dez 2023, 18:39

Pur verwenden ist nicht nötig, zumal es zu den teureren Substratbestandteilen zählt. Im KakteenFachhandel natürlich etwas mehr als im Baustoffhandel.

Kann jetzt keine sinnvolle Größenordnung nennen, aber für KuaS sind 5-10 %, max. 15 % gängig.
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Beitrag  Hauyn Do 07 Dez 2023, 19:54

Dank. Jau, das "max. 15 %" hat sicher seine Berechtigung. Ohne klare Erfahrungs-Empfehlung will ich sowieso nicht höher gehen. Ich überlege halt und frage. Vielleicht hat jemand schon höher dosiert und Erfahrugen gesammelt. - Vielleicht mal mit dem einen oder anderen Ableger probieren? Zumindest auf dem Bild macht das Granulat einen sehr verlockenden Eindruck. Ich schätze es geringer wasserhaltend als Bimskies ein. Die Korngrößen sind auch sehr gut gemischt. Mal vielleicht hören und schauen...
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Beitrag  Kaktussonne32 Do 07 Dez 2023, 20:02

Es gab schon erfolgreiche Aussaaten auf purer Kieselgur - Wasser war auch dabei Wink

Aber Samen Keimen auch auf Küchenkrepp. Für die Dauerkultur ist reine KG vermutlich weniger geeignet.
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