Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis
Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis
Sulcorebutia tiraquensis v. totorensis wurde 1957 von Cárdenas als Rebutia totorensis beschrieben. Ritter kombinierte sie 1961 zu Sulcorebutia um und Augustin & Gertel (Augustin et al. 2000) machten eine Varietät von S. tiraquensis daraus. Es ist nicht ganz einfach, einen Beitrag zu dieser Varietät zu schreiben, denn erstens kennen wir davon kein authentisches Pflanzenmaterial und zweitens stimmt das Bild von S. totorensis nicht, das wir uns in den letzten Jahren gemacht haben.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G111/7
Jeder, und das gilt praktisch für alle Buchautoren (auch für einen gewissen „ Willi Gertel“) zum Thema „Sulcorebutia“, als auch für Schreiber von Artikeln, hat unter diesem Namen Pflanzen vorgestellt, die in etwa dem obigen Bild entsprachen. Offensichtlich hatte keiner von denen die Erstbeschreibung studiert. Dort steht nämlich ausdrücklich in 3 Sprachen nur etwas von „pektinat stehenden Randdornen“ und kein Wort von Mitteldornen. Ich zitiere hier den englischen Text: „Spines pectinate 9-13, spreading or slightly apressed laterally, thin, acicular dark brown; shortest spines 3 mm long, medium sized ones, 10 mm and longest ones, 20 mm„. Auch bei der Areolenzeichnung sind keine Mitteldornen zu sehen. Das beigefügte Bild, so wenig aussagekräftig diese Schwarz–Weiß–Abbildung auch ist, zeigt eine etwa 6 cm große Pflanze mit offensichtlich sehr feinen Dornen. Auf keinen Fall würde die oben abgebildete G111 ein solches Bild ergeben.
Das bedeutet nun aber keineswegs, dass alles, was bisher zu S. tiraquensis v. totorensis geschrieben worden ist, falsch war. Wir müssen nur unser Bild von Rebutia totorensis im Sinne von Cárdenas etwas verändern. Nachdem mir dieser Umstand während der Abfassung der Erstbeschreibung von S. tiraquensis v. huancuniensis bewusst geworden war, habe ich mich auf die Suche nach Pflanzen gemacht, die der Beschreibung von Cárdenas entsprechen könnten.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G112/9
Erstaunlicherweise hatte ich keinerlei Probleme entsprechende Pflanzen in meiner Sammlung zu finden. Es gibt solche Typen in vielen Populationen von der Straße Totora – Omereque, dem Verbreitungsgebiet von S. tiraquensis v. totorensis. Die besten Entsprechungen fand ich bei einigen G112, die ich früher schon immer als feine Form von S. totorensis vorgestellt hatte. Zumindest ein Teil meiner Pflanzen hat, obwohl sie schon rund 20 Jahre alt sind, keine oder höchstens einen gelegentlichen Mitteldorn. Insgesamt sind die Dornen auch feiner, wie z.B. bei der weiter nördlich gefundenen G111 oder auch HS149, die ja bisher oft als Prototyp einer „Totorensis“ gehandelt wurde.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis HS149
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G112/5
Ist das nun aber Rebutia totorensis im Sinne von Cárdenas? Ich weiß es nicht und wir werden es auch nie sicher wissen können. Jedenfalls gibt es innerhalb dieser Population Pflanzen, die besser mit dem übereinstimmen was Cárdenas beschrieben hat, als das, was bisher unter dem Namen vorgestellt worden ist. Aber auch an anderen Fundorten entlang dieser Straße findet man Pflanzen, die durchaus zu der Beschreibung von Cárdenas passen.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G112/2
Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass es auch an diesem Fundort Pflanzen gibt, die im Alter Mitteldornen entwickeln, insgesamt aber sind die Dornen fein, so wie das von Cárdenas angegeben worden ist. Ausgehend von dieser Population möchte ich nun aufzeigen, wie variabel S. tiraquensis v. totorensis in der Natur ist und dass entlang der bezeichneten Straße eine lückenlose Entwicklungslinie existiert, die trotz aller Gegensätze S. tiraquensis v. tiraquensis mit S. tiraquensis v. augustinii verbindet.
Genau genommen beginnt diese Linie schon in der Gegend von Epizana, wo Formen von S. tiraquensis gefunden werden, die man kaum von jenen unterscheiden kann, die im nördlichen Teil der Straße Totora – Omereque zu finden sind (man vergleiche z.B. G79 bei S. tiraquensis v. tiraquensis und die oben abgebildete G111/7).
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G111/5
Aber schon G111 und auch die in der Nähe gefundene G110a sind sehr variabel. Man kann sie, ebenso wie HS149, als Übergänge zu S. tiraquensis v. tiraquensis ansehen. Es ist offensichtlich so, dass solche derb bedornten Formen nur im nördlichen Teil der Straße vorkommen.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G110a/5
Leider war es Cárdenas selbst, der uns mit der Angabe von “Lagunillas” hinter das Licht geführt hat. Diese Ortschaft liegt etwa 4 km östlich von Totora, aber dort gibt es die Pflanzen nicht, die er beschrieben hat.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G110a/7
Ob man die Funde aus dem nördlichen Teil dieses Bergzuges, über den die Straße von Totora nach Omereque führt, nun eher in die Nähe von S. tiraquensis v. tiraquensis oder näher bei S. tiraquensis v. totorensis sieht, ist zuerst einmal gleichgültig. Mir kommt es darauf an, die Entwicklungslinie aufzuzeigen, d.h. wie sich die Pflanzen von Norden nach Süden nach und nach verändern.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G179/1
Die größten und auch die am kräftigsten bedornten Sulcorebutien an dieser Strecke findet man am Standort G179. Hier wachsen bis zu 10 cm durchmessende Pflanzen mit sehr dichter, abstehender, meist dunkelbrauner bis schwarzer Bedornung. Der oben gezeigte Klon 1 ist eher eine Ausnahme.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G179/2
Interessant ist auch, dass im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes neben violetten oft auch rote Blüten zu sehen sind. Etwa ab dem Kilometer 20 von Totora (G112 kommt vom km17) sind rote Blüten ebenso verschwunden wie die Mitteldornen.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G179/6
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G180b/4
Während der Fundort von G179 noch nördlich von G112 liegt, ist der von G180b etwas weiter südlich. Dies sind in meiner Sammlung die südlichsten S. tiraquensis v. totorensis, die auch rote Blüten haben können. Weiter nach Süden sieht man nur noch violette Blüten.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G180b/8
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G218/5
Folgt man der Straße weiter in Richtung Omereque, fehlen den dort vorkommenden S. tiraquensis v. totorensis nicht nur die Mitteldornen, auch die Randdornen werden deutlich kürzer. Als Sonnenschutz reichen hier offensichtlich Anthocyan–Einlagerungen, die für eine dunklere Epidermis sorgen.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G219/2
Diese Dunkelfärbung ist von Standort zu Standort, aber auch innerhalb eines Vorkommens, sehr unterschiedlich. Man kann auch hier ein Nord–Süd–Gefälle feststellen, d.h. je weiter man nach Süden kommt, desto mehr dunkle Sulcorebutien findet man.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G219/3
Für Sulcorebutiafreunde könnte man eine Regel aufstellen, die wie folgt lautet: „Je dunkler die Pflanze, desto beliebter und begehrter ist sie”. Das gilt hier ganz besonders und es ist vielleicht sogar der Grund, dass man ein besonders schönes Exemplar (HS151) zu Ehren von Heinz Swoboda, der diese Pflanzen als Erster nach Europa brachte, als S. heinzii beschrieben hat.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis HS151
Ich missgönne Heinz Swoboda ganz sicher nicht sein nach ihm benanntes Taxon, frage mich aber, ob es Sinn macht, aus einer extrem variablen Population eine Pflanze herauszugreifen und daraus eine neue Art zu machen.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis HS151/3
Vielleicht ist das Wort “Population” in diesem Fall etwas irreführend, denn es handelt sich eigentlich um eine Vielzahl aneinander gereihter Populationen. Andererseits muss man feststellen, dass es entlang dieses Bergzuges kaum eine Unterbrechung in der Verbreitung der Sulcorebutien gibt. Man kann praktisch anhalten, wo man will, man findet immer Sulcos und das auf einer Strecke von gut 40 km.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G113/7
Hierzu muss man einschränkend sagen, dass diese Aussage vor 20 Jahren Gültigkeit hatte. Heute ist die ganze Gegend entlang der Straße, die größtenteils durch die Gipfelregionen dieser Bergkette führt, völlig zersiedelt. Man findet entlang der Straße kein ebenes Fleckchen mehr, auf dem nicht Häuser stehen und jeder auch nur annähernd geeignete Platz ist zum Acker umfunktioniert worden.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G113/1
Ich bin 2001 zum letzten Mal über diese Straße gefahren und hatte große Mühe, alte Standorte wiederzufinden. Einmal wurde die Trasse sehr stark verändert – früher war das ein ewiges auf und ab, heute fährt man weitgehend eben – und zweitens sind viele der Sulcostandorte als solche einfach nicht mehr vorhanden.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G113a/9
Von den mir bekannten Fundorten ist der von G113/G113a derjenige mit dem größten Anteil an Sulcorebutien mit dunkler Epidermis. Diese Pflanzen wachsen sehr exponiert auf einem Hügelplateau fast ohne Begleitvegetation, was für Höhenlagen von hier 2500m eher selten ist.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G113a/12
HS151 kommt aus der Umgebung einer an dieser Straße gelegenen Pumpstation, die das durch die beiden Pipelines beförderte Gas weitertransportiert. Vermutlich ist der Fundort identisch mit dem von G219. Der Standort G113 liegt noch etwas weiter südlich und kurioserweise tauchen hier wieder hellgrüne Sulcorebutien (G114, G182) auf, wie sie verbreitet etwas weiter nördlich zu finden sind.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G182/1
Wenn man dort auf die Suche geht, weiß man nie sicher, ob man eine Population mit hellgrünen oder mit dunklen Formen von S. tiraquensis v. totorensis findet. Da es sich immer entweder um die eine oder die andere Form handelt und es zumindest dort keine Übergänge gibt, könnte ich mir sogar vorstellen, S. heinzii als zusätzliche Varietät zwischen S. tiraquensis v. totorensis und der var. augustinii anzusehen.
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G114/8
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Sulcorebutia tiraquensis var. totorensis G114/9
Während G182 vom Nachbarhügel der dunklen G113 kommt, liegt der Fundort G114 gleich neben dem von G115. Dort beginnt das Vorkommen von S. tiraquensis v. augustinii. So findet man in der Populationen G115 und G220, die direkt nebeneinander liegen, Pflanzen, die man eher zu S. tiraquensis v. totorensis fa. heinzii stellen möchte und solche, die große Ähnlichkeit mit S. tiraquensis v. augustinii haben.
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Sulcorebutia tiraquensis var. G115/3
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Sulcorebutia tiraquensis var. G115a
Aus meiner Darstellung von S. tiraquensis v. totorensis ist ersichtlich, dass es entlang des Bergzuges, auf dem die Straße Totora – Omereque verläuft, eine praktisch durchgehende Population von Sulcorebutien gibt, die sich von Norden her aus S. tiraquensis v. tiraquensis ähnlichen Formen, über die typische Rebutia totorensis sensu Cárdenas bis hin zu S. tiraquensis v. augustinii verändert. Etwa in der Mitte dieser Strecke findet man Formen mit kurzen, anliegenden Dornen und dunkler Epidermis, die man möglicherweise als zusätzliche Varietät ansehen kann.
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Sulcorebutia tiraquensis var. G220/5
Literatur:
Cardenas Martin (1957): Nouvelles Cactées Boliviennes (V) - Rebutia totorensis .- CARDENAS nov.spec. - Cactus(Paris), 12 (57): 246-261
Ritter Friedrich (1961): Sulcorebutia BACKEBERG - Nat.Cact.Succ.J., 16 (4): 79-81
Augustin Karl, Gertel Willi, Hentzschel Günter (2000): Sulcorebutia.
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart: pag. 147 f
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